Sind es 4000, 5000 oder 7000 Wohnungen, die man in Bozen bis zum Jahr 2030 benötigt? Keiner weiß es genau, man jongliert vor sich hin. Es ist seit Jahren eine Art Stellvertreterdiskussion. Man lenkt ab von den vielen kleinen und richtig großen Problemen.<BR /><BR />Die Idee, eine Vision, der Plan, wie und vor allem wohin sich der Ballungsraum entwickeln könnte und sollte, ist seit jeher eine Lotterie. Die Lose waren bislang lauter Nieten, ein wirklicher Treffer ist schon ewig keiner mehr dabei. Es wurde drauflosgeplant, und wenn alles fertig war, kam das Aha-Erlebnis.<BR /><BR /><embed id="dtext86-59768910_quote" /><BR /><BR />Wer wissen will, wie man es eher nicht machen darf, der muss nach Bozen kommen und sich die neuen Stadtviertel anschauen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind. Da lief so ziemlich alles daneben, was falsch laufen kann. <BR /><BR />Es wurden Viertel aus dem Boden gestampft, die weder Kopf und schon gar keinen Fuß haben. Es wurden Wohnquartiere errichtet, um einen Bedarf zu decken. Wie das Leben in diesen Vierteln funktionieren soll, darum müssen sich die Bewohner dann bitteschön selbst kümmern. Diese eiserne Regel ist in Bozen Programm und hat leider noch sehr selten funktioniert. <BR /><BR />Es wurde und wird vor allem einer und mittlerweile entscheidender Faktor vergessen: Wer braucht Unterkunft und wird schlussendlich wohnen? Es ist doch hinlänglich bekannt, dass sich die neuen Viertel zu sozialen Brennpunkten entwickeln. <BR /><BR /><embed id="dtext86-59768914_quote" /><BR /><BR />So etwas läuft auf Ansage, das ist kein Phänomen. Interessant ist auch die Tatsache, dass bei vielen politischen Italienern immer noch ein zwar kleines, aber doch vorhandenes kolonialistisches Gen die Gedanken mitsteuert. <BR /><BR />Die Industriezone wurde unter den Faschisten nicht ausschließlich aus dem Boden gestampft, um Arbeitsplätze zu schaffen und damit die Zuwanderung aus dem Süden zu fördern, sondern auch um dem damals noch bäuerlich geprägten k.-u.-k.-Städtchen die Lebensgrundlage zu entziehen. Ginge es nach einigen Verantwortungsträgern im Rathaus, dann wäre der Grieser Grünkeil bereits gestern statt morgen zubetoniert. <BR /><BR />Der gesellschaftliche Wandel geht für die Macher im Rathaus sowieso viel zu schnell. Da kommt man nicht mehr nach und lässt es lieber laufen. Diese Misswirtschaft wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit rächen. Wir reden nicht von Jahrzehnten, sondern einigen Jährchen.<BR /><BR /> Möglicherweise muss Bozen gar nicht mehr wachsen. Nachdem die Stadtverwaltung schon 106.000 Einwohner nicht auf die Reihe bekommt, wie will man dann den „gewünschten“ Zuwachs unter einen Hut bringen? Die Stadt braucht unbedingt eine Art Konsolidierung. Unkontrolliertes, ungeplantes, unüberlegtes Wachstum ist in diesen schwierigen Zeiten die falsche Entscheidung. <BR /><BR /> <a href="mailto:michael.fink@athesia.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">michael.fink@athesia.it</a>