Nach den Protesten in Deutschland, Frankreich, Rom und Brüssel, fahren diese Woche auch die Südtiroler Bauern in Bozen auf. Die Aktion wird von der Arbeitsgruppe „Zukunft Landwirtschaft“ um den Landwirt Georg Gallmetzer aus Auer organisiert. <BR /><BR />„Ausufernde Bürokratie, immer mehr und mehr Kontrollen und auflagen, damit wir am Ende des Jahres dann nicht mal den Mindestlohn verdienen. Wir werden keine Straßen blockieren, aber wir werden unsere Sorgen kundtun“, schreibt ein User auf der Facebookseite der Arbeitsgruppe. Dennoch hat sich der Landesbauernrat im Südtiroler Bauernbund gegen eine Teilnahme an den Aufständen in Bozen ausgesprochen. <BR /><BR />Wir haben uns mit dem Bergbauernvertreter und Mitglied des Rates Alberich Hofer darüber unterhalten.<h3> Hofer zu Demoankündigung: „Im Moment nicht der richtige Platz“</h3>„Ich kann nur ganz wenig sagen, weil wir uns im Landesbauerrat dazu entschieden haben, uns nicht hinter diese Aktion zustellen“, erklärt Hofer im Interview. Die Arbeitsgruppe „Zukunft Landwirtschaft“ habe jedenfalls nichts mit dem Bauernbund zu tun und sei aus Eigeninitiative entstanden. Hofer habe deshalb momentan weder Einblick in die personelle Struktur der Arbeitsgruppe, noch wisse er wer an vorderster Front mit dabei sei. <BR /><BR /> Der Bergbauernvertreter ist aber davon überzeugt: „Das ist im Moment nicht der richtige Platz für eine Demonstration.“. Außerdem müsse man die gesamte Bevölkerung mitnehmen, wenn es um die Bürokratie und die Auflagen der EU geht. „Weil alle darunter leiden!“, meint Hofer. Und das gilt vom Handwerk bis zum Tourismus.<h3> Landwirtschaft in Europa: Herausforderungen lokal unterschiedlich</h3>Was die Bauernproteste in Deutschland, Frankreich, Spanien, oder auch in Italien anbelangt, sei es wichtig, aufzuklären, dass die Themen auf gesamteuropäischer Ebene lokal unterschiedlich sind. So gebe es in Europa sowohl Länder in denen Bauern Tausende Hektar bewirtschaften oder mit 500 Milchküchen arbeiten als auch Regionen, wie es bei Südtirol der Fall ist, bei denen die Landwirtschaft zum großen Teil kleinbäuerlich strukturiert ist. <BR /><BR />Im Hinblick auf den angekündigten Bauernprotest in Bozen stellt er aber noch einmal klar:„Man kann in Brüssel gegen die EU-Vorgaben demonstrieren. Der Moment um in Südtirol auf die Straßen zu gehen, ist aber nicht der Richtige.“<h3> „Die neue Landesregierung muss sich erst einmal einarbeiten können.“</h3>„Wir haben in Südtirol erst seit knapp 14 Tagen eine neue Landesregierung und mit Luis Walcher einen neuen Landwirtschaftslandesrat aus unseren eigenen Reihen. Jetzt demonstrieren zu gehen, bevor die Landesregierung überhaupt die Möglichkeit hatte sich einzuarbeiten, ist kein guter Stil und das wollen wir als Bauernbund auch vermeiden.“, erklärt Albrich Hofer. Außerdem müsse man der neuen Landesregierung erst einmal die Chance geben, gut zu arbeiten, betont der Bauernvertreter. Anschließend müsse man sich dann gemeinsam an den Tisch setzen und sich konstruktiv über die wichtigen Themen in der Landwirtschaft unterhalten. Dazu zählen das Großraubwild, die Zukunft kleinbäuerlicher Betriebe, die Einkommensfrage in der Landwirtschaft, die Entwicklungen auf dem Gebiet von „Agrisolare“ oder auch das Tierwohl.<h3> Zeitpunkt der Proteste auch im Hinblick auf den Umbruch im SBB ungünstig?</h3>Das Timing der Proteste scheint aber auch deshalb sehr ungünstig gewählt zu sein, da der Bauernbund selbst sich zurzeit in eine, wesentlichen Wandel befindet. So wurden vor wenigen Wochen erst im ganzen Land fast über die Hälfte aller Funktionäre in den Ortsgruppen neu gewählt. Außerdem stehe dem Verband erst seit vergangenem Samstag ein neuer Obmann vor, erfahren wir von Hofer. „Man muss die Leute jetzt mitnehmen und kann sie nicht vor die Wahl stellen: Demonstration ja, oder nein.“, sagt der Bergbauernvertreter. <BR /><BR />Wichtiger als zu demonstrieren, sei es deshalb erst einmal, dass sich die neuen Funktionäre in den kommenden Wochen nun mit dem neuen Obmann zusammensetzten, um sich grundsätzlich darüber zu unterhalten, in welche Richtung es mit dem Südtiroler Bauernbund, aber auch mit der Südtiroler Landwirtschaft allgemein gehen soll. <BR />