Was sich in den vergangenen Jahren allerdings deutlich änderte, ist die Ausrichtung: Wurde noch vor gut 10 Jahren ein offener Dialog zwischen sich unversöhnlich gegenüberstehenden Parteien gepflegt, hat sich die Perspektive nun spürbar verengt: Ein recht einfältiges Gut-Böse-Denken dominiert seitdem die Veranstaltung. <b>von Franz Neumaier</b><BR /><BR />Insofern überrascht es nicht, dass man mehr über das Böse – in den Augen der Organisatoren unzweifelhaft Russland – als mit den Vertretern der vermeintlich anderen Seite spricht. Früher zeigte man sich hier offener und schaffte so Raum für Diplomatie und Konfliktlösung.<BR /><BR />Dennoch spürt man im Vergleich zu den Vorjahren eine Veränderung: Zwar geben immer noch die Transatlantiker den Ton an, aber der Gedanke, dass der Ukraine-Krieg seinem Ende entgegensteuert, wird nicht mehr kategorisch ausgeschlossen.<BR /><BR />In diesem Zusammenhang sind wir auch schon bei der deutschen Politik angelangt, wo man dieses Thema erstaunlicherweise kaum mehr groß diskutiert. Dabei ist der Weg, den Deutschland in diesem Konflikt ging, ein sehr langer. Er reicht von der anfänglich vereinbarten Bereitstellung von Stahlhelmen über die Aufnahme von Millionen von Ukrainern bis zur Lieferung von Kampfpanzern und zur von vielen geforderten Unterstützung Kiews mit Langstreckenraketen.<BR /><BR />Weil bei letztgenanntem Punkt für Moskau eine rote Linie überschritten wäre, ist die Angelegenheit einer der Streitpunkte zwischen den Kanzlerkandidaten geworden. <BR /><BR />Dass Deutschland bei dem sich abzeichnenden Ende des Konflikts als einer der großen Verlierer das Schlachtfeld verlassen wird, spricht jedoch niemand an. Der Wiederaufbau des Landes bleibt nämlich zu einem großen Teil an Deutschland hängen. Denn dass sich die USA oder Russland hier engagieren oder in die Pflicht nehmen lassen, ist nicht abzusehen. Vielmehr dürfte die Rest-Ukraine versuchen, die EU-Mitgliedschaft für einen Verzicht auf den Unterschlupf in der NATO zu zementieren. <BR /><BR />Welche enormen Kosten sich hier aufhäufen, stellt sowohl Deutschland als auch die EU selbst vor schier unlösbare Herausforderungen. Und ob eine EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Strategen wie US-Präsident Donald Trump oder Kremlchef Wladimir Putin das Wasser reichen kann und endlich einmal die Interessen Europas erfolgreich vertritt, ist angesichts der bisherigen Performance der EU-Chefin höchst fragwürdig.