<BR /><BR />„MERU – The Ascent of the Goldfish“ hat vier Hauptdarsteller. Protagonist Nummer eins: <b>Roger Schäli</b> (47). Geboren in Sörenberg in der Schweiz, ist, seit er laufen kann, in den Bergen unterwegs. Der Eiger ist sein Hausberg, dessen Nordwand sein Wohnzimmer. Über 50-mal hat Schäli sie durchstiegen. In unterschiedlichsten Routen. Der Eiger hat ihn stark gemacht. Für die großen und schwierigen Wände und Gipfel dieser Welt.<BR />Protagonist Nummer zwei: <b>Mathieu Maynadier</b> (41), Spitzname „Meme“, geboren in Briançon in den südlichen französischen Alpen auf 1.326 Metern Höhe; es ist die höchste Stadt der Europäischen Union. „Meme“ ist das Aushängeschild des französischen Alpinismus. Seine Spezialität: die technisch anspruchsvollsten Klettertouren. Der Trainer der französischen Bergsteigerteams des FFME braucht einen einfachen Eispickel und ein Paar Steigeisen, um sich an jedes Gelände anzupassen.<h3> „Ich gebe dem Berg die Chance mich abzuwerfen“</h3>Protagonist Nummer drei: <b>Simon Gietl</b> (41) aus Luttach, Alpinist und Bergführer aus Leidenschaft. „Ich … bin einfach glücklich, wenn ich in den Bergen unterwegs sein darf. Getreu meiner Philosophie besteige ich Berge mit rein traditioneller Absicherung durch Friends, Keile und Normalhaken – ich gebe dem Berg die Chance mich abzuwerfen. Sich und seine Grenzen dabei zu kennen ist elementar. Ich folge meinem Motto ,Fühl dich stark, aber nicht unsterblich‘“. <BR /><BR />Im Curriculum des Südtiroler Salewa-Athleten stehen unter anderem Expeditionen nach Patagonien, Grönland, Indien und China sowie Erstbegehungen, darunter zahlreiche in den Dolomiten, spezielle Touren an den Drei Zinnen und die Rekord-Speedbegehung am Eiger.<BR /><BR />Protagonist Nummer vier: der Meru Peak im indischen Garhwal-Himalaya, 6.660 Meter hoch mit einem südlichen Hauptgipfel und drei Nebengipfeln. In der hinduistischen, jainistischen und der buddhistischen Kosmologie bildet er das Zentrum des Universums. Für Alpinisten aus aller Welt eine Herausforderung. <BR /><BR />Und so kommen alle vier Hauptdarsteller zusammen. Im Mai 2023 haben Schäli, Maynadier und Gietl den Südgipfel des Meru über die neue, 800 Meter lange Kletterroute „Goldfish“ (Goldfisch) erstbestiegen. <h3> Drei Wochen in genialen 29 Minuten zusammengefasst</h3>Für Kenner: Die Route weist Schwierigkeiten von bis zu M6+ A1 auf; für alle anderen: sehr schwierig. „Den Namen ,Goldfish‘ gaben wir der Route als Anspielung auf die nahe Route ,Shark’s Fin‘ (Haiflosse, Anm. d. Red.)“, erklärt Simon Gietl. „Außerdem mussten wir manchmal durch Löcher im Fels kriechen und fühlten uns wie kleine Fische.“ <BR /><BR />Begleitet wurden die Alpinisten von den beiden Filmemachern <b>Daniel Hug</b> (seine Homebase sind Innsbruck und die Dolomiten) und <b>Julien Nadiras</b> dokumentiert. Sie folgten den Athleten mit Kameras und Drohnen bis an den Fuß der letzten Wand aus Granit und Eis, ab dort filmten Schäli, Maynadier und Gietl mit ihren GoPro-Kameras. <BR /><BR />Die fast dreiwöchige Expedition auf den Meru Peak inklusive unerwartetem Neuschnee, schlecht ausgerüsteten Trägern und einer ausgereiften Magengrippe – vor allem aber die „heiße Kletterphase“, die drei Tage lang dauerte – wurde im 29-minütigen Dokumentarfilm „MERU – The Ascent of the Goldfish“ zusammengefasst. „Es ist ein schöner Film geworden“, freut sich Gietl.<h3> Südtirolerisch mit Untertiteln</h3>Der Film begeistert auch die Szene. So sehr, dass der Streifen beim renommierten Filmfest St. Anton als einer der Favoriten ins Rennen ging und nun den Hauptpreis der Veranstaltung – 3.000 Euro, gestiftet vom Tourismusverband St. Anton am Arlberg – gewonnen hat. <BR /><BR />Die Jury urteilte: „Außergewöhnlich wird dieser Film durch die Dekonstruktion des klassischen Heldentums über den Humor, die Menschlichkeit und die Eigenheiten der Protagonisten. Der Film zeigt, dass der Wille zu Zusammenarbeit und Gemeinschaft auch offensichtliche Kommunikationsbarrieren überwinden kann.“ <BR /><BR />Will heißen? „Die Kommunikation in unserem Team war etwas schwierig“, schmunzelt Gietl. „Ich spreche Südtirolerisch, die anderen unterhielten sich auf Englisch. Aber irgendwie haben wir uns verstanden. Denn man muss nicht dieselbe Sprache sprechen, um am Berg die gleiche Sprache zu sprechen.“ In den Kinos (Gietl: „,MERU – The Ascent of the Goldfish‘ läuft als einer der Hauptfilme im Rahmen der großen Filmtour ,Alpen Film Festival‘. Es freut uns, dass auch andere eine Gaudi mit diesem Film haben.“) wird die Doku mit Untertiteln gezeigt.<BR /><BR />Simon Gietl konnte an der Preisverleihung in St. Anton nicht teilnehmen. Er arbeitet aktuell an einem neuen Projekt. Zusammen mit dem bayerischen Profibergsteiger und Extremkletterer <b>Alexander Huber</b> (56, er bildet mit seinem älteren Bruder <b>Thomas</b>, 58, das berühmte Duo „Huberbuam“) dreht er am Heiligkreuzkofel (2.907 Meter Meereshöhe) in der Fanesgruppe einen Film. „Dieser wird beim kommenden Mountainstory Bergfilmfestival in Glurns gezeigt“, schildert Gietl.