Am 7. Mai zur Erstkommunion von Enkelin Marie wollen sie zurück sein. <BR /><BR /><b>Warum haben Sie sich auf diese Reise gemacht?</b><BR />Peter Tribus: Die Idee kam von mir. Ich sagte zu Zita: Sobald ich in Pension gehe, möchte ich Dankeschön sagen, dass wir 45 Jahre beieinander sind.<BR />Zita Tribus: Machen wir, sagte ich, und in der Corona-Zeit haben wir geübt. Auf den Berg gegangen und gewandert sind wir schon vorher. Als man sich in der Pandemie nur mehr 200 Meter von Zuhause entfernen durfte, haben wir die Stiegen-Challenge gestartet. Wir wohnen im dritten Stock und sind dann die Stiege 20, 30 und 50 mal hinauf. <BR />Peter: Bei 80 mal wusste ich nicht mehr, wie sitzen. Unser Fazit: Stiegen steigen ist gesund.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="761564_image" /></div> <BR /><BR /><b>Am 16. März sind sie los. Eigentlich wollten sie später starten und „nur“ bis Assisi gehen. Warum kam’s anders?</b><BR />Peter: Die Bilder des Ukraine-Kriegs. Die haben uns sehr zugesetzt. Wir drehen uns auch jetzt noch weg, wenn irgendwo im Fernseher Bilder laufen. So haben wir kurzerhand beschlossen, unsere Pilgerreise nicht nur als unser Dankeschön anzutreten, sondern auch um für den Frieden in der ganzen Welt zu beten und bis nach Rom zu gehen. Wir haben nur noch den 96. Geburtstag meiner Mutter gefeiert und dann sind wir am 16. März gestartet. Wir haben die Wohnung zugesperrt und sind zu Fuß los, interessant ohne Fahrzeug.<BR /><BR /><b>Was ist im Rucksack drin?</b><BR />Peter: Von allem 2 Paar. Ein Paar Schuhe an den Füßen und eines im Rucksack. 2 Paar Socken, Zita 3 und logisch Wechselwäsche. Abends tragen wir nur „Schlappn“. Ich trage 10 Kilo plus eineinhalb bis 2 Liter Wasser und Zita trägt 7 Kilo.<BR />Zita: Ich hab noch Ballerinas und ein ,Kleidl‘ mit. Wir haben alles auf ein Minimum reduziert. Nur ein Beispiel: keine Shampoo-Flasche, nur „Probelen“.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="761567_image" /></div> <BR /><b>Wie wussten Sie, was man für so eine lange Fußreise braucht?</b><BR />Peter: Zum Testen sind wir im Sommer 2021 von Innsbruck nach Meran gewandert. So wussten wir, dass wir nicht mehr mitnehmen mussten. Ich habe sogar eine Windjacke daheim gelassen. <BR /><BR /><b>Wie reagieren die Leute, denen Sie begegnen auf Sie?</b><BR />Peter und Zita: Die Reaktionen sind super. Wir gehen in jede offene Kirche hinein – wir waren schon in Hunderten – und singen und beten.<BR /><BR /><b>Was singen Sie denn?</b><BR />Peter und Zita: Großer Gott, wir loben dich. Da kam es schon vor, dass Pfarrer hinterm Altar hervor- oder aus der Sakristei herausgekommen sind und fragten: Was ist da los? „Fantastico, bellissimo“ und „Grazie mille“. Wir singen oft auch in großen Kirchen, wo mehr Leute sind, aber keiner hat etwas Negatives gesagt. „Che lingua è?“, wollen sie wissen. Wenn wir jemanden treffen und sie uns gut behandeln, dann nehmen wir sie mit auf die Reise, singen und beten für sie.<BR /><BR /><b>Besondere Begebenheiten?</b><BR />Zita: Am 21. Tag kamen wir zum Monte Marznella mit einer schönen Kirche und vis á vis ein Klarissenkloster. In der Hoffnung, einen Pilgerstempel zu bekommen, läuteten wir an der Glocke. Durch Stecknadelkopf-kleine Löcher in einer Tür hörten wir plötzlich eine Frauenstimme: Wer sind sie? Und wir: Wir sind 2 Pilger aus Südtirol und wollten fragen, ob Sie unser Pilgerbüchlein abstempeln. Daraufhin bat sie uns in einen kleinen Raum mit einer Mini-Drehtür. Dort legten wir das Pilgerheft hinein, und in einem Dreh kam es mit dem Stempel zurück. „Pregate anche per noi“, rief sie uns noch nach. Und wir haben eine neue Freundin gewonnen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="761570_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wie das?</b><BR />Peter: Da war eine Witwe im Garten vor einem kleinen, abgelegenen „Hüttl“. „Siete pellegrini?“, fragte sie und fügte hinzu: Gerade heute habe ich einen Laib toskanisches Brot gekauft mit dem Gedanken, dass vielleicht jemand vorbeikommt. Sie hat uns eingeladen, hat Zita einen blauen Hut geschenkt – eine Pilgerin brauche einen Hut – und mir eine selber getöpferte Kaffee-Tasse. Seitdem sind wir in Kontakt.<BR /><BR /><b>Wo sind Sie zur Zeit?</b><BR />Peter: Am Donnerstag sind wir den 37. Tag unterwegs, rund 920 Kilometer, alles zu Fuß. 1050 Kilometer werden es werden. Wir sind in Maceano und morgen am Piediluco-See in der Provinz Terni.<BR /><BR /><b>Wie viele Kilometer schaffen Sie pro Tag?</b><BR />Zita und Peter: Im Schnitt gut 24 Kilometer. Heute Nacht hat es geregnet, untertags hat es aufgehört und jetzt nach der Ankunft regnet's wieder. Der liebe Gott mag uns offensichtlich. An einem einzigen Tag haben wir um Regen gebetet und zwar vor Bologna, als wir wegen der Trockenheit im Boden tiefe Risse sahen. Am nächsten Tag hat es geregnet (sie lachen) und wir gingen eben mit Schirm.<BR /><BR /><embed id="dtext86-53951239_gallery" /><BR /><BR /><b>Was sagen Füße und Beine?</b><BR />Zita: Der rechte Fuß tut schon weh, nach einer kleinen Zerrung ist er geschwollen. Morgens starte ich mit Hinken, dann geht's wieder. <BR />Peter: Die Hüfte zwickt, aber hohe Berge kommen keine mehr, zumal sie sich wegen meines Gewichts abwärts bemerkbar macht. Langsam kommt die Müdigkeit, aber in der Früh sind wir immer wieder voller Energie. Am Sonntag sind wir in Rieti, da fahren wir mit einem Bus zu Einsiedeleien. Der erste und einzige Tag, an dem wir pausieren. Aufzugeben wäre uns nie in den Sinn gekommen.<BR /><BR /><b>Geht Ihnen denn der Gesprächsstoff nie aus?</b><BR />Peter und Zita: Was sollen wir sagen? Es ist so schön, wir sind im Einklang, wir haben noch nie einen so schönen Urlaub gemacht, wir genießen die Natur, das Gehen ist meditativ.<BR /><BR /><b>Die nächste Reise im Kopf?</b><BR />Peter und Zita: Nein, aber so eine Erfahrung wünschen wir jedem, und wenn es nur ein paar Etappen sind. Gefühlt sind wir 2 Wochen weg, dabei sind es jetzt schon 5 Wochen. Die Familie geht uns langsam schon ab, vor allem unsere Enkel, die warten, bis wir wieder zurück sind.<BR /><BR /><BR />