<h3> Welche Schritte umfasst der Plan? </h3> <i><b>Erster Schritt: Die Freilassung der Geiseln</b><BR /></i>Zunächst sollen die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freigelassen werden. Dafür soll Israel seine Truppen auf eine vereinbarte Linie zurückziehen. Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, von denen nach israelischen Informationen noch 20 am Leben sind.<BR /><BR />Israel soll im Gegenzug rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge sowie etwa 1.700 nach dem 7. Oktober 2023 Inhaftierte freilassen. Die Hamas teilte mit, die Vereinbarung sehe auch ein Ende der Kampfhandlungen im Gazastreifen vor. Die USA hatten betont, dass die Geiselfreilassung absolute Priorität habe.<BR /><i><b><BR />Zweiter Schritt: Frieden langfristig sichern<BR /></b></i>In einer zweiten Phase von Verhandlungen sollen Bedingungen geschaffen werden, die einen Frieden langfristig sichern. So ist ein vollständiger Rückzug der israelischen Soldaten aus Gaza, den die Hamas fordert, laut Trumps Plan erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, wenn eine internationale Stabilisierungstruppe (ISF) für Sicherheit vor Ort sorgt. Auch um eine Entwaffnung der Hamas wird es zu einem späteren Zeitpunkt gehen.<h3> Was ist unklar?</h3>Wann genau die Geiseln in den kommenden Tagen freigelassen werden – und ob es wirklich alle auf einmal sein und auch die sterblichen Überreste der Geiseln, die nicht überlebt haben, an Israel übergeben werden.Offen ist auch, welche palästinensischen Häftlinge Israel für die Geiseln freilässt. Auch dies war ein Streitpunkt in den Verhandlungen in Ägypten. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1223430_image" /></div> <BR /><BR />Die Islamistenorganisation erklärte sich kürzlich damit einverstanden, dass der Gazastreifen nach Kriegsende zunächst von einer Übergangsregierung palästinensischer Technokraten unter Aufsicht eines internationalen Gremiums regiert werde. Es ist aber unklar, ob sie damit auch der Forderung von Trumps Friedensplan zustimmte, dass sie selbst dabei keine Rolle spielen darf. Diese Frage dürfte aber auch in weiteren Verhandlungen über eine zweite Phase fallen.<h3> Wie geht es jetzt weiter?</h3>Die Einigung im ägyptischen Sharm el Scheikh wird in einer Vereinbarung unter Dach und Fach gebracht – wann diese unterzeichnet wird, war noch unklar. Es könnte entweder im Laufe des Tages dazu kommen, wie es etwa aus Hamas-Kreisen hieß, oder erst in den nächsten Tagen. Heute soll noch das israelische Sicherheitskabinett für Beratungen über das Abkommen zusammenkommen, Medienberichten zufolge um 16.00 Uhr (MESZ). Anschließend soll das gesamte Kabinett von Ministerpräsident Netanyahu die Vereinbarung final billigen.<BR /><BR />Die Geiseln könnten Samstag, Sonntag oder Montag freigelassen werden. Es gibt in Medien unterschiedliche Angaben dazu. Der Friedensplan sieht eine Frist von 72 Stunden nach Inkrafttreten der Vereinbarung vor – es hängt also auch davon ab, wann sie unterzeichnet wird. Trump sprach in einem Interview des Senders Fox News davon, dass die Geiseln voraussichtlich Montag freikommen.<BR /><BR />Trump könnte am Wochenende zudem nach Israel reisen. Netanyahu lud ihn ein, vor dem Parlament zu sprechen, das Forum der Geisel-Familien lud ihn zu einem Treffen mit den Angehörigen ein. Er könne auch eine Rede auf dem „Geiselplatz“ in Tel Aviv halten, schlug das Forum vor.<h3> UN will nun schnell Hilfe im Gazastreifen leisten</h3> Nach dem Durchbruch bei den Verhandlungen zur Beendigung des Gaza-Kriegs hat UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher dazu aufgerufen, so bald wie möglich im Gazastreifen aktiv werden zu können. „Lasst uns die Geiseln herausbekommen und schnell Hilfe leisten“, schrieb er auf der Plattform X.<BR /><BR />„Unsere Teams sind voll mobilisiert, um die Lastwagen in großem Umfang in Bewegung zu setzen und Leben zu retten“, ergänzte er. Sie benötigten aber einen sicheren Zugang.<h3> Internationale Reaktionen</h3><b>Israel</b><BR />Strahlende Gesichter, Menschen, die sich in die Arme fallen und anstoßen: Bilder aus Tel Aviv aus den frühen Morgenstunden zeugen von Erleichterung und Freude angesichts der Nachrichten über eine Einigung zwischen Israel und der islamistischen Hamas. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1223424_image" /></div> <BR /><BR />Die Bilder stammen vom sogenannten Geiselplatz im Zentrum von Tel Aviv, dem Ort zahlreicher Kundgebungen und Versammlungen der vergangenen zwei Jahre, an dem Angehörige und Unterstützer das öffentliche Bewusstsein für die Verschleppten wachhalten. Später leerte sich der Platz weitgehend, weil es regnete, wie die „Times of Israel“ schreibt. Auf einem Foto ist ein Mann mit Regenschirm zu sehen – andere haben sich in Israel-Flaggen gehüllt.<BR /><BR /><b>Gaza</b><BR />Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat die Einigung auf eine Waffenruhe im Gazastreifen begrüßt. Die Vereinbarung mache ihm „Hoffnung, dass diese Bemühungen ein Auftakt zu einer dauerhaften politischen Lösung“ in der Region sein werden, erklärte Abbas am Donnerstag in Onlinediensten. Eine solche Lösung müsse „ein Ende der israelischen Besatzung“ beinhalten und zur „Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates“ führen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1223427_image" /></div> <BR /><BR />Der Durchbruch in den Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine Beendigung des Gaza-Kriegs hat Jubelszenen in dem Küstenstreifen ausgelöst. Der arabische Nachrichtensender Al Jazeera zeigte Bilder von feiernden Menschen in der Stadt Khan Younis. Auf Videos war zu sehen, wie mit Pressewesten ausgestattete Reporter die Nachricht unter der Bevölkerung verbreiteten, weil viele Menschen keinen Zugang zum Internet oder Strom haben.<BR /><BR />In sozialen Netzwerken teilten arabische Medien Videos von feiernden Menschen. Junge Männer trugen sich gegenseitig auf den Schultern. In anderen Szenen waren Menschen an zentralen Plätzen zu sehen, wie sie jubelnd tanzten und laut Musik spielten oder mit ihren Handytaschenlampen leuchteten.<BR /><BR /><b>Italien<BR /></b>Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist zuversichtlich gestimmt: „Das Abkommen stellt eine einmalige Chance dar, diesen Konflikt zu beenden – eine Chance, die unbedingt ergriffen werden muss“, so Meloni in einer Pressemitteilung am Donnerstag.<BR /><BR /><div class="embed-box"> <blockquote class="twitter-tweet"><p lang="it" dir="ltr">L’accordo raggiunto in Egitto per l’applicazione della prima fase del Piano di pace del Presidente <a href="https://twitter.com/realDonaldTrump?ref_src=twsrc%5Etfw">@realDonaldTrump</a> è una straordinaria notizia che apre la strada al cessate il fuoco a Gaza, al rilascio di tutti gli ostaggi e al ritiro delle forze israeliane su linee concordate.…</p>— Giorgia Meloni (@GiorgiaMeloni) <a href="https://twitter.com/GiorgiaMeloni/status/1976174328120009192?ref_src=twsrc%5Etfw">October 9, 2025</a></blockquote> <script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script> </div><BR /><BR />„Ich möchte US-Präsident Donald Trump dafür danken, dass er unermüdlich nach einer Lösung zur Beendigung des Konflikts in Gaza gesucht hat, sowie den Vermittlern – Ägypten, Katar und der Türkei – für ihre Bemühungen. Ich rufe alle Parteien auf, die bereits vereinbarten Maßnahmen vollständig einzuhalten und gemeinsam daran zu arbeiten, die nächsten Schritte des Friedensplans rasch umzusetzen. Italien wird die Bemühungen der Vermittler weiterhin unterstützen und ist bereit, zur Stabilisierung, zum Wiederaufbau und zur Entwicklung Gazas beizutragen“, so die italienische Regierungschefin.<BR /><BR />Zuversichtlich zeigte sich auch der italienische Außenminister und Vizepremier Antonio Tajani. „Aus dem Nahen Osten kommen sehr gute Nachrichten: Der Frieden ist nahe. Italien, das den US-Friedensplan stets unterstützt hat, ist bereit, seinen Beitrag zu leisten – zur Festigung des Waffenstillstands, zur Bereitstellung neuer humanitärer Hilfen, und zur Beteiligung am Wiederaufbau des Gazastreifens. Wir sind auch bereit, Soldaten zu entsenden, falls eine internationale Friedensmission zur Wiedervereinigung Palästinas eingerichtet wird“, erklärte Tajani am Donnerstag auf X.<BR /><BR /><b>USA<BR /></b>Zur Einigung von Israel und der islamistischen Hamas auf die Umsetzung einer ersten Phase des US-Friedensplans für den Gazastreifen schreibt der Analyst für US-Sicherheitspolitik der „New York Times“, David E. Sanger: „Präsident (Donald) Trump steht kurz vor dem größten diplomatischen Erfolg seiner zweiten Amtszeit – der Beendigung des brutalen Krieges zwischen Israel und der Hamas. Am Mittwochabend machte er deutlich, dass er bereit sei, in den Nahen Osten zu fliegen, um über eine Waffenruhe zu wachen und Geiseln zu empfangen, die zwei lange Jahre in unterirdischer Gefangenschaft verbracht haben.<BR /><BR /> (...) Wenn der Friedensplan vorankommt, hat Trump möglicherweise ebenso viel Anspruch auf den Nobelpreis wie die vier (US-)amerikanischen Präsidenten, die ihn in der Vergangenheit erhalten haben, wenn auch mit weniger Bombast und Lobbyarbeit. (...)<BR /><BR />Es ist jedoch keineswegs klar, dass der Konflikt jetzt wirklich endet. Die Erklärungen von Trump und (Israels Ministerpräsidenten Benjamin) Netanjahu bezogen sich nur auf den ersten Schritt, den Austausch von Geiseln gegen Gefangene und den Rückzug der israelischen Truppen auf eine Linie, die noch festzulegen ist. Der nächste Schritt, bei dem die Hamas ihre Waffen und – was noch schwieriger ist – ihren Anspruch auf die Herrschaft über den Gazastreifen aufgeben müsste, könnte sich als noch schwieriger erweisen als die lebenden und toten Geiseln nach Hause zu bringen.“<BR /><BR /><b>Deutschland<BR /></b>Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich angesichts des Durchbruchs bei den Verhandlungen zur Beendigung des Gaza-Kriegs zuversichtlich gezeigt – zugleich warnte er aber auch vor einer voreiligen Bewertung. „Also die Hoffnungen, auch was Israel betrifft und den Gazastreifen betrifft, haben hier in der letzten Nacht noch einmal zugenommen, aber noch ist das nicht wirklich abgeschlossen“, sagte der CDU-Chef vor Journalisten in Berlin.<BR /><BR />„Die Entwicklung in Israel macht uns Mut. Hier gibt es offensichtlich eine große Chance, in den nächsten Stunden schon zu einer Übereinkunft mit der Hamas zu kommen“, betonte Merz. Es gebe die Chance, dass noch in dieser Woche die verbliebenen israelischen Geiseln von der Terrororganisation Hamas freigelassen würden und es dann auch zu einem Rückzug der israelischen Armee im Gazastreifen kommt. „Insofern beobachten wir die Situation natürlich sehr genau und bleiben zuversichtlich, dass es, wie gesagt, noch in dieser Woche zu einer Lösung dort kommt.“