Eine riesige Menschenmenge, die sich vor dem Präsidentenpalast in Rom versammelt hatte, feierte mit Champagner, Fahnen, Chören wie im Stadion und Schmährufen das Ende der Regierung Berlusconi. Ein kleines Orchester aus Berlusconi-Gegnern veranstaltete ein „Befreiungskonzert“, um das Ende des Mitte-Rechts-Kabinetts zu feiern. Ein Chor ließ Händels „Hallelujah“ aus dem Oratorium „Der Messias“ ertönen.Die Polizei konnte nur mit Mühe die Masse von Menschen vom Auto des Premiers fernhalten, das zum Quirinalspalast, dem Amtssitz des Staatspräsidenten, fuhr. Einige Demonstranten warfen Münzen in Richtung des Autos mit dem Premier. Unter wildem Geschrei betrat Berlusconi den Präsidentenpalast, um seinen Rücktritt einzureichen. Nach seinem Gespräch mit Napolitano, der das Demissionsgesuch annahm, verließ Berlusconi den Quirinalspalast von einem Seitenausgang. Der Verkehr rund um das Gebäude kam zu Erliegen. „Ich bin zutiefst verbittert“, gab Berlusconi vor seinen engsten Mitarbeitern zu.Auch vor Berlusconis römischer Privatresidenz Palazzo Grazioli, in der der TV-Tycoon vor seinem Rücktritt noch ein Gipfeltreffen seiner Partei leitete, versammelte sich eine Gruppe von Demonstranten. Mit Pfiffen wurde Berlusconi empfangen, als sein Auto in den Hof des Palastes fuhr. „Mafioso, Mafioso!“, schimpften seine Gegner. Autokarusselle und Hupkonzerte begrüßten das Ende des seit Mai 2008 amtierende Mitte-Rechts-Kabinetts. Eine kleine Gruppe von Anhängern rief Berlusconi zu, nicht nachzugeben. Berlusconi blickte seinen Anhängern dankbar entgegen. Auch auf dem Domplatz der Berlusconi-Heimatstadt Mailand versammelten sich mehrere Hundert Menschen, die mit Champagner den Sturz des Regierungschef feierten.Zuvor hatte die Deputiertenkammer ein Sparpaket mit Wirtschaftsmaßnahmen verabschiedet, zu dem sich Italien gegenüber der EU verpflichtet hatte. Das Paket war bereits am Freitag vom Senat abgesegnet worden. Berlusconi hatte angekündigt, nach der Verabschiedung des Sparhaushaltes zurückzutreten und reichte am Samstagabend bei Staatspräsident Giorgio Napolitano seinen Rücktritt ein.apa