Während Italien, Frankreich, Spanien, die Türkei und die Slowakei an ihrer Atompolitik festhalten wollen, lässt Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin die Zukunft des Atomenergiesektors im eigenen Land untersuchen.Italien Die italienische Regierung hält an ihre geplante Rückkehr zur Atomenergie nach 23 Jahren fest, obwohl Oppositionsparteien und Umweltbewegungen appellierten, darauf zu verzichten. „Wir haben einen bewussten Beschluss gefasst. Wir haben strenge Kriterien für die Wahl der Orte aufgestellt, in denen die Atomkraftwerke errichtet werden sollen. Wir werden die Erdbebengefahr berücksichtigen, die in Italien jedoch nicht mit jener in Japan vergleichbar ist“, sagte Umweltministerin Stefania Prestigiacomo in einem Interview mit dem Radiosender „Radio RAI“ am Dienstag. Gegen die Rückkehr zur Atomkraft haben die Oppositionsparteien in den vergangenen Monaten über eine halbe Million Unterschriften für ein Referendum gesammelt, das voraussichtlich im Juni stattfinden wird.Frankreich Auch Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy stellte in einem Bericht der Zeitung „Le Figaro“ klar: „Ein Ausstieg kommt nicht infrage.“ Die französischen Atomkraftwerke seien zehnmal sicherer als andere, da sie eine doppelte Schutzhülle hätten. Als Vorsitzender der G-20-Gruppe wolle er eine Konferenz anregen, die sich mit Energie und Nuklearsicherheit befasse, sagte Sarkozy. Frankreichs Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet betonte ebenfalls die hohe Sicherheit der 58 französischen Meiler. „Man kann nicht die Stromversorgung eines ganzen Landes mit erneuerbaren Energien sicherstellen“, sagte sie.Türkei Auch die Türkei hält an den Plänen für den Bau der esten Atommeiler im Land fest. Die betroffenen Kraftwerke in Japan seien veraltete Anlagen der ersten Generation, während die geplanten Atomkraftwerke der Türkei hochmoderne Betriebe der dritten Generation sein würden, sagte Energieminister Taner Yildiz. Auch gebe es in der Türkei keine Gefahr zerstörerischer Tsunamis. „Der Bau von Atomkraftwerken in der Türkei wird weiter vorangetrieben.“ Derzeit plant Ankara zwei Kraftwerke, eines im südtürkischen Akkuyu bei Mersin am Mittelmeer und eines in Sinop am Schwarzen Meer. Weitere Meiler sind für die Zukunft geplant, Yildiz' Experten sprechen unter anderem mit japanischen Unternehmen über den Bau von Kraftwerken. Die Regierung in Ankara verweist auf den steigenden Energiebedarf der Türkei mit ihrer schnell wachsenden Volkswirtschaft. Derzeit bestreitet das Land einen Großteil dieses Bedarfs mit Hilfe von Erdgasimporten aus Russland und dem Iran.Spanien Auch Spanien hält an seinen Plänen fest, die Laufzeit spanischer Atomkraftwerke zu verlängern. Erst Mitte Februar beschloss die sozialistische Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero, die Laufzeit für sieben der insgesamt acht spanischen Reaktoren auszudehnen. Mit Blick auf die Energiekrise und die hohe Arbeitslosigkeit spricht sich die Regierung sogar dagegen aus, das ursprünglich für 2013 geplante Ende des Uralt-Kraftwerks von Garona in Burgos zu besiegeln, das bereits seit 1971 am Netz ist. Derzeit sind in Spanien noch acht Reaktoren in sechs Anlagen in Betrieb, die rund ein Fünftel der Energie in Spanien abdecken. Dabei handelt es sich überwiegend um sogenannte Druckwasserreaktoren, die bereits seit den 1980er Jahren laufen und bei denen es in der Vergangenheit nicht selten zu Störfällen kam.Slowakei Auch die Slowakei werde die Ausrichtung ihrer Energiepolitik auf die Kernenergie nicht ändern, wie Wirtschaftsminister Juraj Miskov gegenüber der Zeitung „Sme“ (Dienstag-Ausgabe) erklärte. Er betonte, es sei notwendig die Sicherheitsstandards einzuhalten. Laut Miskov sind die AKWs in der Slowakei vom Sicherheitsstandpunkt aus gut ausgerüstet. „Es könnte ein Flugzeug auf einen Reaktor stürzen und nichts passiert“, erklärte der Minister.Russland Russlands Ministerpräsident Putin forderte indes vom Energieministerium, der Nuklearbehörde und dem Umweltministerium eine Analyse des aktuellen Zustands des Atomsektors und der Pläne für die zukünftige Entwicklung, sagte Putin am Dienstag bei einem Regierungstreffen zur Energiesicherheit. Die Ergebnisse der Untersuchung sollten binnen eines Monats der Regierung vorgelegt werden. Putin erklärte, Russland habe keine Kernkraftwerke in Erdbebengebieten und wolle dort auch keine bauen. „Wir müssen auf jede Eventualität vorbereitet sein“, fügte Putin hinzu. Zugleich rief er dazu auf, die Kohlenwasserstoffproduktion im fernen Osten Russlands voranzutreiben.