„Südtirol kann ohne größere Probleme ökonomisch alleine bestehen“, so der Mitautor des Buchs, Harald Mair. Grundlage seiner Einschätzung ist eine simple Rechnung: Südtirol zahle mehr Sozialbeiträge ein, als es zurückerhalte. Im Falle einer Abspaltung von Italien müsse man allerdings zusätzlich für Bereiche wie etwa das Militär aufkommen. Schätzungsweise soll aber dennoch unterm Strich ein Plus für Südtirol stehen bleiben.<BR /><BR />Doch ganz so einfach ist es offenbar nicht, wie Alice Valdesalici von Eurac Research warnt. Mehr Kompetenzen bedeuten zwar mehr Selbstbestimmung, gleichzeitig aber auch höhere Ausgaben. Entscheidend sei, so Valdesalici, auch Krisen mitzudenken: „Kommt etwa eine Pandemie, lastet alles auf Südtirols Schultern.“ <BR /><BR />Neben der Frage, wie ein unabhängiges Südtirol aussehen könnte, wurde auch die aktuelle Lage diskutiert, ein Punkt, den Mitautor Sigmund Kripp kritisch beleuchtete: „Die Autonomie ist nicht so stark, wie sie scheint.“ Ein Beispiel sei die Lkw-Maut: Bis zum Brenner zahlen Lastwagen 25 Cent pro Kilometer, nördlich davon 80 Cent. Einfluss darauf nehmen könne Südtirol nicht, das sei Sache Roms. Auch internationale Züge seien problematisch: Verbindungen nach Norden wären deutlich schlechter ausgebaut als jene nach Süden, obwohl 70 Prozent der Gäste aus dem Norden kommen. <BR /><BR />Auch die finanzielle Autonomie habe ihre Grenzen, wie Valdesalici betont. Zwar bleiben 90 Prozent der Steuereinnahmen in der Provinz, doch könne der Staat jederzeit eingreifen und eine übergeordnete Regelung fehle.<BR /><BR />Nicht zuletzt spielt auch die Europäische Union eine Rolle. Francisco Javier Romero Caro von Eurac Research erinnert daran, dass nicht gesichert sei, dass ein unabhängiges Südtirol von den 27 Mitgliedstaaten anerkannt werde. Zudem sei man an EU-Vorteile wie offene Grenzen oder Erasmus gewöhnt. <BR /><BR />Welches Modell sich für Südtirol letztlich besser eignet, bleibt jedoch auch nach der Diskussion noch offen.