In den USA geschieht derzeit das Undenkbare: Donald Trump verwandelt die älteste Demokratie der Welt Stück für Stück in eine Autokratie – und das vor aller Augen. <BR /><BR />Unter dem Vorwand einer angeblich eskalierenden Kriminalität übernimmt er die Kontrolle über die Polizei der Hauptstadt, schickt die Nationalgarde auf die Straßen, um Obdachlose „wegzuräumen“. Migranten deportiert er in ein überfülltes Gefängnis nach El Salvador. Wenn ihm ein Late-Night-Host zu kritisch ist, sorgt er für die Absetzung seiner Sendung. Mit seinem Zoll-Wahnsinn bringt er die Weltwirtschaft ins Wanken. <BR /><BR />Der Staatsapparat ist längst durchsetzt mit loyalen „MAGA“-Gefolgsleuten, Kritiker werden systematisch entlassen. Immer wieder kokettiert Trump mit dem Begriff „Diktator“ – und stellt sogar eine dritte Amtszeit in Aussicht, offen verfassungswidrig.<BR /><BR />Was klingt wie das Drehbuch einer düsteren Netflix-Serie, ist aber bittere Realität. Der einstige Garant der westlichen Wertegemeinschaft wird von innen ausgehöhlt – von einem Präsidenten, der nur ein Ziel kennt: Machterweiterung und persönliche Bereicherung. Es ist kein schlechter Film, sondern ein gefährlicher Weckruf.<BR /><BR />Noch vor wenigen Monaten hätte sich kaum jemand vorstellen können, was jetzt geschieht. Doch es passiert – und zeigt auf drastische Weise, wie zerbrechlich unsere Gesellschaftsordnung ist. Freiheit, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit: Nichts davon ist selbstverständlich, nichts in Stein gemeißelt. Das Beispiel Amerika verdeutlicht, wie schnell selbst eine gefestigte Demokratie ins Wanken geraten kann, wenn Menschen an die Macht gelangen, die sie missbrauchen.<BR /><BR />Gerade deshalb müssen wir uns bewusst machen: Demokratie ist kein Naturgesetz. Sie existiert nur, weil Bürgerinnen und Bürger sie Tag für Tag tragen und verteidigen – nicht nur in feierlichen Reden, sondern im Alltag. Indem wir wählen gehen, unsere Stimme erheben und unsere Rechte wahrnehmen. Indem wir uns informieren – gründlich, kritisch, differenziert. Indem wir im Gespräch bleiben, auch mit jenen, die anders denken, andere Ansichten vertreten oder unbequem erscheinen.<BR /><BR />Demokratie lebt nicht vom Gleichklang, sondern vom Dialog, von der Debatte, von der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – auch wenn es anstrengend, kompliziert oder unbequem ist. Sie braucht die Aufmerksamkeit und das Engagement jedes Einzelnen. Sie braucht Menschen, die Missstände ansprechen, Lösungen suchen und Populisten entgegentreten, die Unsicherheit, Hass und Spaltung säen. Nur so lassen sich Freiheit und Rechtsstaatlichkeit sichern.<BR /><BR />Gerade wir in Südtirol wissen, was auf dem Spiel steht. Minderheitenschutz, Autonomie, Selbstverwaltung – all das existiert nur innerhalb eines demokratischen Rahmens.