Wie ernst es der Natur mit dem Klimawandel ist, sollte mittlerweile jedem klar geworden sein. Nicht zuletzt ein Blick auf die aktuelle Situation einiger norditalienischer Flüsse lässt keine Zweifel offen. Wir gehen bereits jetzt herausfordernden Zeiten entgegen, das Schlimmste, sagen Experten, ließe sich aber immer noch verhindern. Wenn, ja wenn wir endlich in die Hufe kämen. Da stehen komplexe Probleme an. <BR /><BR />Und man sollte meinen, die Reduzierung des Individualverkehrs durch das Angebot eines gut funktionierenden öffentlichen Personennahverkehrs gehöre dabei zu den leichteren Übungen. Weit gefehlt. Was derzeit als ÖPNV angeboten wird, ist nicht nur in höchstem Maße ärgerlich – für Einheimische wie für Touristen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-55004353_quote" /><BR /><BR />Es ist vor allen Dingen kein bisschen dazu angetan, auf das Auto zu verzichten. Im Gegenteil. Das Lotteriespiel an der Bushaltestelle – „kommt er, kommt er nicht?“ – macht, wer nicht muss, nicht oft mit. Besonders ärgerlich sind Ausfälle bei den Überlandlinien. Wer hat schon Lust, anderthalb Stunden auf die nächste Verbindung zu warten? <BR /><BR />Dabei hat man da noch Glück. Noch schlimmer sind Ausfälle am sogenannten Tagesrand, also letzte Verbindungen. Wenn der letzte Bus nicht kommt, dann ist guter Rat teuer. Wer einmal um 22 Uhr auf dem einsamen Bahnhof Töll gestrandet ist, weil der Zug Verspätung hatte, der Schienenersatzdienst nicht gewartet hat (oder vielleicht gar nicht da war) und der letzte Linienbus ausfällt, überlegt sich gut, ob er beim nächsten Mal nicht gleich das Auto nimmt. Da hilft auch kein Blick auf die in diesem Punkt völlig unübersichtliche Südtirol App. Das wäre alles entschuldbar, wenn sich dieser Missstand nicht schon seit Jahren abgezeichnet hätte.<BR /><BR /><embed id="dtext86-55004358_quote" /><BR /><BR /> Die Fachgewerkschaften schlagen seit langem Alarm, dass unter den aktuellen Bedingungen der Beruf des Linien-Busfahrers zunehmend unattraktiv wird und wer kann, das Weite sucht. Und dass Südtirol mit seinen hohen Lebenshaltungskosten zudem für Arbeitskräfte von auswärts nur bedingt attraktiv ist, das stellt man heulend auch in anderen Bereichen fest. <BR /><BR />Auf den ersten Blick anständige Gehälter entpuppen sich nämlich spätestens bei einem Blick auf den (Miet-)Wohnungsmarkt als unzureichend. Auch das kein neues Phänomen – und von politischer Seite bis auf ein wenig Kosmetik noch immer nicht angegangen. <BR /><BR />Zugegeben, Corona hat jede Menge neuer Probleme geschaffen, die noch dringender anzugehen waren. Doch jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Dem Klimawandel ist unser Problem mit der Pandemie nämlich herzlich wurscht. Um ihn dennoch einzubremsen, braucht es jede Anstrengung. Und da gehört eben auch der Verkehr dazu. Statt eines Zurück zum Individualverkehr muss es nun „mit aller Kraft voraus“ im ÖPNV heißen.