„Auch nach 15 Jahren geben wir nicht auf und glauben immer noch an den Erfolg des Referendums: Der italienische Staat muss uns eine Antwort geben“, so die Forderung der Ladiner aus den 3 Brixner-tirolischen Gemeinden in Belluno (Souramont) bei einem Treffen am Valparolapass zum Jahrestag des Referendums.<BR /><BR /> So forderten die Vertreter der Ladinervereine aus den 3 Gemeinden Fodom/Buchenstein/ Livinallongo, Col/ Colle S. Lucia und Anpezo/Cortina d'Ampezzo mit Nachdruck von den staatlichen Institutionen, „den Willen des Volkes zu respektieren“. <BR /><BR />Sie sandten damit eine direkte Botschaft an die neue Regierung, die gerade ihr Amt angetreten hat, aber auch an den Präsidenten der Republik, Sergio Mattarella, den der Bürgermeister von Col und Koordinator der Referendumskommission der 3 Gemeinden, Paolo Frena, als „den einzigen Bezugspunkt, der für unser Thema übrig geblieben ist“, bezeichnete. <BR /><BR />Vor 15 Jahren hatten die 3 Gemeinden für die Loslösung von der Region Venetien und für den Beitritt zur Region Trentino-Südtirol gestimmt. Das Quorum wurde in allen 3 Gemeinden erreicht, und 78,86 der Abstimmenden sprachen sich für das Ja aus. <h3> Ladiner sehen Gefahr für das Überleben ihrer Minderheit</h3>Seit damals hat sich viel verändert, auch in den 3 Gemeinden. Die Volksabstimmung hat dazu beigetragen, die Kontakte und die Zusammenarbeit mit Südtirol und den Ladinern der Nachbartäler wiederherzustellen und die ladinische Identität wieder zu stärken. Dennoch sehen die Ladiner noch viele Gefahren für das Überleben ihrer Minderheit. <BR /><BR />Eine sind die Olympiaschen Spiele Mailand – Cortina 2026. „Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass man das Referendum in Vergessenheit geraten lassen will – so wie es auch 1946 nach der großen Ladiner-Demonstration auf dem Sellajoch geschehen ist“, sagte Elsa Zardini, die Präsidentin der Union de i Ladis de Anpezo. Es werde also über den Bau einer Bobbahn geredet und nicht über den Übergang von Souramont zu Südtirol. <BR /><BR />Bei einer Pressekonferenz, die nach der gemeinsamen Sitzung der 3 Vereine abgehalten wurde, verlas die Präsidentin der Union Ladins da Fodom, Manuela Ladurner, zusammen mit Zardini und Paolo Agosti für die Union da Col eine gemeinsame Entschließung und einen Appell an die Institutionen. <BR /><BR />„Seit 2007 bis heute ist das Thema aktuell und liegt immer noch auf dem Tisch. Alle Verfassungsrechtler sind sich einig, dass unser Referendum gültig bleibt, solange es keine neue Volksbefragung gibt, die das Ergebnis des vorherigen Referendums umstößt. Nach dem Referendum wurde der Grenzgemeindenfonds ins Leben gerufen. Er sollte ein Instrument der Entschädigung sein, aber stattdessen wurde er zu einem saftigen Kuchen, der in den geheimen Kammern der Politik aufgeteilt wurde, mit dem Ergebnis, dass das Geld heute sogar über einen großen Teil der Provinz Belluno ausgeschüttet wird“, kritisierten die 3 Präsidenten der Ladiner-Vereine. <h3> „Juristische und demokratische Wunde“</h3>„Schon jetzt ist diese Frage eine juristische und demokratische Wunde; sie kollidiert mit unseren in der Verfassung festgeschriebenen Rechten und dem internationalen Grundsatz der Selbstbestimmung der Völker. Was unsere Gemeinden unternommen haben, ist ein verfassungsmäßiger Weg und ein verfassungsmäßiges Verfahren, und wir glauben, dass es sich um einen unumkehrbaren Prozess handelt. Die lokale Gemeinschaft hat getan, was von ihr erwartet wird. Jetzt sind die Politik, die Regierung und das Parlament am Zug“, betonten die 3 Ladiner-Vertreter. <BR /><BR />Die Regierung hätte laut Gesetz innerhalb von 60 Tagen nach der Bestätigung des Referendums-Ergebnisses einen Gesetzentwurf vorlegen müssen zur Umsetzung des Volkswillens. Das hat sie bis heute nicht getan – in anderen vergleichbaren Fällen von wechselwilligen Gemeinden dagegen schon: So konnte Plodn/Sappada 2017 vom Veneto nach Friaul/Julisch Venetien wechseln und 2009 7 Gemeinden der Alta Valmarecchia von den Marken in die Emilia-Romagna.