Zusammen mit ihrem Mann Wolfram bewirtschaftet Stephanie Mulser Stolzlechner (38) einen kleinen Bergbauernhof in Prettau. Er liegt auf 1.400 Meter Meereshöhe, die Frühlingsboten lassen sich hier noch Zeit. Im Stall stehen acht Milchkühe, jeden Tag heißt es melken, ausmisten, füttern und all die vielen Arbeiten zwischen Hofstelle, Feld und Wald verrichten.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1165884_image" /></div> <BR /><BR /> „Um vier Uhr morgens klingelt der Wecker, gegen 5 Uhr geht es in den Stall zum Melken“, sagt Stephanie, die vor sieben Jahren der Liebe wegen von Mareit nach Prettau gezogen ist. Doch nun beginnt auch hier die Natur zu erwachen, und die Kühe können ins Freie.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1165887_image" /></div> <h3> Traditionsbewusstsein weitergeben</h3>Stephanie schätzt das bäuerliche Leben, die Rituale, die Jahreszeiten, den Zusammenhalt zwischen den Menschen. Gerade dieses Gemeinschaftsgefühl verspüre sie bei den Schützen. Kennengelernt hatte sie die Gepflogenheiten des Schützenwesens in jüngeren Jahren bei der Schützenkompanie Sterzing, vor zwei Jahren schloss sie sich der Schützenkompanie in Prettau an und nun – Mitte April dieses Jahres – wurde sie mit großer Mehrheit zur neuen Bundesmarketenderin gewählt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1165890_image" /></div> <BR /><BR /> Als Hauptaufgaben nennt sie die Pflege der Traditionen, den Erhalt von Wegkreuzen, Kapellen und Bildstöcken sowie die Unterstützung bei diversen verwaltungstechnischen Aufgaben (etwa Kassiererin, Schriftführerin, Schießreferentin).<BR /><BR /> „Bräuche und Traditionen zu pflegen ist für mich ein Ausdruck von Heimatliebe, all das hält unsere Gemeinschaft doch im Innersten zusammen, all das sollten wir wertschätzen und weitergeben“, packt sie ihre Überzeugung in Worte. Auch ihr Mann Wolfram und der 12-jährige Sohn sind bei den Schützen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1165893_image" /></div> <h3> Landesweit mehr als 770 Marketenderinnen</h3>Neue Projekte und Ideen umsetzen, sich mit den Kompanien in ganz Südtirol austauschen, an Feiertagen die Traditionen ehren, sehr wohl aber auch soziale Projekte vorantreiben – Stephanies To-do-Liste kann sich sehen lassen. Als Beispiel nennt sie die jüngste „Osternestaktion“ der Jungschützen in Prettau, damit habe man Kindern und Senioren gleichermaßen eine große Freude bereitet. <BR /><BR />Die verschiedenen Aktivitäten machen genauso eine Bundesmarketenderin aus wie das gelebte Rollenverständnis. „Das Rollenbild der Frau innerhalb des Schützenwesens hat sich sicherlich weiterentwickelt, das verdeutlichen allein schon die vielen Aufgaben, die von den Marketenderinnen heute übernommen werden“, zeigt sie auf. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1165896_image" /></div> <BR /><BR />Wohl auch deshalb habe man nicht mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen, landesweit gibt es derzeit in den Schützenkompanien mehr als 770 Marketenderinnen. <BR /><BR />Traditionsbewusstsein verkörpert jede Marketenderin auch durch das Tragen der ortstypischen Tracht. In Prettau bzw. im Ahrntal tragen sie Hut und schwarzen Trauerflor, wobei das schwarze Tuch von einem Ring zusammengehalten wird, auf dem ein Tiroler Adler hervorsticht.<BR /><BR /> „Eine echte Besonderheit unserer Tracht ist der am Schurz angebrachte Schlüsselgurt mit Schere, Gabel und Messer“, so Stephanie, dieses ungewöhnliche Utensil habe sich aus alten Bauernzeiten in die Neuzeit herübergerettet. Als ungewöhnlich ist übrigens die Tatsache zu werten, dass die neue Bundesmarketenderin niemand Geringeren als den Tiroler Volkshelden Andreas Hofer zu ihren Ahnen zählen darf. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1165899_image" /></div> <h3> Andreas Hofer in der Ahnengalerie</h3>„Meine Oma hat mir mal erzählt, in meinen Adern würde das Blut von Andreas Hofer fließen, daraufhin habe ich natürlich nachrecherchiert“, erzählt sie vergnügt. Dank digitaler Plattformen hat die Ahnenforschung letzthin einen großen Sprung vollzogen, man kann auf uralte Archive, Tauf- und Kirchenbücher zugreifen. Stephanie schildert, wie sie auf diese Weise ihre Ahnengeschichte bis zum 16. Jahrhundert zurückverfolgen konnte, ihre mütterliche Linie reicht bis zu einem gewissen Gallus Hofer, geboren im fernen Jahr 1579. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1165902_image" /></div> <BR /><BR />14 Generationen liegen dazwischen. Und dieser Gallus Hofer war der Ururgroßvater von Andreas Hofer, dem Sandwirt. Diese außergewöhnliche Verwandtschaft war zwar nicht der Auslöser ihrer Heimatliebe, bestärke sie jedoch in ihren Überzeugungen, sagt Stephanie.<BR /><BR />Die freie Zeit, die der 38-Jährigen bleibt, nutzt sie am liebsten für Ausflüge. Zusammen mit Wolfram hat sie sich eine Harley-Davidson angeschafft, damit knattern sie an schönen Sommertagen über die Alpenpässe oder bis zum Gardasee. Ganz oben in ihrer Gunst liegt das Vieh, ein Leben ohne die Kühe, Hennen und das restliche Getier auf dem Hof könne sie sich nicht mehr vorstellen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1165905_image" /></div> <BR />Deshalb sei es auch gar nicht so schwer, um vier Uhr morgens aufzustehen und im Stall nach dem Rechten zu sehen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69883992_listbox" />