Nach 70 Jahren wirtschaftlicher Zusammenarbeit ist die Europäische Union noch immer nicht zu einer starken politischen Gemeinschaft geworden, die mit den Weltmächten mithalten kann. <BR /><BR />Weil der internationale Wettbewerb härter und vor allem durch reine Machtpolitik beeinflusst wird, ist es wichtiger denn je, die wirtschaftlichen, industriellen und auch die politischen Grundlagen der EU weiterzuentwickeln. Wie das geschehen kann, stand am Freitag im Fokus des Kongresses der „Cavalieri del Lavoro“ in Venedig. Der Vereinigung gehören herausragende aufgrund ihres Lebenswerkes vom Staatspräsidenten ausgezeichnete Unternehmer an.<BR /><BR />„Das Europa, das wir wollen“ war das übergeordnete Thema des Tages. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Enrico Zobele, Unternehmer und Präsident des Trentiner Verlages SIE AG sowie der Vereinigung der „Cavalieri del lavoro“ im sogenannten Triveneto.<BR />„Zuerst hatten wir an ein Thema gedacht wie ,Das nicht existente Europa', aber wir haben uns entschlossen, selbstbewusst aufzutreten. Europa hat durchaus das Zeug, global eine starke Rolle zu übernehmen und seine Stimme zu erheben. Die Grundlagen dafür hat die EU, aber sie muss ihre Politik ändern – dringend.“<BR /><BR />Beim Kongress ging es unter anderem dann auch um die Rolle der EU im weltweiten Wettbewerb, besonders im Vergleich mit den USA und China. <BR /><BR />Um hier mithalten zu können, müsse die EU auf digitale Innovationen, technologische Forschung und mehr Wettbewerbsfähigkeit setzen – sowohl innerhalb Europas als auch weltweit. Das EU-Programm „Next Generation“ sei ein gutes Beispiel dafür, wie gemeinsame Investitionen helfen können, die europäische Wirtschaft zu stärken. <h3> Neue europäische Industriepolitik</h3>Ein zweiter Schwerpunkt auf der Tagung in Venedig war die neue europäische Industriepolitik, vor dem Hintergrund strategischer Abhängigkeiten, steigender Energie- und Rohstoffpreise sowie begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen.<BR /><BR />Um ihre Rückstände bei Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität aufzuholen, müsse die EU ihre eigene Produktionskapazität stärken, die Hürden für einen vollständig funktionierenden Binnenmarkt abbauen und innovative internationale Handelspartnerschaften aufbauen, wurde betont. <BR /><BR />Gleichzeitig sei es wichtig, die sozialen und ökologischen Standards zu schützen, die das europäische Modell glaubwürdig und attraktiv machen – sowohl für die eigenen Bürger als auch international.<BR /><BR />Schließlich wurde in Venedig auch die Wirksamkeit und Glaubwürdigkeit der institutionellen Strukturen der EU thematisiert. Diese würden dadurch geschwächt, dass strategische Entscheidungen zunehmend von den Regierungen der Mitgliedstaaten getroffen werden.<h3> Idee einer „politischen Regierung“</h3>In einem Umfeld wachsender nationaler Gegensätze und äusserer Einflüsse ist das Prinzip des Konsenses oft ein Hindernis für schnelle und klare Entscheidungen. Daher wurde auch die Idee einer „politischen Regierung“ für die EU thematisiert, die aber schwer umzusetzen ist. Deshalb sollte man auch andere Wege prüfen, etwa indem man den EU-Institutionen mehr Entscheidungsmacht gibt oder öfter mit Mehrheitsentscheidungen arbeitet, wie es bei dem Kongress hieß.<BR /><BR />Zu den illustren Rednern gehörten in Venedig unter anderem der stellvertretende Ministerpräsident und italienische Außenminister Antonio Tajani, der Präsident der italienischen Bankenvereinigung ABI, der Präsident von Techvisory und der Universität Trient, Franco Bernabè, und der Präsident der Athesia-Gruppe, Michl Ebner. <BR /><BR />Die „Cavalieri del lavoro“ zeigten in der Lagunenstadt deutlich auf, welches Europa sie möchten und wie dieses Ziel erreicht werden könnte. Es liegt nun einmal mehr in den Händen der Politik, eine Zeitenwende einzuleiten, um Europa stark zu machen.