„Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Bescheidenheit: Das wünschen sich die Menschen von uns. Politik, die nicht auf Werten begründet, kann nicht bestehen. Wir haben in der Vergangenheit eine Politik der Werte gemacht. Diese gilt es fortzuführen. Es ist deshalb wichtig, dass wir uns die Zeit nehmen, dass wir innehalten und uns fragen, welche Werte uns leiten, an welchen Werten wir uns orientieren wollen und sollen“, betonte der SVP-Obmann.„Sind Parteien out?“Ganz zu Beginn stellte Theiner eine provokante Frage: „Sind Parteien out?“ Seine Antwort: Das Vertrauen sei abhandengekommen. Die Politik gestalte nicht mehr.„Das ist der Eindruck der Bevölkerung. Sicherheit, Vertrauen und Stabilität scheinen verloren zu gehen – auch in der Politik“, fasste Theiner die gegenwärtige Lage zusammen.Ein Blick nach Rom genüge: „Wenn wir uns die Regierung Monti ansehen, dann wird uns dramatisch vor Augen geführt, wie kläglich die politischen Parteien in diesem Staat gescheitert sind. Mit Bunga Bunga ist kein Staat zu machen. Auch nicht mit der Vermischung von privaten und beruflichen Interessen“.„Wenn ihr einen Heiligen sucht, dann wählt einen anderen“Dieser zunehmende Vertrauensverlust treffe nicht nur die Parteien, sondern auch immer mehr die Politiker selbst. Ein Fall Wulff sei vor zwanzig Jahren nicht vorstellbar gewesen, so Theiner, der dann mit den Anforderungen, die heutzutage an Berufspolitiker gestellt werden, hart ins Gericht ging.„Die Messlatte für Politiker wird immer höher gelegt. Ein Politiker sollte keine Freunde haben, denn es könnten falsche dabei sein. Gleichzeitig sollte er beliebt sein, Handschlagqualität besitzen und möglichst wenig verdienen. Er sollte sich einzig und allein seinem Amt widmen und gleichzeitig Familie haben. Hier muss ich eines klarstellen: Es gibt ihn nicht, den idealen Politiker. Denn, niemand ist perfekt. Kein Mensch. Und: Politiker sind Menschen. Um es mit den Worten von Landeshauptmann Luis Durnwalder zu sagen: ‚Wenn ihr einen Heiligen sucht, dann wählt einen anderen“, stellte Theiner klar.Theiner zeigt sich besorgt: Entwicklung hin zu GelegenheitsdemokratieDennoch gelte immer noch: Die Demokratie sei nicht die beste Staatsform, aber die beste, die man kenne.„Ich beobachte mit sehr großem Misstrauen, die Entwicklung hin zu einer Gelegenheitsdemokratie. Das politische Interesse vieler Menschen äußert sich nur punktuell. Wutbürger verschwinden leider schnell wieder in der Versenkung.“Damit schlug Theiner die Brücke zu den „Fehlentwicklungen“ in den vergangenen Monaten: „Die Folgen der Ereignisse rund um ‚Stein an Stein‘, Kaufleute Aktiv und SEL haben uns in unseren Grundfesten erschüttert. Würden wir heute eine Umfrage durchführen, wir wären im Tief. Aber: Wir haben umgehend reagiert und sind entschlossen vorgegangen.“Dabei sei es nicht um Persönliches gegangen. „Uns ging es ausschließlich darum, den Schaden für die Partei möglichst klein zu halten. Wir haben keine faulen Ausreden gesucht, sondern Verantwortung übernommen. Der faule Apfel musste entfernt werden.“„Wir haben ein reines Gewissen“Die SVP habe ein reines Gewissen. Fehler seien gemacht, aber gleichzeitig Vieles erreicht worden.„Wir dürfen es deshalb nicht zulassen, in ein Eck gedrängt zu werden, in das wir nicht hineingehören. Die Opposition übt kaum mehr thematische Kritik an uns. Kein Wunder: Wir haben die Themen-Leaderschaft. Es wird jedoch alles unternommen, uns den Skandalstempel aufzudrücken. Das System Südtirol wird oft bedient. Südtirol ist kein System. Südtirol ist ein Modell. Es beschert uns sozialen Frieden, geringe Arbeitslosigkeit, ein intaktes Nahversorgungsnetz, gute Ausbildung und moderne, öffentliche Verkehrsmittel und vieles mehr. Ja, das Modell Südtirol hat so manches Schlagloch nachhaltig ausgebessert und für viele Menschen neue Wege aufgetan. Wir alle zusammen tragen Verantwortung für dieses Land, weil uns die Verantwortung mit freier Mehrheit immer wieder übertragen wird“, betonte Theiner.„Gejammert wird im eigenen Land“Das Modell Südtirol stehe für all das, was dem Land international Lob und Anerkennung einbringe. Gejammert werde im eigenen Land.Allerdings: „Das dauernde Schlechtreden und die Miesmacherei, kann niemand mehr hören. Wir sind Weltmeister im Jammern geworden. Ein Blick in die benachbarten Länder genügt, um zu sehen, wie gut es uns geht. Dabei brauchen wir nicht überheblich werden. Nicht alles läuft perfekt, aber wir haben perfekte Voraussetzungen, für die uns die Nachbarländer beneiden.“Zwar gebe es einzelne Fehlentwicklungen, aber „wir müssen aber zum Ganzen stehen. Wer mit offenen Augen durch das Land fährt, sieht, was fleißige Hände geschaffen haben. Das ist das Modell und nicht das System Südtirol.“Minutenlanger Applaus für Landeshauptmann Luis DurnwalderEiner stehe für dieses Modell Südtirol, seit zwei Jahrzehnten: „Landeshauptmann Luis Durnwalder hat in guten und in schlechten Zeiten das Ruder stets fest in der Hand. Ihm gilt unser Dank, ein riesengroßes Vergelt’s Gott“, richtete Theiner in Richtung Landeshauptmann Luis Durnwalder. Daraufhin folgte ein minutenlanger Applaus.Durnwalder sei der Kapitän, er brauche aber auch gute Mitspieler. „Es ist wie im Fußball. Es kommt auf die Mannschaft an. Die unsrige ist gut: in Bozen, in Rom und in Brüssel.“ „Wir sind bereit, weiterhin die Verantwortung zu übernehmen“Mit einem Zitat des neuen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck beendete Theiner den ersten Teil seiner Rede: „Die Freiheit der Erwachsenen heißt Verantwortung“. Die SVP sei bereit, auch weiterhin die Verantwortung zu übernehmen. Denn: „Politische Parteien sind nicht out. Volksparteien sind nicht out. Die Verantwortung ist aber eine größere geworden.“ Im zweiten Teil seiner Rede ging Theiner vor allem auf die Forderungen der Opposition zur Zukunft Südtirols ein, die er als naiv und realitätsfern abtat.Den letzten Teil seiner Rede widmete Theiner dem Thema Kosten der Politik. Zudem kritisierte er die wachsende Unzufriedenheit im Lande und warnte seine Partei davor, schon jetzt in den Wahlkampf für die Landtagswahl im Jahr 2013 einzusteigen.joiVideo: SVP