<b>von Andreas Schwarz</b><BR /><BR /> Jetzt mag man einwenden: Gerade einmal 3 Prozent der Österreicher (etwa 300.000) haben im bevölkerungsmäßig kleinsten Bundesland gewählt – ja und?<BR /><BR />Aber die Wahl vom Sonntag hat aus vielen Gründen eine massive Auswirkung auf die Politik des Landes in Zeiten, in denen die FPÖ und die ÖVP im Bund an einem „Volkskanzler“ basteln und in denen die ehemals stolze Kanzlerpartei SPÖ in den Seilen hängt.<BR /><BR />Zunächst: Hans Peter Doskozil hat eine Persönlichkeitswahl eindrucksvoll gewonnen. Eine Koalition gegen ihn ist nicht möglich (außer die Grünen legen sich mit ÖVP und FPÖ ins Bett). Und er kann sich seinen künftigen Koalitionspartner aussuchen: Er könnte mit der ÖVP, mit der FPÖ oder mit den Grünen koalieren.<BR /><BR />Doskozil ist ein Machtpolitiker, der zu allererst an seinen Vorteil denkt. Der ehemalige Verteidigungsminister in der letzten SPÖ-ÖVP-Regierung ist zudem ein Schwergewicht in der SPÖ. Er montierte 2023 die glücklose Parteichefin Pamela Rendi-Wagner (53) quasi im Alleingang ab und wollte Parteichef werden – ehe ihm auf einem missglückten Parteitag ein Provinz-Bürgermeister und alt-marxistischer No-Name, Andreas Babler (51) aus Traiskirchen, die Show stahl. <BR /><BR />Gut möglich, dass er mit dem Erfolg der Wahl im Rücken mittelfristig einen neuen Anlauf unternimmt, den SPÖ-Chef abzumontieren, der nicht nur die letzte Wahl, sondern auch die nachfolgenden Koalitionsverhandlungen mit ÖVP und NEOS vergeigt hat; sie hätten einen Bundeskanzler Herbert Kickl (FPÖ) verhindern sollen – als Folge verhandeln jetzt FPÖ und ÖVP.<BR /><BR />Aber jetzt muss Doskozil im Großen denken. Die Wiener SPÖ des mächtigen Bürgermeisters Michael Ludwig hat Ende vergangener Woche überraschend die im Herbst fällige Gemeinderatswahl auf den 27. April vorgezogen. Sie will mit ihrem Wiener Koalitionspartner NEOS offenbar das Momentum nutzen: Wir gegen die Übernahme der Macht im Land durch die FPÖ (mit Hilfe der ÖVP), nur „wir“ können in Österreich gegen den Rechtsruck ankämpfen. <BR /><BR />Mit diesem Kurs hat die SPÖ in Wien in der Vergangenheit schon einige Wahlen erfolgreich geschlagen (und auch bei der jüngsten Nationalratswahl konnte die SPÖ in Wien überraschend sogar zulegen und bis auf einen die meisten Flächenbezirke gegen den Ansturm der Freiheitlichen halten).<BR /><BR />Doskozil ist kein Freund Ludwigs, bzw. umgekehrt. Die beiden Alpha-Tiere haben jeweils ihr Selbstverständnis, was die Partei betrifft. Aber nun geht es um die Wiederauferstehung einer Scheintoten, der SPÖ, die bei der Nationalratswahl im Herbst ihr historisch schlechtestes Ergebnis eingefahren hat. Und da ist es sehr wahrscheinlich, das Doskozil zunächst einmal die Variante mit den Grünen als Koalitionspartner im Burgenland ergreift (und damit nebenher jene Partei wiederbelebt, die Grünen, die mit desaströsen Wahlergebnissen zuletzt aus jeder Landesregierung in Österreich geflogen ist). Die Wähler würden laut Nachwahlbefragung zwar eine Koalition mit der FPÖ bevorzugen, aber das ist aus oben genannten Grünen ebenso fast auszuschließen wie eine Ehe mit der ÖVP, die ja gerade „pfui“ ist – als Königsmacher für Kickl.<BR /><BR />Und wenn die Koalition im Burgenland erledigt und die Wien-Wahl dann geschlagen ist (Michael Ludwig verteidigt auch einen 4er, nämlich 41,6 Prozent), dann kann sich der burgenländische Landesfürst ja der SPÖ und der Umgestaltung an der Spitze widmen. Denn das hat er nicht aus dem Auge verloren.