Die Energiekrise verlangt der Politik derzeit viel ab. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen findet scharfe Worte. <BR /><BR /> Von Energiepreisdeckelung bis zur nächtlichen Abschaltung der Hälfte der Straßenlaternen reichen die Vorschläge zur Energieeinsparung auch in Österreich, und während die Bevölkerung teils in den Sommerferien dem Herbst entgegenbangt, kann der Kanzler genau das nicht: Urlaub machen.<h3> Bundeskanzler handelt sich Rüffel ein</h3>Genau genommen hat sich Karl Nehammer (ÖVP) von der Opposition und auch in den eigenen Reihen schon einige Rüffel eingehandelt, als er vor eineinhalb Wochen mit großer Entourage auf Kurzbesuche nach Israel, in den Libanon und nach Zypern rauschte, während in Österreich um einen Energiepreis-Gipfel gerungen wurde (zu dem es dann nicht kam).<BR /><BR />Also sagte der Kanzler zunächst die traditionell geplanten Besuche bei den Bregenzer und bei den Salzburger Festspielen ab. Und jetzt auch noch seinen Griechenland-Urlaub. „Der Kanzler will seine volle Aufmerksamkeit auf den Kampf gegen die Teuerung lenken, deshalb hat er seinen für die erste Augusthälfte geplanten Griechenland-Urlaub storniert“, sagte ein Sprecher Nehammers – lediglich 2 verlängerte Wochenenden wolle er sich im Sommer zur Regenerierung gönnen.<h3> Bundespräsident redet Tacheles</h3>Das bringt zwar nicht einen Kubikmeter Gas mehr in die Haushalte oder macht Pellets oder Benzin billiger – aber es kommt gut, vor allem beim heimischen Boulevard. Noch dazu, wo auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen gerade ungewöhnlich scharfe Worte in der Tagespolitik gefunden hat: „Die Regierung muss rascher reagieren und kommunizieren“, sagte er in mehreren Zeitungsinterviews, alles erdenklich Mögliche müsse getan werden, um Österreich durch diese schwierige Situation zu bringen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-55277543_quote" /><BR /><BR /><BR />Ein PS in den Interviews fehlt freilich: Alexander van der Bellen stellt sich im Herbst der Wiederwahl, der 78-jährige Ex-Grüne befindet sich schon im Vorwahlkampf.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="791513_image" /></div> <BR />Ein anderer schwört Stein und Bein, dass er sich nie mehr in einem Wahlkampf befinden wird: Christian Kern, Kurzzeitkanzler 2016 bis 2017 und Zukunftshoffnung der SPÖ, ehe er von einem anderen Slim-Fit-Träger (ÖVP-Jungstar Sebastian Kurz) von der Polit-Bühne gefegt wurde, taucht wieder auffallend häufig in den österreichischen Medien auf – und dementiert Gerüchte, dass er in der SPÖ oder mit einer eigenen Bewegung in die Politik zurückkehren will. Dafür darf er sich leisten, was sich ein Kanzler im Amt nie leisten dürfte, selbst wenn er die Salzburger Festspiele nicht besucht: Kern zog auf Twitter über den „Jedermann-Hype“ bei den Festspielen her, der ihm seit jeher „unbegreiflich“ sei. Das Stück, Fixpunkt und Glanzlicht aller Salzburger Festspiele, sei „ein seichter, bigotter Stoff. Unrettbar. Jeder Online-Yoga-Einsteigerkurs hat mehr Tiefgang“. <BR /><BR />Mehr hat der Exkanzler für einen Shitstorm nicht gebraucht. Ein Interview des nunmehrigen Tech-Managers vor einigen Tagen, in dem er der politischen Klasse vorwarf, im Tiefschlaf zu liegen, statt Energiepreisdeckel zu beschließen oder den Energieriesen die Zusatzgewinne zu kappen, fand nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit.<BR /><BR />Aber vielleicht ist ja der Herbst mit seinen grimmigen Aussichten noch zu weit weg und Dinge, wie dass der Kanzler nicht auf Urlaub geht und ein Exkanzler sich am Jedermann vergreift, sind wichtiger.