Ich liebe es, Menschen zu beobachten. Und Zwischenmenschliches aus der Beziehungskiste mag ich besonders gerne. So viel erfährt man auf dieser Ebene über Charakter und Temperament. Ja sogar Rückschlüsse auf Kindheit, Erziehung und Lebensstil lassen sich aus dem Umgang mit einem Partner ziehen. <BR /><BR />Nun bin ich bei meinen „voyeuristischen“ Pirschgängen im Dickicht der Zweisamkeit immer auf der Suche nach der wahren Liebe. Dieser Liebe, die auf schmalem Pfad durch Höhen und Tiefen, Himmel und Hölle geht, Kratzer und Schrammen trägt und sich nicht einmal von der Bestie Alltag in die Knie zwingen lässt. <BR /><BR />Die Schmetterlinge sind dieser Liebe zwar abhandengekommen. Aber statt der flatterhaften Gesellen ist etwas gewachsen, weniger laut, weniger strahlend, dafür unerschütterlicher, tiefer, unerschrockener, gelassener und… erfüllender. <BR /><BR />Ich kenne nur wenige, die das Wesen dieser Liebe verbindet. Vor kurzem habe ich ein Paar getroffen, das derlei von sich behaupten würde – beide nicht mehr jung, bis über beide Ohren verliebt wie die Teenager und genauso kindisch. Ich meine das weder abwertend noch mache ich mich darüber lustig! Es ist bezaubernd zu sehen, wenn sich die Kraft der Anziehung wie ein Weichzeichner über Falten legt und Hormone Purzelbäume schlagen, obwohl das biologische Alter bereits herbstelt. Ob diese zwei die wahre Liebe leben, wird die Zeit zeigen. <BR /><BR />Ein paar Tage später bin ich ihr dann begegnet… auf dem Friedhof. In voller Blüte ist sie gestanden und nur eine Geste hat genügt, um ihr Leuchten zu entfachen. Weit über 80 waren sie wohl beide, das Haar schlohweiß, die Haut wie Pergament – schmale, entrindete Bäume, vom Leben gezeichnet und krumm geworden in seinen Stürmen. Ganz leise streichelt seine Hand über ihren Rücken, während sie den Kopf an seine Schulter legt. <BR /><BR />ALLES ist in dieser Geste, was man über Liebe sagen kann. Und als sie sich ansehen, beginnt auch mein Herz zu tanzen…<BR />