<b>„Dolomiten“: Herr Dorfmann, bei der Veranstaltung in Brüssel hat sich wieder gezeigt, wie sehr man in Sachen Wolfsmanagement die Verantwortung hin- und herschiebt. Einmal heißt es, die EU sei am Ruder, dann wieder die Mitgliedstaaten oder die Regionen.</b><BR />Herbert Dorfmann: Dass man in der Diskussion immer noch auf die EU verweist, hat einen historischen Grund. Schließlich hat Brüssel jahrelang am absoluten Schutz des Wolfs festgehalten. Mittlerweile sieht man aber auch hier ein, dass das Zusammenleben von Wolf und Mensch nicht mehr konfliktfrei möglich ist. Deshalb drängt man auf ein effizientes Wolfsmanagement.<BR /><BR /><embed id="dtext86-59755359_quote" /><BR /><BR /><b>„D“: Und dieses ist eine staatliche Aufgabe?</b><BR />Dorfmann: Rein rechtlich ja, aber ich sehe in Rom keinerlei Bewegung. Deshalb müssen wir darauf drängen, dass man dem Alpenraum im Norden Italiens zugesteht, einen eigenen Plan für die gesamte Wolfspopulation in diesem Gebiet auszuarbeiten. Dabei sollte nicht jede Region ihr eigenes Süppchen kochen, sondern an einem Strang gezogen werden. Schließlich halten sich die Wölfe bei ihren Wanderungen nicht an regionale Grenzen.<BR /><BR /><b>„D“: Warum sollte es für die Alpen überhaupt ein eigenes Wolfsmanagement geben?</b><BR />Dorfmann: In den Alpen wird Vieh seit Jahrhunderten auf die Almen getrieben, um Futtergrundlage und Tiergesundheit zu verbessern. Nur ist eine solche Weidetätigkeit kaum noch möglich, wenn die Wolfspopulation weiter anwächst. Während es in den Alpen noch aktive landwirtschaftliche Tätigkeiten gibt und der ländliche Raum erhalten werden muss, ist dies im Apennin nicht der Fall. <BR /><BR /><b>„D“: Was gilt es also zu tun?</b><BR />Dorfmann: Zum einen muss die Grundlage dafür geschaffen werden, dass Wölfe und Wolfshybriden, die sich Siedlungsräumen nähern, Problemwölfe also, entnommen werden dürfen. Zum anderen müssen wir die Wolfspopulation im Alpenraum mit geeigneten Maßnahmen im Zaum halten, damit die Konflikte zwischen Mensch und Wolf nicht noch weiter zunehmen. <BR /><BR /><b>„D“: Und das Instrument dafür ist ein Managementplan?</b><BR />Dorfmann: Genau. Ein Managementplan, der von den Regionen gemeinsam ausgearbeitet und von Rom und Brüssel abgesegnet wird. Dann haben wir Rechtssicherheit und schaffen endlich einen Ausweg aus dem Interessenskonflikt zwischen dem Artenschutz einerseits und dem Leben und Wirtschaften in den Alpen andererseits.