Am 29. Juli 2023 war Hans Gerd Paus am Nordkap aufgebrochen. Zu seinem größten Herzensprojekt: „Ich möchte vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas gehen und vom östlichsten zum westlichsten.“ 7000 km zu Fuß vom Nordkap nach Sizilien und anschließend nochmal 5000 km von Istanbul nach dem spanischen Cap Finisterre.<BR /><BR />Der 67-Jährige sprüht vor Bewegungsdrang, er möchte andere Menschen und Kulturen kennenlernen, und vor allem sich selbst, und den Weg zu Gott vertiefen. Seine unbändige Lebensfreude resultiert wahrscheinlich aus zahlreichen Schicksalsschlägen: Paus hat einen Lawinenabgang und einen Paraglider-Absturz überlebt und ist bereits mehrmals an Krebs erkrankt. Wegen eines Lungentumors musste ihm 2022 die halbe Lunge entfernt werden. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="983233_image" /></div> <BR /><BR />„Ich bin Realist genug, um an Wunder zu glauben“, meint Paus. Dabei ist wohl das größte Wunder, mit einer halben Lunge und weiteren überstandenen Tumorerkrankungen, diese Wahnsinnstour zu wollen – und zu tun! „Wenn ich mich selbst auf den Weg mache – und zwar jeden Tag, um Neues zu entdecken – fördert das meinen Geist und Körper.“ Diese Weitwanderung ist für ihn ein Ansporn, nie aufzugeben, an sich zu arbeiten. Und vor allem an sich zu glauben und an Gott, seinem mitwandernden Begleiter durchs Leben. <h3> Der Gefängnispriester</h3>Damit dieses Projekt umgesetzt werden konnte, ließ sich Paus von seinem Bischof emeritieren. Vorher wirkte der Priester unter anderem 15 Jahre als Gefängnisseelsorger im Hochsicherheitsgefängnis in Geldern, was für ihn „tolle Jahre“ waren, „ich habe dort supergerne gearbeitet!“ Paus war Seelsorger für ca. 700 männliche Straftäter, vom Mörder bis zum Vergewaltiger, IS-Kämpfer, Terroristen, Mafioso usw. Nach Abschluss dieses Weitwanderprojektes möchte er wieder teilzeitmäßig im Hochsicherheitsgefängnis arbeiten. Menschen zuhören, ihnen Perspektiven aufzeigen in selbst verschuldeten, scheinbaren Ausweglosigkeiten und vor allem nicht über deren Taten zu urteilen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="983236_image" /></div> <BR /><BR />Paus: „Mit 60 machte ich mir Gedanken, wie ich mein letztes Lebensdrittel gestalten könnte. So fing ich an, alles was ich besitze zu verschenken, mein Auto, meine Eigentumswohnung mit allem Inventar. Ich besitze nur mehr ein altes Wohnmobil, finanziell lebe ich von meiner Pension. Für mich war es wichtig, loszulassen. Daraus entstand auch mein Lebensmotto: Loslassen und auf dem Weg sein mit leichtem Gepäck. Nach mehreren Krebserkrankungen war das Abschiednehmen nie ein Thema. Ich wollte möglichst selber gestalten, aktiv sein und das Loslassen verwirklichen.“<BR /><BR />Auch seinen Sarg hat er bereits selber gebaut. „Auf die Bretter habe ich alle Texte, die mir im Leben wichtig sind, eingebrannt - so die Schöpfungsgeschichte oder das Buch Hiob. Da ich im Wohnmobil aber nicht Platz für den Sarg habe, lagern derweil die Bretter bei einem Schreiner, der sie nach meinem Ableben zusammennageln wird. Mit meiner Pensionierung mich zur Ruhe setzen im Sinne von Nichtstun mag ich nicht – sehr wohl aber Ruhe finden im Sinne von Ausgeglichenheit, Erfüllung, für sich selbst da sein - und das erfahre ich in diesem Tun.“<BR /><h3> Tour de Force</h3>Für diese körperliche Belastungsprobe von Skandinavien nach Süditalien hat sich Paus lange vorbereitet. Aber Sport war für ihn immer schon große Freude: mit dem Rad fuhr er bereits von seinem Heimatort Münster nach Rom, nach Warschau oder Paris. Insgesamt nahm er mittlerweile an 40 Marathons und 10 Ultramarathons teil. Das derzeitige Projekt ist nach den vielen schweren Erkrankungen, aber seine größte Herausforderung.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="983239_image" /></div> <BR /><BR />„Früher war ich konditionell fitter, aber meine Lunge macht recht gut mit. Gegen mein schlimmes Rheuma nehme ich täglich Cortison. Seit Schweden plagt mich ein Leistenbruch. Das Gehen mit einem Leistengürtel klappt aber recht gut und nach der Ankunft in Sizilien muss ich mich operieren lassen. Jetzt wiegt mein Rucksack ja nur mehr ca. 14 kg, da ich nun im Winter nicht mehr im Zelt übernachte, wie ich es noch in Skandinavien getan hatte. Mit Proviant für 6 Tage wog da der Rucksack gute 20 kg. <h3> Der Pilger</h3>„Der Unterschied, auf Pilgerwegen oder normalen Weitwanderwegen unterwegs zu sein, liegt in mir selbst“, so Paus. „Ich ging schon 8-mal den Jakobsweg, meist nach einer schweren Erkrankung. Diese Nord-Süd-Durchquerung ist für mich der Dank an Gott für mein Leben. Im Wald, in der Wildnis feiere ich die Schöpfung, spüre mich, mein Leben bis in mein Innerstes. Für mich allein zelebriere ich in freier Natur auch Gottesdienst, das ist mir wichtig, mich als Geschöpf Gottes zu erkennen und das gesamte Universum mit einzubeziehen.“ <h3> Bezug zu Südtirol</h3>Zu Südtirol hat Paus einen besonderen Bezug. „Ich war Kaplan in Warendorf bei Münster und fuhr schon damals zu Ferienaufenthalten mit Jugendlichen in die Nähe von Sterzing. Und in Südtirol habe ich auch schon mehrmals Gottesdienste gefeiert. Im Zuge der Ferien lernte ich Hermann Vantsch, den damaligen Hüttenwirt vom Becherhaus kennen, ich war mehrfach als Gast dort oben. 1993 arbeitete ich mit Hermanns Frau Elisabeth einen Sommer lang auf dem Becherhaus, da Hermann anderweitig beschäftigt war. Auf den Bergen erlebe ich das Gefühl, Gott nahe zu sein. Aber auch die Erkenntnis, auf ihn angewiesen zu sein. Diese Zeit, in der ich dort oben der Natur ausgesetzt war, lehrte mich die Demut.“<BR /><BR />Auf dem Becherhaus entstand auch seine Freundschaft zu Paul Strickner aus Jaufental. 2018 ging er überdies zu Fuß von Südtirol nach Rom. Am 3. Jänner 2024 ist Hans Gerd Paus nun von Jaufental wieder aufgebrochen Richtung Sizilien, täglich geht er rund 25 km, um auch genügend Erholungsphasen zu haben. <BR /><BR />Mit Erscheinen dieses Artikels wird der Naturfreund in der Gegend von Verona sein. Nach seiner Ankunft in Sizilien wird er sich der dringenden Leistenbruch-OP unterziehen müssen und nach einer 6-wöchigen Pause plant er, die horizontale Europadurchquerung zu starten. Sein Ziel ist es, im Juli 2025 – also nach insgesamt 2 Jahren - am Cap Finisterre angelangt zu sein. Und sein reelles Wunder geschafft zu haben. <BR /><BR /><BR />EIN ANGEBOT<BR /><BR /> Pfarrer Paus: „Menschen, die möchten, können mir ihre Gebetsanliegen schreiben unter: Hansgerdpaus@googlemail.com. Ich werde sie gerne in meine täglichen Gebete einbinden.“ <BR /><BR /><BR />