Nun hält die Welt aus einem anderen Grund vor Spannung die Luft an: Von Montag an werden die diesjährigen Träger der Nobelpreise bekanntgegeben. Und zumindest in den Kategorien Frieden und Literatur gehören Akteure des Arabischen Frühlings zu den großen Favoriten.241 Nominierungen liegen vor 241 Nominierungen liegen dem norwegische Komitee zur Vergabe des Friedensnobelpreises vor, so viele wie nie zuvor.Und glaubt man dem auf den Preis spezialisierten Historiker Asle Sveen, dürfte einer der Akteure des Arabischen Frühlings jubeln, wenn der Preisträger am kommenden Freitag bekanntgegeben wird.So etwa die tunesische Bloggerin Lina Ben Mhenni, die Internet-Chronistin des Umsturzes in ihrem Land. „Sie ist eine moderate Muslima, eine Frau, der Preis wäre ein Zeichen der Unterstützung der sozialen Netzwerke (die die Protestbewegungen vorantrieben) und des Arabischen Frühlings“, sagt Sveen. „Mir scheint das eine brillante Idee zu sein.“Zumal es sieben Jahre her ist, dass mit der kürzlich verstorbenen kenianischen Umweltschutzaktivistin Wangari Maathai eine Frau die Auszeichnung erhielt.Kristian Berg Harpviken vom Friedensforschungsinstitut PRIO in Oslo tippt ebenfalls auf einen Hauptdarsteller des Arabischen Frühlings. Sein Favorit: der Ägypter Israa Abdel Fattah und die von ihm mitbegründete pro-demokratische „Bewegung des 6. April“, die maßgeblich zum Sturz Hosni Mubaraks beigetragen hatte.Ein weiterer Kandidat für die Nachfolge des 2010 ausgezeichneten chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo ist der ägyptische Google-Manager und Internet-Aktivist Wael Ghonim, der zum Gesicht der Protestbewegung auf dem Tahrir-Platz und vom „Times“-Magazin zu einem der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2011 gekürt wurde.„Arabischer Frühling“: Auch beim Literaturpreis gute ChancenDer Arabische Frühling könnte auch die Vergabe des Literaturnobelpreises beeinflussen. So wird der syrische Poet Adonis als heißer Kandidat gehandelt, wenn auch nicht zum ersten Mal. „Es ist wieder Zeit für einen Poeten und für den Nahen Osten.Wer wäre da besser geeignet als Adonis?“, fragt Nicklas Björkholm, Leiter von Hedengren's, einem der größten Buchgeschäfte Stockholms.Der in Frankreich lebende Adonis, mit richtigem Namen Ali Ahmad Said Esber, wurde dieses Jahr mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet, im Juni forderte er Syriens Staatschef Bashar al-Assad in einem offenen Brief zu einem Ende des Blutvergießens in seinem Land auf.Stephen Farran-Lee vom Verlag Bonniers hält die Chancen für einen Preisträger aus dem arabischen Raum dagegen für eher schlecht. Die Schwedische Akademie betone immer wieder, sie habe keine politische Agenda. „Deswegen sind die Chancen für einen arabischen Schriftsteller dieses Jahr geringer als in anderen Jahren.“Die Schwedische Akademie ist bei ihrer Preisvergabe ohnehin immer wieder für Überraschungen gut, hält sich wie stets bedeckt – und macht traditionsgemäß bisher ein Geheimnis aus der Frage, wann der Preisträger bekanntgegeben wird.In der Regel wird der Name des Geehrten aber an einem Donnerstag verkündet, dieses Jahr dürfte es also der 6. Oktober sein, der Tag vor der Bekanntgabe des Friedensnobelpreisträgers.Den Auftakt bei der Bekanntgabe der Preisträger macht am Montag der Preis für Medizin, gefolgt von Physik am Dienstag und Chemie am Mittwoch.Am 10. Oktober schließlich wird der Preisträger in der Kategorie Wirtschaft bekanntgegeben. Und in all diesen Disziplinen dürfte der Arabische Frühling keine Auswirkung auf die Wahl des Preisträgers haben. apa/afp