Warum er eine tiefe Verbundenheit zu Südtirol empfindet und wie der digitale Wandel die Landwirtschaft verändert, verrät er im Interview. <BR /><BR /><b>Südtirol legt seit Jahrzehnten ein wichtiges Augenmerk auf die Stärkung des ländlichen Raums. Die neue österreichische Bundesregierung setzt darauf in ihrem Arbeitsprogramm einen Schwerpunkt. Ist Südtirol Vorbild?</b><BR />Norbert Totschnig: Wenn es um die Stärkung des ländlichen Raumes geht, ist Südtirol zweifelsohne ein Vorbild. Hier wurde über Jahrzehnte hinweg eine Politik verfolgt, die regionale Wertschöpfung fördert, bäuerliche Familienbetriebe stärkt und nachhaltige Entwicklung vorantreibt. Der Erfolg zeigt sich in lebendigen Gebieten und Orten, der vielschichtigen Landwirtschaft sowie der hohen Qualität der Lebensmittelproduktion, immer in enger Verbindung zwischen Tourismus, Naturschutz und regionaler Wirtschaft. Auch in Österreich richtet die neue Bundesregierung ihren Fokus klar auf den ländlichen Raum. Wir wollen die Rahmenbedingungen nicht nur für unsere Bäuerinnen und Bauern, sondern vor allem auch für den Wirtschaftsstandort Österreich weiter verbessern, Innovationen fördern und die Lebensqualität auf dem Land weiter steigern.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69838438_quote" /><BR /><BR /><b>Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der Landwirtschaft? Werden aktuell Projekte unterstützt?</b><BR />Totschnig: Die voranschreitende Digitalisierung durchdringt sämtliche Gesellschaftsbereiche. Für die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Österreich bietet die Digitalisierung viele Chancen. Von effizienteren Anbaumethoden bis zum Herdenmanagement kann die Digitalisierung die bäuerlichen Familienbetriebe in vielen Bereichen unterstützen. In Österreich haben wir den Aktionsplan „Smart Farming“ erarbeitet, um die Möglichkeiten der Digitalisierung voranzutreiben und weitere Fortschritte in der Landwirtschaft zu erzielen. Beispiele wie der Einsatz von Drohnen zur Ausbringung von Nützlingen auf Ackerflächen oder der verstärkte Einsatz von Melkrobotern zeigen, wie konkrete, machbare, digitale Lösungen für die Landwirtschaft aussehen können.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69838439_quote" /><BR /><BR /><b>Sie sind in der neuen Bundesregierung auch für den Bereich Umwelt zuständig. Welche Maßnahmen möchten Sie gegen den Klimawandel setzen?</b><BR />Totschnig: Mit den neuen Zuständigkeiten – Umwelt und Klima – vereint mein Ressort alle wichtigen Lebensgrundlagen: gesunde Lebensmittel, sauberes Wasser, klimafitte Wälder und den umfassenden Schutz unserer wertvollen Natur. All diese Themen sind unverzichtbare Puzzleteile für ein zukunftsfittes Österreich, in dem wir gesund leben, arbeiten, wirtschaften und wohnen. Mein Zugang in der Umweltpolitik ist dabei pragmatisch statt ideologisch. Mein Fokus liegt auf der praktischen Umsetzung von Maßnahmen und darauf, alle Betroffenen mit ins Boot zu holen. Wir wollen Wirtschaftswachstum und Klimaschutz vereinen, anstatt neuer Verbote.<BR /><BR /><b>Und wie kann die Landwirtschaft angesichts der Herausforderungen des Klimawandels zukunftsfähig gemacht werden?</b><BR />Totschnig: Unsere Bäuerinnen und Bauern sind Umweltschützer. Indem sie nachhaltig wirtschaften, erhalten sie unsere Kulturlandschaft und schützen unsere Natur. Gleichzeitig sind sie unmittelbar vom Klimawandel betroffen. Auf allen Ebenen müssen wir sie bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen – etwa bei der effizienten Bewässerung oder beim Pflanzen von klimafitten Wäldern.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69838800_quote" /><BR /><BR /><b>Wie wollen Sie den Spagat zwischen den Bereichen Landwirtschaft und Umweltschutz schaffen?</b><BR />Totschnig: Es braucht eine Politik, die Wirtschaft, Landwirtschaft und Umwelt zusammenbringt, anstatt sie gegenseitig auszuspielen. Zielkonflikte gilt es Tag für Tag auszubalancieren – das gelingt nicht mit Ideologie, neuen Verboten oder bürokratischen Regeln, sondern nur, wenn wir alle mit ins Boot holen. Ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Interessen schließen einander nicht aus, sondern führen aufeinander abgestimmt zum Erfolg für alle.<BR /><BR /><b>In den letzten Jahren standen Sie oft im Austausch mit dem Südtiroler Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher. Wird das so bleiben?</b><BR />Totschnig: Für uns ist der regelmäßige Austausch mit dem Südtiroler Bauernbund seit Jahrzehnten unglaublich wichtig. Deshalb ist es mir persönlich auch ein großes Anliegen, diesen guten Austausch fortzusetzen. <BR /><BR /><b>Abschließend noch eine persönliche Frage: Sie sind Osttiroler, leben aber schon seit Jahren in Wien. Was vermissen Sie am meisten?</b><BR />Totschnig: Als Osttiroler bin ich natürlich ein Naturmensch. Ich fühle mich daheim in der Natur wohl und schätze die Leute. Genau deshalb empfinde ich eine tiefe Verbundenheit zu Südtirol.