Nachdem sich in den vergangenen Tagen mehrere Minister und auch Regierungschef Gordon Brown dafür ausgesprochen hatten, dass Blair das neue Spitzenamt bekommen sollte, äußerte sich Blair immer noch nicht öffentlich. Ein Sprecher der Downing Street in London sagte am Dienstag, es liege an Blair bekanntzugeben, ob er Interesse an dem Amt habe oder nicht. Gleichzeitig mehrte sich die Kritik an einer Kandidatur des Ex-Premiers.Die Zeitung „Guardian“ zitierte aus Regierungskreisen, dass Blair sein Interesse nun bekanntmachen müsse. Andernfalls würden seine Chancen auf den Job schwinden. Das Blatt berichtete weiter, dass sich mittlerweile auch Browns oberster EU-Berater und der britische EU- Botschafter in Brüssel für Blair einsetzen würden. Die Downing Street wies das jedoch zurück. Blair geeignet, aber auch nichtDas neue Amt des Ratspräsidenten muss wie das des „Außenministers“ der EU besetzt werden, sobald Tschechiens Präsident Vaclav Klaus seine Unterschrift unter den EU-Vertrag von Lissabon gesetzt hat. Der Labour-Politiker Blair gilt einerseits als geeigneter Kandidat, weil er eine international bekannte und einflussreiche Figur ist. Wegen seiner Unterstützung des Irak-Kriegs gilt er jedoch anderen als rotes Tuch. Als Hindernis gilt auch, dass Großbritannien den Euro nicht eingeführt hat.Blair bekam deshalb am Dienstag auch Gegenwind: Die Europaageordnete und Chefin der britischen Grünen, Caroline Lucas, sagte, seine Wahl zum EU-Präsident wäre „absurd“. „Gibt es außerhalb der Regierung wirklich jemanden, der glaubt, dass der Mann, der die EU wegen des Irak-Kriegs brüskiert und mit George Bush gemeinsame Sache in einem illegalen Krieg gemacht hat, die richtige Person für den Posten ist?“ Auch der Labourabgeordnete Peter Kilfoyle kritisierte Blair. Er sei wegen seiner außenpolitischen Bilanz „komplett ungeeignet“. Der britische Außenminister David Miliband hatte gesagt, dass Blair sein Interesse an dem Posten von der Jobbeschreibung abhängig machen wolle. Die oppositionellen Konservativen, die nach allen bisherigen Umfragen voraussichtlich die kommende Wahl in Großbritannien gewinnen werden, hatten bereits angekündigt, sich gegen eine Kandidatur Blairs einzusetzen.dpa