Seit Februar sitzt der gebürtige Pakistaner Ahmed Shabbeir für die Demokratische Partei (PD) im Brixner Gemeinderat und ist damit das erste Brixner Ratsmitglied mit Migrationshintergrund. Als junger Mann kam der heute 51-Jährige als Flüchtling nach Europa, mittlerweile ist Brixen seine Heimat. <BR /><BR />Es war ein Montag, der 4. April 1994, als Ahmed Shabbeir in Italien ankam. Hinter dem damals 21-jährigen Pakistaner lag eine beschwerliche, gefährliche Reise: „Meine Flucht aus Pakistan führte mich über Afghanistan, den Iran, die Türkei und den Balkan nach Italien.“ Shabbeir brach allein und ohne Familie von Pakistan auf. Armut und keine wirklichen Perspektiven trieben ihn zur Flucht, erzählt er heute bei einem Gespräch. <BR /><BR />Mit rund 50 anderen Flüchtlingen überquerte Shabbeir damals bei stürmischer See das Mittelmeer und erreichte schließlich Italien. Die ersten 2 Jahre in Europa verbrachte er in Deutschland und Frankreich, 1996 erhielt er schließlich eine Aufenthaltsgenehmigung in Italien, wenig später kam er nach Südtirol.<BR /><BR />Ab 1998 arbeitete Shabbeir als Hilfskoch in einem Gasthof in der Gemeinde Natz-Schabs, ab 2002 als Arbeiter bei einem Fensterhersteller. Shabbeir gründete eine Familie. 2001 zog er nach Brixen, seit 2012 ist der siebenfache Vater italienischer Staatsbürger. Seine Kinder, alle hier geboren, wachsen mit einer Selbstverständlichkeit mehrsprachig in Brixen auf. Heute betreibt Shabbeir gemeinsam mit anderen Pakistanern einen Pizza- und Kebab-Imbiss sowie ein Restaurant mit pakistanischer Küche. <BR /><BR />Seit Februar diesen Jahres sitzt der heute 51-Jährige für die Demokratische Partei (PD) im Brixner Gemeinderat, 98 Stimmen erhielt er bei der Wahl am 25. Februar. Das ist insofern ein Novum, als dass der gebürtige Pakistaner der erste Gemeinderat mit Migrationshintergrund ist: „Beim PD fühle ich mich politisch zu Hause. Hier habe ich das Gefühl, etwas für meine Mitbürger tun zu können.“ <h3> Was ihn antreibt</h3>Rund 300 Pakistaner leben in Brixen, mit vielen stehe er in engem Kontakt. Man kennt sich untereinander. Mit seiner Arbeit im Gemeinderat möchte er vor allem Anliegen umsetzen, die die Integration von Migranten in Südtirol fördern, erzählt Shabbeir. „Ich will versuchen, die Integration über den Spracherwerb für Ausländer voranzutreiben. Der erste Schritt ist, einen geeigneten Raum zu finden.“ Daran arbeitet er gerade, erzählt er. <BR /><BR /> Ein Anliegen ist dem gläubigen Muslim auch die Möglichkeit, in Brixen einen eigenen Friedhof für Muslime zu errichten, eine Überführung der Verstorbenen nach Pakistan sei teuer und viele Menschen hätten hier mittlerweile Wurzeln geschlagen. Das Thema wurde bereits im März dieses Jahres nach einem Antrag der Grünen Bürgerliste im Gemeinderat behandelt. Bürgermeister Andreas Jungmann stellte dabei klar, dass der städtische Friedhof in Brixen für alle Konfessionen offen sei, auch Muslime könnten dort bestattet werden, es gäbe keine für eine Religion reservierten Bereiche. <BR /><BR />Wichtig sei Ahmed Shabbeir, etwas gegen die Wohnungsnot im Raum Brixen zu tun – für seine Mitbürger, aber nicht nur: „Ich höre immer wieder, dass es vor allem Menschen mit Migrationshintergrund besonders schwer haben, eine Wohnung zu finden. Sobald die Leute hören, dass ein Ausländer interessiert ist, schwinden die Chancen.“ Aber insgesamt seien die Wohnungspreise in Brixen zu hoch – für alle. Es gäbe viel zu tun, so Shabbeir. <BR /><BR />Als eine „wertvolle Bereicherung im Gemeinderat“ erlebt die Stadträtin für Integration, Sara Dejakum, ihren neuen Kollegen: Immer wieder fungiere er allein schon durch seine Herkunft als Brückenbauer, vermittelt bei Sprach- und Verständnisproblemen, so Dejakum. Sie war es auch die Shabbeir als Mitglied in die neue Kommission für Chancengleichheit holte. Shabbeir ist außerdem Vizepräsident des Gemeinderates. <BR /><BR />Auch wenn Ahmed Shabbeir erst wenige Monate im Gemeinderat sitzt, scheint er Gefallen an der politischen Arbeit gefunden zu haben. Ihm würde, so sagt er im Gespräch, auch eine Kandidatur für den Südtiroler Landtag interessieren.