Wir alle bemerken, dass es im Dezember wirklich sehr früh finster wird. Doch haben wir nicht den Eindruck, dass es am Anfang des neuen Jahres doch schon ein wenig länger hell am Abend ist? Und haben wir nicht den Eindruck, dass es gerade zum Ende der Weihnachtsferien, Anfang Jänner, in der Früh ganz besonders dunkel ist? <BR /><BR />Der Schein trügt nicht: Wir erleben den Effekt der Zeitgleichung, der um den kürzesten Tag des Jahres besonders auffällig ist, wahrscheinlich wirklich deshalb, weil der astronomische Morgen und Abend in die hektischste Tageszeit mit Arbeitsbeginn und vielfach auch auf Arbeitsende fällt.<BR /><BR />Während der Tag der Wintersonnenwende, meist der 21. Dezember, wirklich der kürzeste Tag ist, findet der früheste Sonnenuntergang schon um den 12. Dezember statt. Dagegen findet der späteste Sonnenaufgang erst um den 2. Jänner statt, jeweils mit einer kalenderbedingten Schwankung von ein paar Tagen. Die Ursache für dieses leicht zu überprüfende Phänomen ist allerdings gar nicht leicht zu erklären.<h3> Kräftespiel im Sonnensystem</h3>Die Sonnenuhr gaukelt es uns vor: Der Lauf der Sonne ist gleichmäßig, eben wie ein Uhrwerk. So scheint es. Wenn die Tage länger werden, müsste die Sonne also im gleichen Maße früher auf und später untergehen. Aber das Kräftespiel in unserem Sonnensystem lässt genau das gar nicht zu. Im Laufe eines Jahres, also in etwa 365 Tagen, läuft die Erde einmal um die Sonne. Zusätzlich dreht sich die Erde aber auch pro Tag einmal um sich selbst und zwar in der gleichen Richtung, wie sie auch um die Sonne läuft. <BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="847337_image" /></div> <BR /><BR />Würden diese beiden Bewegungen tatsächlich gleichmäßig, wie die Zahnräder in einem Uhrwerk zusammenspielen, dann müsste die Sonne jeden Tag genau dann exakt im Süden von uns stehen, wenn unsere Uhren 12:00 Uhr mittags zeigen. Das tut sie aber nicht. Warum tut sie das nicht? Der Grund dafür ist eigentlich ganz einfach: <BR /><BR /><BR />Eigentlich müsste die Sonne aus der Sicht der Erde derzeit jeden Tag exakt um 12:00 Uhr mittags die südlichste Position einnehmen. Aber derzeit verschiebt sich diese Position zu Mittag jeden Tag jetzt weiter östlich und nicht mehr genau im Süden. Das heißt, unsere Erde muss sich etwas weiter drehen, also etwas mehr als 360 Grad, etwas mehr als eine Runde, und dann erst steht die Sonne wieder exakt im Süden und dieses Weiterdrehen, das dauert eben ein bisschen und passiert erst, nachdem unsere Uhr 12:00 Uhr mittags anzeigt. Die Sonne hängt unserer Uhrzeit hinterher, und deswegen bleibt es abends länger hell und der Sonnenaufgang kann gar nicht früher kommen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="847340_image" /></div> <BR /><BR />Dieser Effekt ist jetzt im frühen Winter besonders stark. Die Sonne läuft unseren Uhren im Winter hinterher, und das hat mit der Geschwindigkeit der Erde zu tun. Die Bewegung der Erde um die Sonne herum verläuft nämlich nicht entlang eines exakten Kreises. In Wahrheit ist die Bahn der Erde um die Sonne elliptisch und die Sonne ist nicht exakt im Mittelpunkt. Das hat Folgen: Die Erde wird dadurch manchmal langsamer und manchmal schneller. Immer dann, wenn die Erde näher an der Sonne ist, bewegen sie sich schneller um sie herum. Im Januar ist der Abstand am geringsten. <BR /><BR />Jetzt ist die Erde am schnellsten auf ihrer Bahn. Je schneller sie die Strecke am Tag zurücklegt, desto weiter verschiebt sich die Mittagsposition der Sonne pro Tag nach Osten. Die Erde muss sich also noch weiterdrehen, bis die Sonne wieder genau im Süden steht und das braucht dann noch mehr Zeit. Je schneller also die Erde auf ihrer Bahn ist, desto stärker läuft die Sonnenuhr unseren Uhren hinterher.<BR /><BR /> Das war nur der erste Teil der Geschichte, die zweite Ursache für die ungleich länger werdenden Tage hat damit zu tun dass die Achse, um die sich die Erde dreht, schief steht und das versteckt die Himmelsuhr noch stärker. Beide Effekte diese Schiefstellung und die unterschiedliche Geschwindigkeit überlagern sich und das führt dazu, dass jetzt im Winter die Sonne im Vergleich zu unseren Uhren bis zu 15 Minuten nachgeht und genau deshalb werden die Tage erstmal nur am Abend länger und erst nach einer Woche im Jänner beginnt die Sonne, morgens früher aufzugehen, sehr zur Freude der Morgenmuffel.<BR /><BR />