<b>von Florian Stumfall</b><BR /><BR />Bayerischer Staatsbesuch in Prag: Ministerpräsident Markus Söder (57, CSU) weilte dieser Tage in der Kapitale des Nachbarlandes, um mit seinem tschechischen Amtskollegen zu sprechen. Dabei ging es nicht zuletzt um die Energie-Politik. Darin hat Söder gewisse Erfahrungen, denn als man auf deutscher Seite vor rund 15 Jahren die Sicherheit des tschechischen Atomreaktors Temelin bemängelte, war Söder damals als bayerischer Umweltminister ganz vorne mit dabei. + Florian Stumfall<BR /><BR /><BR />Jetzt liegen die Dinge anders. Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie ist in Deutschland der Strom knapp und teuer geworden, mit allen bekannten Folgen – von vorübergehenden Abschaltungen bis zum Abwandern von Unternehmen. Da musste also Söder in Prag höflich anklopfen und um eine Hilfestellung in Form eines Energie-Paktes bitten. Er tat es gottlob nicht umsonst; jetzt also bezieht Bayern Atomstrom vom tschechischen Nachbarn.<BR />Dies geschah in zeitlicher Nähe von einer anderen Meldung, bei der davon die Rede war, dass der in Bayern produzierte Strom bereits zu 70 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt. Selbstverständlich trug diese Information alle Anzeichen eines stolzen Erfolges. Aber es handelt sich dabei um ein Truggebilde.<h3> Anteil des Öko-Stroms am Verbrauch zählt</h3>Die entscheidende Zahl nämlich wurde nicht genannt. Denn es kommt nicht darauf an, wieviel Strom aus Wind und Wellen strömt, sondern wie groß der Anteil des Öko-Stroms am Verbrauch ist. Könnte man den Atomstrom durch andere Anlagen einfach ersetzen, dann müsste Söder nicht bei den Tschechen einkaufen gehen. Und je mehr man sich auf Öko-Strom stützt, umso größer wird der Bedarf an Ersatz aus dem Ausland. Schließlich kauft nicht nur Bayern ein, sondern ganz Deutschland.<BR /><BR />Natürlich werden bereits die ersten Stimmen laut, die eine Rückkehr zur Kernenergie fordern – vorerst allerdings ohne Anspruch auf Gehör. Im Gegenteil. Obwohl die Kapazität der im eigenen Land bereitgestellten Energie nicht mehr ausreicht und deshalb der Industrie-Standort Deutschland gefährdet ist, gibt die Regierung weiterhin Steuergelder dafür aus, dass mehr Menschen Autos mit Elektro-Antrieb kaufen.<BR /><BR />Dabei ist eines klar: Dinge auf Staatsbefehl zu produzieren, welche der Käufer nicht haben will, ist ein untrügliches Kennzeichen für eine sozialistische Wirtschaft. So werden die Finanzströme eines Landes fehlgeleitet. Geschieht das im großen Umfang, so trägt das maßgeblich zu Ereignissen wie dem Zusammenbruch des Ostblocks bei.<BR /><BR />Aber für die nächste Zeit hat Söder vorgesorgt. Die Beziehungen zwischen München und Prag sind gut, so darf man hoffen, dass man im kommenden Winter in Bayern nicht wird frieren müssen.