Bisher einzige Kandidatin für die Nachfolge ist seine Stellvertreterin, die aus Innichen stammende Rechtsanwältin Elisabeth Ladinser. Wir haben Josef Oberhofer zum Interview getroffen. <BR /><BR /><b>Nach 3 Jahren als Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz ist die Politik für Sie die größte Enttäuschung. Wo hat denn die Politik konkret versagt?</b><BR /><BR />Josef Oberhofer: Da gibt es viele Beispiele. Immer wieder werden die großen und mächtigen Lobbys bedient – bei den Aufstiegsanlagen, bei den großen Hotelbauten, wo alles genehmigt wird und bei der Landwirtschaft, der nie ein Riegel vorgeschoben wird. Denken wir an die Pestizidproblematik: Dort greift die Politik überhaupt nicht ein – da bräuchte es strenge Gesetze, denn mittlerweile werden Pestizide schon im hochalpinen Raum nachgewiesen – und die Politik schaut zu. Und die Transitlawine ist eine tägliche Schikane für die Menschen, die dort wohnen. Dort fällt man den Tirolern in den Rücken. <BR /><BR /><b>Sie kritisieren auch den Tourismus..</b><BR />Oberhofer: Der Tourismus hat für die Natur und Umwelt überhaupt nichts übrig, auch wenn man jetzt anfängt, von Nachhaltigkeit zu reden. Mir stellt es die Haare auf, wenn es jetzt heißt, man wolle nun die strukturschwachen Gemeinden bewerben. Jetzt soll der Tourismus auch noch den Süden Südtirols und andere Gegenden, wo es bis jetzt einigermaßen vernünftig zugegangen ist, überrollen. Schon Hans Magnus Enzensberger sagte vor Jahren: Der Tourismus zerstört alles, was er findet. Da vermisse ich eine Politik, die einschreitet. Das gilt auch für die Klimaschutz-Diskussion: Die Landesregierung hat ein wunderbares Papier erarbeitet, zu diesem wir auch stehen. Kompliment. Die Partizipation ist abgeschlossen, jetzt ist die Landesregierung am Zug und wir sind gespannt, was da herauskommt. Wir brauchen verbindliche Richtlinien – der Klimaplan allein ist zu wenig. Es braucht ein Klimaschutzgesetz. Dieses darf aber nicht wie das Raumordnungsgesetz bis zur Unleserlichkeit aufgeweicht werden. <BR /><BR /><b>Ist die Jugend aus der Umweltschutzbewegung verschwunden?</b><BR /><BR />Oberhofer: Ja. Ich denke dabei an Fridays for Future – sie sind so schnell wieder verschwunden wie sie aufgetaucht sind. Das ist nicht als Vorwurf zu verstehen, aber sie brauchen eine Galionsfigur, einen Leader. Es ist eine andere Generation. Auch in unserer Generation hat es immer wieder Leader-Figuren gebraucht. Der Dachverband schaut aber nicht tatenlos zu, sondern richtet eine Jugendstelle ein – unter dem Motto „Jugend trifft Natur“. Wir versuchen damit, auf die jungen Leute zuzugehen, sie mitzunehmen und uns zu vernetzen mit den anderen Jugendorganisationen im Land. Ich bin zuversichtlich, dass auch die Stimme der Jugend gehört wird. Die Jugend hat es schwer: Auch Fridays for Future ist eher belächelt als ernst genommen worden.<BR /><BR /><b>Was wünschen Sie sich für Südtirol am meisten?</b><BR /><BR />Oberhofer: Dass wir wieder zurückfinden zu einem vernünftigen Maß in der Wirtschaft und dass die Menschen den Weg zu einer Entschleunigung finden. Das haben wir bei Corona sehr genossen. <BR /><BR /><b>Was werden Sie jetzt machen?</b><BR /><BR />Oberhofer: Ich war 40 Jahre lang, während ich Naturschutz und Heimatpflege betrieben habe, sehr abgelenkt, was mein eigenes Leben betrifft. Ich möchte mir nun eine Zeit gönnen, in der ich zu mir finden und mich selber kennen lernen kann. Ich werde aber sicher nicht Ruh' geben. Irgend etwas wird sich ergeben. Ich spüre, dass die Zeit läuft. Ich habe aber noch einiges vor.<h3> Zur Person</h3>Der scheidende Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, <Fett>Josef Oberhofer</Fett> (65), hat sich 40 Jahre für Umweltschutz, Naturschutz und Heimatpflege eingesetzt. Der Traminer studierte Betriebswirtschaft in Venedig, unterrichtete dann an der Oberschule Finanzmathematik und Buchhaltung und bildete sich parallel in Biologie, Natur- und Landschaftsschutz weiter. 1990 kam er zum Heimatpflegeverband und blieb dort bis 2021 als Geschäftsführer, dann trat er in den Ruhestand. Im gleichen Jahr wurde Oberhofer zum Präsidenten des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz gewählt. Der Traminer ist verheiratet und Vater von 2 erwachsenen Kindern.<h3> Nachfolgerin</h3>Kandidatin für die Nachfolge von Oberhofer ist <Fett>Elisabeth Ladinser</Fett>. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1132431_image" /></div> <BR /><BR />Die 66-jährige Rechtsanwältin und Mediatorin ist Vizepräsidentin des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, stammt aus Innichen und lebt in Eppan. Bereits seit 20 Jahren ist sie – mit Unterbrechung – für den Dachverband tätig, sie saß für die Umweltverbände auch im Stiftungsrat der Sparkasse und war Vorsitzende der Umweltgruppe Eppan. Ladinser ist verheiratet und Mutter von 2 erwachsenen Kindern. Sie ist bei der heutigen Wahl die einzige Kandidatin.