In einer Studie zum Ausbau erneuerbarer Energieträger am Brenner spielt die Windkraft – hinsichtlich Wirtschaftlichkeit – im Vergleich zu Sonne und Wasser in anderen Sphären.<BR /><BR />Das Credo von Bürgermeister <b>Martin Alber </b>ist bekannt: Die Gemeinde Brenner wäre durch ihre Lage am Alpenhauptkamm hinsichtlich Energieerzeugung privilegiert. Dass dieser Vorteil bisher – mit Ausnahme einiger Photovoltaikanlagen – nicht ausgeschöpft wurde, ist ihm unerklärlich. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1206387_image" /></div> <BR /><BR />Um dies zu ändern und abzuklären, unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen die Gemeinde die Energieformen Wasser, Wind und Sonne nutzen könnte, hat sie 2023 das Büro „Ingenieure Patscheider & Partner GmbH“ aus Mals mit einer Studie beauftragt.<BR /><BR />Am Mittwoch nun präsentierte Ing. Walter Gostner im Beisein von Ing. Alex Balzarini das Endergebnis im Gemeinderat. Das Fazit: Das Potential der Windkraft stellt hinsichtlich Wirtschaftlichkeit alle in den Schatten.<h3> Platz 3 für die Wasserkraft</h3>„Hinsichtlich Wasserkraft ist das Potential erschöpft – allerdings nicht zugunsten der Gemeinde“, führt Alber mit Verweis auf bestehende Wasserkraftwerke von Privaten und der Elektrizitätsgenossenschaft Pflersch aus. Nur mehr der Kog- und Daxbach kämen für den Bau eines Kraftwerkes in Frage, wobei die vorgeschriebene Nennleistung von 220 Kilowatt geringfügig unterschritten würde. „Zwei Jahre lang wären Messungen für die Ermittlung der durchschnittlichen Wassermenge notwendig“, erklärt Alber.<h3> Platz 2 für die Sonnenkraft</h3>Geringfügig besser bezeichnet Alber das Ergebnis für die Nutzung der Sonnenenergie: „Hier ist ein gewisses Potential vorhanden, aber angesichts der notwendigen Investitionen doch wieder nicht“. Laut Studie würden sieben Gemeindegebäude statisch eine Photovoltaikanlage am Dach zulassen. Von der Dimension interessanter wäre die Errichtung von Photovoltaikpaneelen an der Mauer entlang des Radweges (der alten Eisenbahnlinie) ins Pflersch und an den Lärmschutzwänden entlang der Eisenbahnlinie an der Seite Richtung Pflersch.<BR /><BR /> „Abgesehen davon, dass hier der Einstrahlungswinkel nicht optimal ist, gehören die Schutzwände der RFI“, sagt Alber. Ein Abkommen wäre schwierig, auch würde RFI mitverdienen wollen. Die Paneele am Radweg sind unter den heutigen urbanistischen Bedingungen nicht realisierbar.<BR /><BR />„Mit allen genannten Anlagen könnten 2,3 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden, ohne die zwei großen nur mehr eine Million Kilowattstunden“, rechnet Alber vor. Das entspräche einem Jahresgewinn von wenigen Tausend Euro. So sieht Alber die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf Gemeindegebäuden eher als moralische Verpflichtung zur Vorbildfunktion denn als rentabel.<h3> Platz 1 für die Windkraft </h3>In anderen Dimensionen – hinsichtlich Wirtschaftlichkeit – spielt die Windkraft. Laut Alber wurde ein Projekt mit acht Windrädern (Rotordurchmesser 80 Meter, Nabenhöhe 65 Meter, Gesamthöhe 105 Meter) am Sandjoch untersucht, das durch Militärstraßen bereits erschlossen wäre. „Damit könnten 30 Millionen Kilowattstunden, also Strom für 10.000 Haushalte, erzeugt werden.“ Bei einer Investition von 30 Millionen Euro wäre bereits im ersten Jahr ein Gewinn von über drei Millionen Euro möglich.<BR /><BR />Da vor über 15 Jahren die Versuche, am Sattelberg einen Windpark zu errichten, gescheitert sind, wurde den Umweltaspekten in der Sitzung und in der Studie große Aufmerksamkeit geschenkt. Laut Alber hat sich seitdem die Technik stark weiterentwickelt, etwa in Hinblick auf Antikollisionssysteme. So könnten Vogelschwärme – etwa durch Abschalten der Räder oder Umleitung mittels Schall – verschont werden.<BR /><BR /> In diesem Zusammenhang verweist er auf eine Studie aus Deutschland, laut der im Jahr 100.000 Vögel durch Windkraftanlagen sterben würden, allerdings bis zu 115 Millionen durch Glasscheiben. Zum Standort betont Alber, dass er über fünf Kilometer Luftlinie von Vogelschutzzonen in Tirol entfernt sei, nicht in einer Naturschutzzone liege und einen optimalen Mittelwert der Windgeschwindigkeit von 6,4 Meter pro Sekunde aufweise. <h3> Zwei Arbeitsgruppen sollen weiteren Weg prüfen</h3>„Rechtlich wäre das Projekt realisierbar, für die Umsetzung wären die große UVP und eine Baukonzession notwendig“, erläutert Alber. Bei der Sitzung wurde vereinbart, dass – sobald die Studie schriftlich übermittelt ist – zwei Arbeitsgruppen zum Thema Klima und Energie eingesetzt werden, denen jeweils auch ein Vertreter der Opposition und lokale Experten angehören sollen. Anhand deren Bewertung werde dann der Gemeinderat entscheiden, ob eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden soll.<BR /><BR />Definitiv entschieden wird laut Alber erst auf Basis der fertigen Machbarkeitsstudie und juristischen Abklärungen zum Wie der Umsetzung. Sollte es dazu kommen, dann über eine Konsortialgesellschaft aus privaten und öffentlichen Investoren. „Bei einem so sensiblen Projekt, vor allem hinsichtlich der Umweltaspekte, muss der öffentliche Teilnehmer am Ruder sein, sprich entscheiden können. Wenn das nicht möglich ist, müssen wir es lassen“, betont Alber, der das Projekt mit offenen Karten diskutieren will.