Der Staatschef nahm nach Angaben eines Sprechers nicht an dem Gottesdienst für Ahmed Wali Karzai teil, der am Dienstag von einem Leibwächter erschossen worden war. Unter den Toten sind nach Angaben des Innenministeriums in Kabul ein hoher Geistlicher und ein Kind. Mindestens 15 Menschen seien bei dem Anschlag verletzt worden.Zahlreiche Minister aus Kabul und Angehörige Karzais besuchten den Gottesdienst. „Nach unseren bisherigen Informationen wurde niemand aus der Kabuler Delegation verletzt“, sagte Präsidialamtssprecher Waheed Omer. Der Attentäter habe den Sprengstoff anscheinend in seinem Turban versteckt. Der getötete Geistliche, Hikmatullah Hikmat, war Chef eines Rates einflussreicher Kleriker, der wichtige religiöse Regeln für die südafghanische Stadt Kandahar festlegt, wie der Sprecher des Innenministeriums, Siddik Siddiki, mitteilte.Der 49-jährige Ahmed Wali Karzai, der am Dienstag in seinem Haus in Kandahar erschossen wurde, war einer der einflussreichsten Politiker im Süden Afghanistans. Ihm wurde Korruption vorgeworfen. Im Kampf gegen die Taliban war Wali Karzai aber ein wichtiger Verbündeter der NATO. Um das Entstehen eines Machtvakuums zu verhindern, ernannte Präsident Karzai kurz nach der Beisetzung am Mittwoch einen anderen Bruder zum Nachfolger des Ermordeten als Stammesführer. Der Staatschef hatte zusammen mit Tausenden Menschen an der Beerdigung teilgenommen.Die Vereinten Nationen legten unterdessen ihren neuesten Bericht über zivile Kriegsopfer in Afghanistan vor. Demnach wurden in den ersten sechs Monaten 2011 so viele Zivilisten getötet wie noch nie seit Beginn des Krieges im Jahr 2001. Zwischen Jänner und Juni kamen 1.462 Zivilisten kriegsbedingt ums Leben. Vier Fünftel der Todesfälle gingen auf das Konto Aufständischer. Der NATO und der afghanischen Armee müssten 14 Prozent zugeschrieben werden. Die übrigen sechs Prozent konnten nicht zugeordnet werden.