<b>Südtirols Schüler und Lehrer starten heute in die wohlverdienten Ferien. Welche Note geben Sie dem Schuljahr?</b><BR />Philipp Achammer: Das Schuljahr ist eine Gesamtleistung, die sich nicht in einer Note zusammenfassen lässt. Trotz zahlreicher Schlagzeilen war es aus meiner Sicht wieder ein gutes Schuljahr, in dem viele individuelle Herausforderungen bewältigt wurden, das zählt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1178226_image" /></div> <BR /><b>Die deutsche Sprache sorgt immer wieder für Diskussionen. Wie ist der aktuelle Stand?</b><BR />Achammer: Wir müssen weg von immer wieder lancierten separierenden Maßnahmen hin zu differenzierter Förderung. Die Sprache ist meist gepaart mit anderen Faktoren wie dem familiären Umfeld. Es braucht daher gezielte Maßnahmen. Vor allem an der Schnittstelle zwischen Kindergarten und Schule intensivieren wir die Zusammenarbeit. Netzwerkstellen mit Pädagogen, die diese Übergänge begleiten, bauen wir weiter aus. Und vonseiten der Eltern muss es mehr Begleitung geben.<BR /><BR /><b>In den letzten Wochen wurde ein mögliches Handyverbot an Schulen diskutiert. Können Sie die Proteste nachvollziehen?</b><BR />Achammer: Es ist Fakt, dass Smartphones die Aufmerksamkeitsspanne negativ beeinflussen können. Der Gedanke, Handys aus dem Unterricht zu verbannen, ist daher nachvollziehbar. Dies sollte aber nicht auch für didaktische Zwecke gelten. Wir dürfen uns der digitalen Welt nicht verschließen, sondern müssen einen kritischen Umgang mit Medien fördern. Die technologischen Möglichkeiten völlig auszublenden, wäre der falsche Weg. <BR /><BR /><b>Bleiben wir beim Thema Digitalisierung: Wie stehen Sie zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Schulen?</b><BR />Achammer: Auch hier gilt: keine pauschalisierten Urteile. KI kann im Unterricht hilfreich sein, erfordert aber auch kritisches Hinsehen – etwa bei Haus- und Schulaufgaben. KI basiert nur auf Algorithmen und ist somit austauschbar. Der Unterricht muss sich daher stärker auf die Persönlichkeiten der Schüler konzentrieren und darf die Klasse nicht bloß als Kollektiv begreifen.<BR /><BR /><b>Wie steht es um den Personalmangel an Schulen?</b><BR />Achammer: Der Fachkräftemangel betrifft alle Bereiche. Mehr Menschen gehen in Rente, weniger Junge entscheiden sich für Südtirol als Arbeitsort. Hier gibt es definitiv Handlungsbedarf.<BR /><BR /><b>Mit welchen Maßnahmen will das Land den Lehrerberuf attraktiver machen?</b><BR />Achammer: Natürlich steht die Lohnfrage jetzt im Vordergrund. Es muss eine Angleichung geben, das steht außer Frage. Aber es geht auch um mehr: Wir müssen weg von einer Minutenzählerei der festgelegten Arbeitsstunden hin zu einer Vertrauenskultur.<BR /><BR /><b>Thema Streiks: Stand heute wird es im kommenden Schuljahr keine Ausflüge geben. Gibt es noch Hoffnung auf eine Einigung?</b><BR />Achammer: Ich hoffe, dass sich mit konkreten Schritten wie dem Vertrag zur strukturellen Inflationsanpassung noch etwas bewegt. Ich unterstütze das Anliegen, denn Fakt ist, der Lehrerberuf ist unterbezahlt. Die gewählte Protestform halte ich aber für problematisch. Auch braucht es mehr Solidarität mit anderen Berufsgruppen, die keine Lohnanpassung in Aussicht haben.<BR /><BR /><b>Was wünschen Sie sich für das kommende Schuljahr?</b><BR />Achammer: Ruhe. Das ist mein größter Wunsch. Je mehr Unsicherheit es in der Gesellschaft gibt, desto instabiler wird auch das Schulsystem. Wir müssen in die Kinder und Jugendlichen investieren, dafür leisten viele Lehrer hervorragende Arbeit – auch sie verdienen diese Stabilität.