Tauchen wir ein in die Wiener Kaffeehauskultur.<BR /><BR />Der Ursprung der Wiener Kaffeehauskultur ist ein spannender Stoff für einen Kaffeetratsch. Die Geschichte beginnt im 17. Jahrhundert mit Johannes Theodat, einem geheimnisvollen Armenier im Dienste des Wiener Hofes. Als Kaiser Leopold I. ab 1669 die Silbervorräte ausgingen, versorgte Theodat den Habsburger Hof zuverlässig mit dem Edelmetall. <BR /><BR />Zum Dank erhielt er vom Kaiser persönlich die Erlaubnis, ein Kaffeehaus zu eröffnen, um das „türkische Getränk“ auszuschenken. Und so legte Theodat 1685 mit der Eröffnung eines Cafés in seinem Haus am Haarmarkt (heute: Rotenturmstraße 14) den Grundstein für ein UNESCO-Weltkulturerbe, die Wiener Kaffeehauskultur. <BR /><BR />Heute ist das Wiener Kaffeehaus eine Institution: Thonet-Stühle, Marmor-Tischchen, Logen und Zeitungs-Tische gehören typischerweise dazu, ebenso Kellner in schwarzem Anzug und weißem Hemd sowie Melange, Kapuziner und Einspänner... und himmlische Mehlspeisen. Für die Wiener sind das Sacher, das Hawelka, das Sperl, das Jelinek, das Korb, das Schwarzenberg, das Central und die weiteren 2.200 Kaffeehäuser ihre „erweiterten Wohnzimmer“, für den Wien-Besucher die Begegnung mit einem ganz besonderen Ort des Austausches, der Kommunikation und der Kreativität. <h3> Café Mozart am Albertinaplatz</h3>Das älteste Wiener Kaffeehaus, das heute noch seine Gäste empfängt, ist das Café Mozart (vormals Café Corra sowie Café Katzmayer). Das Lokal wurde 1794 von Georg Pöhlein eröffnet – und zwar vis-à-vis des Palais Tarouca, in dem Herzog Albert von Sachsen-Teschen, ein Schwiegersohn von Kaiserin Maria Theresia, ab 1805 seine Kunstsammlung unterbrachte: die Albertina. <BR /><BR />Im Laufe der Jahrzehnte wechselte das Lokal mehrmals Besitzer und Namen. Als Café Katzmayer wurde es zu einem der bedeutendsten Wiener Kaffeehäuser und war Treffpunkt von Journalisten, Literaten und Künstlern. Dieses intellektuelle Publikum rief sogar die Polizeispitzel von Kanzler Metternich auf den Plan. In den 1920er-Jahren zählten Philharmoniker, Sänger und Angehörige des Opernballetts zu den Stammgästen. Als das Lokal 1929 an den jüdischen Cafétier Oskar Hornik kam, wurde es in Café Mozart umbenannt. Das Café galt fortan als „jüdisches“ Pendant zum nahen Café Sacher. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1199769_image" /></div> <BR /> Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland im Jahre 1938 war Hornik gezwungen, sein Kaffeehaus weit unter Wert zu verkaufen. Es wurde „arisiert“. Als es ihm nach Kriegsende wieder zurückgegeben worden war, gestaltete sich der Betrieb sehr schwer. Um Gäste zur Einkehr zu animieren, ließ Hornik arbeitslose Statisten für ein kleines Entgelt sich an die Fenster setzen, um den Eindruck zu erwecken, das Café laufe gut. Doch fanden sich eher dubiose Gestalten anstatt solvente Kaffeehausgänger ein.<BR /><BR />Mit dem Wiederaufbau Wiens brachen auch für Familie Hornik und das Café Mozart wieder bessere Zeiten an. Die Übernahme des Kaffeehauses durch einen japanischen Konzern im Jahre 1985 stand hingegen unter einem schlechten Stern: Das Konzept eines Nobelcafés bewährte sich nicht. Erst nach der Übernahme durch die bekannte Wiener Kaffeesiederfamilie Querfeld im Jahre 1993 konnte das Café Mozart wieder an seinen vorigen Erfolg anknüpfen. Bis heute ist das Kaffeehaus Teil des Querfeld-Imperiums.<h3> Café Frauenhuber in der Himmelpfortgasse</h3>Das historische Café Frauenhuber behauptet von sich ebenfalls, das älteste Café in Wien zu sein. Es befindet sich in einem Gebäude, das der Überlieferung zufolge der persönliche Koch von Maria Theresia 1720 in ein luxuriöses Restaurant umbaute. Hier spielten Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven ihre Musik. Das Café besteht seit 1824, 1891 erhielt es schließlich den Namen Café Frauenhuber. Über die Jahre wandelte sich das Café vom Treffpunkt der höheren Gesellschaft zu einem beliebten Ort für Schach- und Kartenspiele und genoss stets einen exzellenten Ruf in der Wiener Kaffeehauskultur. <h3> Café Landtmann am Universitätsring</h3>Eines der schillerndsten Kaffeehäuser: das Café Landtmann im Ersten Bezirk der Stadt. Es wurde 1873 als damals „größte und eleganteste Cafe-Localität“ von Franz Landtmann eröffnet. Zwischen 1918 und 1926 gaben einander mehrere Eigentümer die Türklinke des Landtmann in die Hand, dann übernahm die Familie Zauner den Betrieb. Diese ließ das Kaffeehaus 1929 komplett renovieren. Nach Entwürfen des Architekten Ernst Meller bekam das Landtmann seine bis heute erhaltene und unter Denkmalschutz stehende Innenausstattung.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1199772_image" /></div> <BR /> 1976 übernahm schließlich die Familie Querfeld den Betrieb. Sie nahm wiederholt Renovierungen und die Erweiterung um den Wintergarten vor. Aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zu Burgtheater, Rathaus und Parlament gehört das traditionsreiche Café seit Jahrzehnten zum beliebten Treffpunkt für Prominenz aus Politik und Kultur, ist aber auch ein beliebter Aufenthaltsort für alle Wienerinnen und Wiener sowie Besuchende aus der ganzen Welt. <h3> Café Central in der Herrengasse</h3>Das Café Central an der Ecke Herrengasse und Strauchgasse im Ersten Bezirk sperrte 1876 auf – und zwar im Palais Ferstel, dem damals „modernsten Haus Wiens“. Im Central wurde Geschichte geschrieben – nicht nur, weil es das erste Café in Wien war, das Frauen ohne männliche Begleitung einen Besuch ermöglichte. Das war den Damen der feinen Wiener Gesellschaft bis dahin nur in den Schanigärten, den Gastgärten unter freiem Himmel, gestattet. Der einzigartige Innenhof mit Glasdach erlaubte der Damenwelt, selbständig „auf an Kaffee zu geh'n“. In der großen Zeit des Kaffeehauses – ab 1897 – ging hier nicht nur die Kulturelite ein und aus, sondern auch die den Verlauf der Weltgeschichte prägenden Diktatoren Adolf Hitler und Josef Stalin.<BR /><BR /> Nach dem Ersten Weltkrieg begann der Niedergang des Central, da zahlreiche Intellektuelle ins unweite (und heute nicht mehr existierende) Cafe Herrenhof übersiedelten – und das, obwohl 1925 anlässlich des 50. Geburtstags groß renoviert wurde. Das endgültige Aus für das Central kam 1943.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1199775_image" /></div> <BR /> Das Kaffeehaus blieb 40 Jahre lang geschlossen. Schließlich erfolgte die Renovierung des Historismusbaus im Renaissancestil mit finanzieller Unterstützung des mittlerweile verstorbenen Billa-Gründers Karl Wlaschek. 1982 kam es zur Wiedereröffnung; 2001 übernahm die Palais Events Veranstaltungen GmbH, die zur Wlaschek Privatstiftung gehört, das Palais Ferstel und das darin angesiedelte Cafe Central. Seit 2011 wird dieses vom Verkehrsbüro betrieben. <BR /><BR /> Pro Jahr besuchen an die 480.000 Gäste das Kaffeehaus, und es werden jährlich 300.000 Mehlspeisen serviert, 140.000 warme Gerichte und 320.000 Tassen Kaffee. Am häufigsten wird der Apfelstrudel geordert – immerhin 55.000-mal pro Jahr, dicht gefolgt von der Sachertorte mit 25.000 Stück. <h3> Café Sacher in der Philharmoniker Straße</h3>Wiens Prunkstück der Kaffeehauskultur: das Café Sacher in der Philharmoniker Straße. Eigentlich ist das Haus, ein stattliches Gründerzeitgebäude, ein Hotel. Aber eine Herberge ohne Kaffeehaus fällt in Wien durch. So hat Eduard Sacher, Sohn des Gründers des berühmten Hotels Sacher, 1876 das Café Sacher eröffnet. Das Café, im historischen Gebäude des Hotel Sacher gelegen, hat sich bis heute seinen Platz in der Wiener Kaffeehauskultur bewahrt. <BR /><BR />Das Zuhause der originalen Sachertorte – so schreibt die Fachzeitschrift „Falstaff“ – steht für pure Wiener Eleganz. Direkt neben der Wiener Staatsoper gelegen, lädt dieses prächtige Kaffeehaus dazu ein, die berühmte Schokoladentorte zusammen mit einem perfekten Einspänner zu genießen.