Vergangene Woche wurde bekannt, dass Florian Teichtmeister (47) ab 8. Februar eine neue Bühne betritt: Die des Landesgerichts für Strafsachen in Wien, als Beschuldigter – bei dem Schauspieler wurden im Zuge einer Hausdurchsuchung 58.000 Dateien kinderpornografischen Inhalts sichergestellt. <BR /><BR /><BR />Der Kinderpornografie-Skandal erschüttert nicht nur die Fans des Schauspielers, sondern die Wiener Kulturszene insgesamt. Denn schon im September 2021 soll bekannt gewesen sein, dass gegen Teichtmeister ermittelt wird.<BR /><BR /> „Ein“ Schauspieler stand im Verdacht. Seine Lebensgefährtin, gegen die er gewalttätig gewesen sein soll, hatte ihn angezeigt – und in der Szene wurde der Name Teichtmeister bereits kolportiert. Dennoch wurde er weiter engagiert, war einer der meistbeschäftigten Schauspieler des Burgtheaters.<BR /><BR /><BR />In Österreich ist daher eine Debatte darüber ausgebrochen, wer wann was wusste – und warum nicht reagiert wurde. Martin Kusej, damals Direktor des renommierten Burgtheaters, erklärte in einem Interview, dass es schon nach den ersten Berichten vor eineinhalb Jahren Gespräche mit dem Schauspieler gegeben habe, der aber alle Vorwürfe bestritten habe. <BR /><BR /><BR />Es seien daher keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen möglich gewesen – was Arbeitsrechtsexperten bestreiten: In anonymisierten Zeitungsberichten – die Öffentlichkeit wusste damals noch nicht den Namen – war von Hausdurchsuchungen wegen kinderpornografischen Materials die Rede, „also war damals klar, dass es ein Ermittlungsverfahren gibt“, sagt die Arbeitsrechtsexpertin Katharina Körber-Risak. Angeblich hatte die Lebensgefährtin des Schauspielers von ihm angefertigte Collagen mit Kinderfotos gefunden und den Mimen angezeigt. <BR /><BR /><BR />Der Name war in der Szene jedenfalls bekannt. Man hätte sich von Teichtmeister trennen müssen, argumentiert die Expertin. <BR />Die Trennung erfolgte jetzt: „Mit großem Entsetzen haben wir durch die Medien von den Ermittlungsergebnissen und dem anstehenden Strafverfahren gegen Florian Teichtmeister erfahren“, hieß es nun in einem Statement, mit dem die sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses seitens des Burgtheaters mit dem Schauspieler bekannt gegeben wurde. <BR /><BR /><BR />Die für gestern angesetzte Vorstellung „Nebenan“, in der er eine Hauptrolle hatte, wurde ersatzlos abgesetzt. Auch der Film „Corsage“, eine Parabel auf Österreichs Kaiserin Sisi, in dem Teichtmeister Kaiser Franz Joseph spielt, wurde von den Kinos aus dem Programm genommen – und stürzt die Kulturszene in einen weiteren Gewissenskonflikt. „Corsage“ ist einer von 15 Filmen auf der Shortlist für die Auslandsoscars. In Abstimmung mit der Academy beschloss der österreichische Filmverband zunächst auch, dass das so bleiben soll. <BR /><BR /><BR />Und prominente Kulturschaffende haben in einem offenen Brief den Missbrauch von Kindern „auf das Schärfste verurteilt“ (der wird Teichtmeister aber gar nicht vorgeworfen), aber den „Umgang mit Straftätern, die Teil bestehender Werke sind“, als „schwierig“ bezeichnet. Ein feministischer Film wie „Corsage“ dürfe nicht wegen der Taten eines Mannes aus dem Programm genommen werden, was ihm sonst eine Macht gebe, die ihm nicht zustehe, heißt es in dem Schreiben.<BR />Teichtmeister selbst ist übrigens geständig und, wie seine Anwälte bekannt gaben, längst in therapeutischer Behandlung. Er selbst habe niemals Minderjährige angerührt. Unbestätigt ist, dass Teichtmeister auch Fotos von Minderjährigen an Drehorten gemacht haben soll und in erwähnte Collagen mit Sprechblasen pornografischen Inhalts einfließen ließ.<BR /><BR /><BR />Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer kündigte eine Untersuchung an, ob Behörden und Arbeitgeber korrekt gehandelt hätten. Ihre Behauptung, niemand habe den Namen des seit eineinhalb Jahren kolportierten Schauspielers gekannt, ist jedenfalls nicht glaubwürdig. <BR /><BR /><BR />Die politischen Reaktionen vor allem im Umfeld der FPÖ, die einen Skandal in der „linken Kulturschickeria“ wittert, sind übel. Und die Tatsache, dass unter dem Titel des Wer wusste wann was seit nunmehr fünf Tagen eine Sau durchs Dorf getrieben wird, sprich: ein Name rauf und runter angeprangert wird, hinterlässt auch ein schales Gefühl.<BR />