Fast alle Untersuchungen sehen nach dem Rekordjahr 2012 auch in diesem Jahr weiteres Wachstum. Die Branche ist optimistisch. Das wird sie ab dem 6. März auf der Reisemesse ITB in Berlin zeigen.„Auch 2013 kann wieder ein erfolgreiches Jahr für die Reisebranche werden“, sagt Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Nach einem Umsatzplus zwischen 3 und 4 Prozent im zurückliegenden Jahr – genaue Zahlen wird es auf der ITB geben – rechnet der Branchenverband auch 2013 mit einem Plus. Die Gründe liegen auf der Hand: „Die Reallöhne steigen weiter, die Arbeitslosenzahlen sind nach wie vor niedrig“, erklärt Schäfer. Die jüngsten Umfragen wie die FUR-Reiseanalyse zeigen, dass die Deutschen 2013 mehr Reisen planen und dabei auch mehr Geld ausgeben wollen.Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten mag das überraschend klingen, wenig Überraschungen gibt es jedoch bei den beliebtesten Reiseländern der Deutschen. „Das Mittelmeer bleibt für die Sommermonate 2013 der Renner“, so Schäfer. Detaillierte Aussagen für einzelne Länder sind dabei allerdings noch schwer möglich. Schäfer rechnet jedoch mit einem Comeback von Griechenland. Weiterhin gut gebucht werde Spanien – seit Jahren das beliebteste deutsche Reiseziel im Ausland. Unklar ist weiterhin, wo in Ägypten die Reise hingeht. Nach vorläufigen Zahlen kamen 2012 rund 1,2 Millionen Deutsche in das krisengeschüttelte Land. Das wäre ein Plus von rund 20 Prozent gegenüber 2011, doch noch immer deutlich weniger als früher.Weiter im Trend liegen auch Fernreisen: USA, Karibik, Indischer Ozean mit den Seychellen und Malediven, aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate verzeichnen laut Schäfer hohe Wachstumsraten. Echte neue Trenddestinationen gibt es in seinen Augen kaum. Am ehesten noch Montenegro und Birma. Aber: „Es gibt kaum Länder, die die Deutschen noch nicht bereist haben.“Der Trend zur Fernstrecke ging etwas zulasten Deutschlands. Die Buchungen für die Nord- und Ostseeküste stagnierten bei den Reiseveranstaltern. Ein Grund hierfür dürfte jedoch vor allem das Wetter gewesen sein. „Wenn wir einen schönen Frühling haben, wird sich das schnell wieder ändern“, glaubt Schäfer.Zwei große Themen werden nach Schäfers Einschätzung im Mittelpunkt der ITB stehen: Nachhaltigkeit und Segmentierung. Erstes Thema beschäftigt vor allem die Teilnehmer des ITB-Kongresses. Sie diskutieren unter anderem über die Themen Wasserknappheit und Nachhaltigkeits-Label. Das Thema Segmentierung wird sich auf der Messe in immer spezielleren Angeboten für einzelne Zielgruppen widerspiegeln: Im Trend liegen zum Beispiel Reisen für Schwule und Lesben, aber auch Angler, Segler, Extremwanderer oder Hochzeitsreisende finden immer maßgeschneidertere Angebote.Auch neue Technologien werden die Messe prägen, ist sich ITB-Leiter David Ruetz sicher. „Immer mehr Reisen werden zum Beispiel über Apps auf dem Smartphone gebucht“, so der Experte. Vor allem Airlines, aber auch Hotels sind dabei Vorreiter. Eine ganze Halle ist dem Thema gewidmet.Gespannte Blicke werden sich aber auch auf das Thema Kreuzfahrt richten. Der DRV veröffentlicht auf der ITB seine alljährliche Kreuzfahrtstudie – die erste, die zeigt, inwieweit der Untergang der „Costa Concordia“ der Branche wirklich zugesetzt hat. Ruetz sieht nach wie vor einen Boom in diesem Segment – und hat dafür auch einen handfesten Beweis: Die Ausstellerfläche der Reedereien ist noch einmal größer als im Vorjahr.Während die ersten drei Tage der ITB Fachbesuchern vorbehalten sind, öffnet die Messe am Samstag und Sonntag ihre Türen auch für Privatbesucher. Für sie bieten die Aussteller wieder jede Menge besondere Attraktionen an den Ständen – allen voran das Partnerland Indonesien. In Halle 26 A gibt es traditionelle Tänze zu sehen und kulinarische Köstlichkeiten zu probieren. Ohnehin sieht Ruetz einen deutlichen Boom in Asien. „Von dort haben wir eine extrem hohe Nachfrage nach Standflächen.“Ebenfalls rund ums Kochen dreht sich alles am Stand von Paul Bocuse (Halle 5.1.), der erstmals mit einem Stand vertreten sein wird. Am Saarland-Stand wird Radfahren zur Kunst (Halle 8.2.): Die Pedalen sprechen Saarländisch, der Fahrradsattel präsentiert die touristischen Highlights des Bundeslandes. Berlin und Brandenburg bieten Mini-Kneipp-Anwendungen, Massagen und Ayurveda-Behandlungen (Halle 12). Österreich hat ein Spielcasino aufgebaut (Halle 17), Spanien-Fans erfreuen sich an Flamenco-Vorführungen (4.2).Auf der ITB spiegelt sich auch immer die globale politische Entwicklung wider: „Wir sind die Vereinten Nationen des Tourismus“, formuliert es Ruetz. So ist der Südsudan, der jüngste Staat der Welt, erstmals mit einem Stand vertreten. Der Irak hat seine Standfläche deutlich vergrößert, Libyen ist wieder dabei. Und nach der Beobachtung von Ruetz erreicht der Auftritt der Länder des Arabischen Frühlings wieder das Niveau von vor der Revolution.Indonesien – das diesjährige Partnerland, Polen, das letztjährige, Irak oder doch die Klassiker Spanien und Deutschland? Wer sich gleich auf der Messe für eine Reise entschieden hat, kann erstmals auch gleich vor Ort buchen – eine Entscheidung, die in der Branche, allen voran bei Reisebüros viel Kritik nach sich zog. Ruetz verteidigt sie: „Drei Viertel der Besucher haben im Nachgang zur ITB eine Reise gebucht, warum sollen sie es nicht gleich auf der Messe tun dürfen?“ Das Angebot steht sowohl Reisebüros offen, als auch Reiseveranstaltern und anderen Ausstellern. „Wie viele dann tatsächlich buchen, wird sich zeigen“, so Ruetz.dpa