Denn wie am Nachmittag bekannt wurde, zieht die Partei „L’Altra Europea con Tsipras“, die mit 4,03 Prozent die Vier-Prozent-Hürde auf Staatsebene knapp genommen hatte, mit drei Abgeordneten ins EU-Parlament ein – Oktavia Brugger ist allerdings nicht darunter.Und dies obwohl die Ex-Rai-Journalistin bei der Wahl am Sonntag ein beachtliches Ergebnis einfahren konnte: Mit 21.446 Vorzugsstimmen im Wahlkreis „Italia Nord-Orientale“ war Brugger in diesem Gebiet stimmenstärkste Kandidatin. Auf Südtirol heruntergebrochen, erhielt Brugger 15.787 Stimmen.Nur Dorfmann schafft den SprungDa auch Pius Leitner von den Freiheitlichen und Johann Gruber, der für Italia dei Valori angetreten war, den Einzug ins Europaparlament klar verfehlten, wird, wie gehabt, allein Herbert Dorfmann von der SVP Südtirol in Straßburg vertreten.Für Oktavia Brugger ist das verpasste Mandat dennoch kein Grund zum Trübsal-Blasen. "Mir geht's supergut", meint sie im Interview mit Stol.Südtirol Online: Frau Brugger, wann haben Sie erfahren, dass es, nachdem es anfangs doch überraschend gut für „L’Altra Europea con Tsipras“ ausgesehen hatte, dennoch für den Sitz in Straßburg nicht gereicht hat?Oktavia Brugger: Ich hab's gegen halb 12, 12 Uhr erfahren.Stol: Wie geht es Ihnen derzeit?Brugger: Mir geht es supergut. Ich hatte super Erfolg. Trotz aller widrigen Umstände verschiedenster Natur, konnten wir ein absolut unerwartetes, super Ergebnis einfahren. Für mich persönlich ist das eine Riesenfreude. So viele Stimmen, ich bin Erstgewählte in meinem Wahlkreis - besser könnte es nicht gehen. Und für vier Prozent auf nationaler Ebene gibt's halt nicht mehr als drei Sitze.Stol: Welche "widrigen Umstände" meinen Sie?Brugger: Die Presse war mir nicht unbedingt gewogen. Dieses ewige "Kommunismus, Kommunismus"-Geschrei. Und dann wurde der grünen Liste um Marco Boato eine riesengroße Plattform gegeben. Dabei hätten wir mit denen gar nicht antreten können: Als wir entscheiden mussten, wem wir uns anschließen, war Boato noch gar nicht auf der politischen Bühne. Plus: Mit Boato hätten wir nie die Vier-Prozent-Hürde geknackt, nie. Mit Tsipras, wenn auch sicherlich eine umstrittene Liste, hat's geklappt. Als weiteren widrigen Umstand kann man bezeichnen, dass wir wenig Geld investiert haben. Wir haben mit Enthusiasmus gearbeitet. Und: Es gab Gegenwind aus den eigenen Reihen. Rifondazione Communista hat zum Beispiel meine Plakate überklebt. Von daher... ist dieses Ergebnis ein totales Wunder. Ich danke den Südtirolern von Herzen.Stol: Hatten Sie bereits mit dem Parlamentssitz geliebäugelt?Brugger: Nein. So schlau bin ich als Journalistin, dass ich weiß, dass man bis zum Schluss warten muss, bevor man mit irgendwas liebäugelt. Ich habe mich den Wahlen gestellt und habe gesehen, dass ich eine begabte Politikerin sein könnte. Dass ich Talent habe und kommunikativ bin. Und vor allem, dass ich im Stande war, mit dem Minimum an finanziellen Mitteln, ein super Ergebnis einzufahren. Das reicht mir jetzt mal schon. Natürlich tut's mir für die Wählerinnen und Wähler leid, die mir die Stimme gegeben haben und die sich nun erhofft haben, dass ich sie in Straßburg vertreten kann. Nun geht's halt nicht, da brauche ich jetzt auch nicht "herumzuraunzen". Stol: Gibt's für Sie nun eine Zukunft in der Politik?Brugger: Nun müssen Sie mich mal richtig ausschlafen lassen (lacht). Jetzt, nachdem der ganze Druck vorbei ist, hat mich Müdigkeit überfallen. Nun werde ich erstmal in mein ruhiges, freies Rentnerleben zurückkehren... und dann reden wir weiter.Interview: Petra Gasslitter