Nach einem Jahr „Rex“ lässt sich konstatieren, dass der englische Leitspruch „One man’s trash is another man’s treasure“ (Des einen Müll ist des anderen Schatz) dem aktuellen Trend der Zeit entspricht.<BR /><BR /><BR />Der Besuch beim „Rex“ in Brixen auf dem Areal der alten „Schenoni-Kaserne“ kommt dem Lustwandeln in einer Schatzkammer gleich. Auf Schritt und Tritt begegnet man einem Sammelsurium an nicht mehr benötigten Gebrauchsgegenständen, Bastelmaterialien, Spielzeug, Sportgeräten, Büchern, Küchenutensilien, Mobiliar, Deko und so mancher Rarität. <BR /><BR />Die ersten Blicke mögen womöglich im Kuscheltierparadies, im Lampenkosmos oder in der Schmuckecke hängen bleiben, aber tatsächlich finden sich in der 240 Quadratmeter großen Halle auch antike Kommoden, ansprechende Sofa-Garnituren oder ein leicht ramponiertes Klavier aus Holz. „Das wäre ein tolles dekoratives Schmuckstück in einem passenden Ambiente“, kommentiert Julia Vontavon die Entdeckung des Instruments in der Mitte des Raums. <h3> Freude über ungewöhnliche Fundstücke</h3>Genau darum geht es beim „Rex“ in Brixen: Gebrauchte Objekte jeglicher Art einer weiteren Nutzung zuführen anstatt sie einfach auf dem Müll entsorgen. Dieser Leitgedanke spiegelt sich sogar im Namen wieder: „Rex“ setzt sich zusammen aus der englischen bzw. lateinischen Vorsilbe „Re“ (wieder) und dem Zusatz „X“, der die vielen Möglichkeiten der Nachnutzung andeutet, etwa Re-cycle, Re-use, Re-think, Re-duce, Re-pair, Re-form. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="760292_image" /></div> <BR /><BR />Die Idee dazu spukte schon länger in den Köpfen von Julia Vontavon, Verena Gschnell und Markus Frei herum. Ende 2020 konnte die Finanzierung gesichert werden, die Gemeinde Brixen stellte die Räumlichkeiten in der ehemaligen Turnhalle der „Schenoni-Kaserne“ zur Verfügung und vereinbarte eine Kooperation mit den Stadtwerken. In Zusammenarbeit mit der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt und dem Haus der Solidarität eröffnete das „Rex“ nach einigen Renovierungsarbeiten am 19. April 2021 – vor einem Jahr – schließlich seine Tore. Seit Anfang März diesen Jahres ist „Rex“ in die neugegründete Brixner Bürger*innengenossenschaft „b*coop“ eingegliedert.<BR /><BR />„Kaufen und wegwerfen kann doch jeder, hier aber braucht es Fantasie und Inspiration“, meint Julia Vontavon. Immer wieder erklärt sie, wie man diesen oder jenen Gegenstand einem neuen Verwendungszweck zuführen kann: Kartonrollen und der Verschnitt von Druckereien sind als Bastelmaterialien in Kindergärten und Schulen gefragt, ausrangiertes Geschirr sorgt in so mancher Wohnung für einen echten Hingucker, Baumaterialien, Fliesen oder Holz sind ohnehin vielfältig verwendbar.<BR />Kooperationen mit Schulen, Firmen, Genossenschaften<h3> Freude springt über</h3>Julia erzählt, wie sich so manche Besucher über ein bestimmtes Objekt im „Rex“ richtig freuen, diese Freude springt dann auf sie selbst über. So wusste etwa ein Bauer ein gebrauchtes Waschbecken für seinen Kuhstall zu adaptieren oder nahm eine gepflegte Dame ein Paar Kinderschlittschuhe als Dekomaterial mit. <BR /><BR />Die Sachen im „Rex“ haben alle einen Wert, folgerichtig werden sie auch bezahlt – egal ob es sich um Plüschtiere, Einweckgläser, PC-Zubehör oder Kinderwagen handelt. Julia teilt die Objekte in sehr günstige, mittlere und auch gehobene Preisklassen ein – so manche Objekte sind erst ab 100 Euro und mehr zu haben. Sehr wohl kann der Interessent innerhalb des vorgegebenen Rahmens selbst den Preis entscheiden. Damit finanziert man einen Teil der Kosten im „Rex“. <h3> Das nächste Ziel</h3>Geht es ums Abgeben vom Gebrauchten, hat sich das „Rex“ bereits einen Namen gemacht, beim Abholen bzw. Wiederverwenden dagegen besteht noch Potenzial. Deshalb will Julia bestehende Kooperationen – etwa mit Schulen, Genossenschaften, Firmen oder Institutionen – noch ausbauen bzw. weitere einfädeln. Bei Workshops könne man Know-how für die Nutzung oder Aufwertung von Objekten (Upcycling) weitergeben, mit der OEW (Organisation für Eine soldarische Welt) sind Aktionen geplant, ebenso mit Firmen und Bildungseinrichtungen. <BR /><BR />Vor allem soll bei wärmeren Temperaturen viel Leben im und rund um das „Rex“ einziehen, etwa mit erhellenden Nachmittagstreffs, Bastelstunden oder kulturellen Veranstaltungen. „Toll wäre, wenn sich etwa Handwerker wie Tischler oder Hydrauliker hier bedienen würden und mit ihrer Expertise die Gegenstände einem neuen Zweck zuführen“, meint Julia. Den passenden Slogan für die Handwerker hätte sie schon parat: Ich verwende „Rex“-Materialien. <BR /><BR />Julia sprüht nur so vor Tatendrang, immer wieder neue Projekte treten im Laufe des Gesprächs zutage. So hat sie in einem eigenen Raum einen offenen Bücherschrank eingerichtet – von Sachbüchern über Tirolensien bis hin zu Klassikern der Weltliteratur wird ein breites Spektrum abgedeckt. Sogar bei der Verteilung von Lebensmitteln ist das „Rex“ aktiv, die Foodsharing-Initiative ist auch als Beitrag im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung gedacht. <h3> Am Puls der Zeit</h3>Damit wird auch deutlich, dass Julia hier nicht alles allein abwickeln kann. „Zum Glück werde ich hier von Praktikantinnen und so manchem Freiwilligen unterstützt, allerdings könnte ich gewiss noch weitere praktisch veranlagte Leute gebrauchen“, meint sie. Schließlich kommt sie mit dem Einordnen, Begutachten und Beraten oft kaum nach. <BR /><BR />Nach einem Jahr „Rex“ lässt sich konstatieren, dass der altbekannte englische Leitspruch „One man’s trash is another man’s treasure“ (Des einen Müll ist des anderen Schatz) dem aktuellen Trend der Zeit entspricht. Immer mehr Menschen entdecken die Vorzüge der Kreislaufwirtschaft – manche wegen purer Notwendigkeit, andere durch ein gestiegenes Bewusstsein um Ressourcenknappheit und wieder andere aus purer Entdeckungsfreude heraus.<BR /><BR />EIN JAHR „REX“ IN ZAHLEN<BR /><BR />In seinem ersten Öffnungsjahr war „Rex“ an 225 Tagen geöffnet, pro Öffnungstag wechselten durchschnittlich 34 Dinge und Materialien die Besitzer. 10 Betriebe bringen regelmäßig Materialien ins „Rex“ und retten sie so vor der Abfalltonne. Insgesamt gingen seit 19. April 2021 rund 7500 Materialien und Dinge über den Ladentisch, zum Beispiel über 200 Möbelstücke und 114 kg Glas – Bücher und Lebensmittel nicht mitgerechnet. <BR /><BR />4 Praktikantinnen haben im ersten Jahr seines Bestehens mitgearbeitet, 10 Personen arbeiten derzeit als Freiwillige mit, eine KITA hat ein Material-Abo mit „Rex“ abgeschlossen, mehrere Workshops und öffentliche Veranstaltungen zu Müllentsorgung und Recycling fanden in den vergangenen 12 Monaten statt.<BR /><BR />Das Recyclingprojekt „Rex – Material und Dinge“ ist am Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag am Nachmittag geöffnet, dazu am Dienstag und Samstag auch am Vormittag. Das Recyclingprojekt ist telefonisch unter +39 328 1166 771 zu erreichen. Weitere Infos finden Interessierte unter www.rex-bx.it.<BR /><BR /><BR /><BR />