Mittwoch, 7. Juni 2023

„Um Mietgeld zu bekommen, muss man mittlerweile arm wie eine Kirchenmaus sein“

Leistbares Wohnen zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Unter 1000 Euro wird es im Umkreis von Bozen, Meran, Eppan, Brixen, Bruneck schwer, eine Wohnung zu mieten. Selbst für 40 Quadratmeter sind 800 Euro fällig. „Das Mietgeld ist aber seit über 10 Jahren gleich geblieben. Eine automatische Inflationsanpassung gibt es nur für Politiker, für die Beiträge zum Leben nicht“, klagt ASGB-Wohnbauexperte Christian Peintner.

„Das Mietgeld ist seit über 10 Jahren gleich geblieben.“ - Foto: © APA/THEMENBILD / BARBARA GINDL

Das Mietgeld ist im Budget des Landes keine vernachlässigbare Größe. 2022 wurden an 12.133 Leistungsempfänger insgesamt 40,97 Millionen Euro ausgeschüttet. Trotzdem, so Peintner, müsse man inzwischen „fast arm wie eine Kirchenmaus“ sein, um es zu beziehen.

„Mietbeitrag ist zur Sozialhilfe geworden“

„Man soll sich von den großen Zahlen nicht täuschen lassen. Der Mietbeitrag ist zur Sozialhilfe geworden. Dabei sollte sie bis zum unteren Mittelstand reichen“, sagt Peintner. Mittlerweile würden aber auch 5-köpfige Familien mit 35.000 Euro Einkommen durch den Rost fallen.

Denn: Zum einen gebe es den Arbeitnehmerabzug von 25 Prozent beim Einkommen nicht mehr. Anders als im Wohnbau werde auch kein 10-prozentiger Abzug für Lohnabhängige angewandt. „Stattdessen wird für den Abzug mit der Netto-IRPEF eine staatliche Größe angewandt. Das gerät unseren Familien zum Nachteil, denn Geringverdiener zahlen am wenigsten Steuern.“

„Mietbeiträge seit über 10 Jahren gleich“

Seit Jahren fordere der ASGB eine neue Form der Abzüge. Ein Beispiel: Die Zahl der gearbeiteten Tage mal 10. „Das wären bei einer Jahresstelle 3600 Euro – eine faire Sache“, so Peintner. Zudem seien die Mietbeiträge seit über 10 Jahren gleich. Eine Anpassung an die Inflation sei dringend nötig, doch „automatisch geht das nur für Politiker“.

Für Landesrätin Waltraud Deeg ist der Beitrag für viele Familien eine Hilfe, um angesichts zu geringer Löhne die Mieten überhaupt stemmen zu können. Grundsätzlich sollten arbeitende Menschen ja mit ihrem Einkommen über die Runden kommen. „Mit einem Mehr an Finanzierung ist eine Anhebung in Zeiten hoher Inflation aber sicher ein wichtiger Diskussionspunkt“, so Deeg.

„Nachhaltiger und richtiger“ sei es aber, Löhne zu erhöhen und an hohe Lebenshaltungskosten anzupassen. Zudem seien mehr Mittel in den öffentlichen und geförderten Wohnbau zu stecken, um leistbaren Wohnraum zu schaffen.

bv/stol

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