Im Gespräch verrät die Pusterer Abgeordnete, was sie nach ihrer Zeit in der Politik machen wird. <BR /><BR /><b>Wie tief sitzt der Stachel der Enttäuschung?</b><BR />Maria Hochgruber Kuenzer: Ich möchte absolut kein Mitleid. Die Enttäuschung war schon sehr groß, aber jetzt geht es von Tag zu Tag besser. Man hat mir eben nicht mehr das Vertrauen geschenkt, weiterzuarbeiten, und jetzt muss ich mich erst einmal neu orientieren.<BR /><BR /><b>Hat Sie das Raumordnungsgesetz die Wiederwahl gekostet?</b><BR />Hochgruber Kuenzer: Ich wurde jedenfalls rein an der Raumordnung festgenagelt. Wie haben aber weit mehr als nur dieses Gesetz behandelt. So hat Südtirol jetzt etwa auch ein UNESCO-Gesetz und ein Denkmalschutzgesetz, das völlig neue Wege geht, bei dem z.B. Kirche und Profanes erstmals zusammenarbeiten. Denkmalpflege will nicht immer nur nein sagen. Beim Denkmalschutz geht es ja immerhin um den Erhalt unserer Kultur, unserer Sprache, unserer Identität.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="956368_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Für Aufregung und Ärger im Land hat aber 5 Jahre lang das Gesetz für Raum und Landschaft gesorgt...</b><BR />Hochgruber Kuenzer: ... das an sich ein gutes Gesetz ist, machen sich doch alle 116 Gemeinden gemeinsam auf den Weg, um die Zukunft zu gestalten. Und bekommen dann auch noch 80 Prozent vom Land bezahlt. Klar war es unglücklich, dass man die Einführung der elektronischen Bauakte, die der Staat bereits 2017 vorgeschrieben hat, mit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes für Raum und Landschaft zusammenfallen lassen hat. Ich bin von diesem Gesetz, das eine Vision für die Zukunft darstellt, nach wie vor überzeugt. Aber leider ist es mir nicht gelungen, die Welle der Entrüstung, die es von den verschiedensten Seiten gegeben hat, zu brechen. <BR /><BR /><b>Warum brauchte es dann so viele Anpassungen?</b><BR />Hochgruber Kuenzer: Die Neuausrichtung mit diesem Gesetz hatte eben viele Kinderkrankheiten. Diese haben wir nach und nach zu sanieren versucht. Immer dann, wenn sich gezeigt hat, dass etwas in der Praxis nicht so anwendbar war, wie im Gesetz vorgesehen. Wesentliche Punkte, wie die Bürgerbeteiligung, wurden nie angetastet.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="956371_image" /></div> <BR /><BR /><b>Im Vorfeld der Wahl hat es, selbst aus den eigenen Reihen, immer wieder geheißen, dieses Gesetz müsse weg. Wie sehen Sie das?</b><BR />Hochgruber Kuenzer: Die Forderung von verschiedenen Seiten, dass dieses Gesetz weggehört und ein neues her muss, sind echt nur ein müdes Lächeln wert. Wem das Land ein Anliegen ist, der weiß, dass die Flächen, die bebaut werden können, sehr begrenzt sind und dass man jetzt sagen muss, wie viel an Freifläche man hat und bewahren will. Einige Bürgermeister haben den Wert erkannt und sich mit ihren Gemeinden bereits auf den Weg gemacht. <BR /><BR /><b>Wenig Rückhalt gab's bei den Wahlen offensichtlich aber auch aus der Bauernschaft.</b><BR />Hochgruber Kuenzer: Im Grunde bin ich zwischen 2 Fronten geraten. Die einen sahen in mir eine, die ohnehin nur für die Bauern da ist. Die anderen waren einfach nur unzufrieden, weil ich nicht alle ihre Forderungen, etwa nach zusätzlicher Kubatur im landwirtschaftlichen Grün oder Agrifotovoltaik, erfüllt habe. <BR /><BR /><embed id="dtext86-61914908_quote" /><BR /><BR /><b>Sie sind ja selbst Bäuerin.</b><BR />Hochgruber Kuenzer: Ich bin überzeugt, dass die Landwirtschaft von der Bearbeitung von Grund und Boden und der Erzeugung von Lebensmitteln leben muss. Dass ein Bauer davon nicht reich wird, ist klar, aber er leistet einen riesigen Wert fürs Gemeinwohl. Im Moment wird das in Südtirol mit allen möglichen Zugeständnissen kompensiert. Wenn hierzulande jährlich 100 Milchbetriebe zusperren, dann läuft etwas falsch. Ich glaube, da braucht es neue Wege. <BR /><BR /><b>Wie könnten die aussehen?</b><BR />Hochgruber Kuenzer: In der Schweiz gibt's z.B. einen Ansatz, bei dem bäuerliche Familien für den Wert ihrer Arbeit für die Gesellschaft einen Fixbetrag bekommen. Wir haben z.B. einen florierenden Tourismus im Land, der aber auch viele Ressourcen beansprucht. Aber jeder, der eine mögliche Fehlentwicklung im Land aufzeigt, wird gleich zum Buhmann. Aber wir müssen sicher nach neuen Wegen suchen.<BR /><BR /><b>Wohin wird ihr persönlicher Weg führen?</b><BR />Hochgruber Kuenzer: Ich nehme mir jetzt einmal Zeit bis Weihnachten, um in aller Ruhe zu überlegen, was ich machen möchte. Tatsache ist, dass ich schon immer auch eine Aufgabe gebraucht habe, die außerhalb meiner 4 Wände spielt. Sicher ist, dass ich mich nicht in die Politik einmischen werde.