In fünf Tagen entscheiden die Boznerinnen und Bozner in einer Stichwahl wer neuer Bürgermeister wird. Zur Wahl stehen Mitte-Rechts-Kandidat Claudio Corrarati, der im ersten Wahlgang 36,24 Prozent der Stimmen erhielt, und Mitte-Links-Bewerber Juri Andriollo, der es auf 27,31 Prozent brachte.<BR /><BR />Innerhalb von 30 Tagen nach der konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderates muss der gewählte Bürgermeister eine Koalition schmieden, um in den kommenden fünf Jahren regieren zu können. Dazu sind mindestens 23 der 45 Sitze im Stadtparlament erforderlich.<BR /><BR /> Unabhängig davon, wer Renzo Caramaschi nachfolgt, dürfte die politische Mitte – die SVP und die Bürgerliste von Angelo Gennaccaro – das Rückgrat der Stadtratskoalition bilden.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1164582_image" /></div> <BR /><BR />Claudio Corrarati, der dank seines Bündnisses von vier Mitte-Rechts-Parteien auf 17 Gemeinderäte zählen kann, böten sich im Falle eines Wahlsieges mehrere Optionen. Eine Koalition allein mit der Volkspartei (7 Gemeinderäte) würde ihm eine relativ knappe Mehrheit von 24 Sitzen sichern. Würde zusätzlich auch Gennaccaros Bürgerliste „Io sto con Bolzano“ (6 Gemeinderäte) Teil der Koalition, würde Corrarati über eine satte Mehrheit von 30 Gemeinderäten verfügen. Das würde es der neuen Koalition sogar ermöglichen, mit einer Zweidrittel-Mehrheit die Gemeindesatzung abzuändern und die Stadtregierung von aktuell sieben Mitgliedern zu erweitern. Das könnte es eventuell erleichtern, die Ansprüche von gleich sechs Parteien besser zu berücksichtigen.<BR /><BR />Rechnerisch möglich, aber aus politischer Sicht eher unwahrscheinlich, wäre auch eine Koalition aus Mitte-Rechts und der Liste Gennaccaro. Diese Variante käme zwar nur auf eine hauchdünne Mehrheit von 23 Sitzen, könnte aber mit vier deutschsprachig erklärten Räten – zwei auf der Gennaccaro-Liste, zwei von Forza Italia – regieren und damit die gesetzlichen Vorgaben für die Bildung der Stadtregierung auch ohne Südtiroler Volkspartei erfüllen. <BR /><BR />Vize-Landeshauptmann Marco Galateo (Fratelli d'Italia) hatte dieses Szenario in den vergangenen Tagen als warnendes Signal an die SVP ins Spiel gebracht. In dem Fall wäre sogar eine Erweiterung der Koalition um das Team K (3 Sitze) denkbar, um die Mehrheit im Gemeinderat zu stabilisieren. Doch ein solches Modell gilt als politisch unwahrscheinlich, zumal Mattias Cologna und Thomas Brancaglion vom Team K angekündigt haben, in der Stichwahl Juri Andriollo zu unterstützen.<h3> Juri Andriollos Optionen sind vorgegeben</h3>Für den Fall seiner Wahl sind die Spielräume für Juri Andriollo deutlich begrenzter. Der Mitte-Links-Kandidat kann auf zwölf Gemeinderäte seines Bündnisses zählen. Um eine Mehrheit im Gemeinderat zu erhalten, müsste er sowohl die SVP als auch die Liste Gennaccaro ins Boot holen. Die Koalition käme auf 25 Sitze. Theoretisch ließe sich auch dieses Bündnis mit dem Team K auf 28 Gemeinderäte erweitern, was politisch wiederum als eher unwahrscheinlich gilt.<BR /><BR />Fazit ist, dass für beide möglichen Bürgermeister der Königsweg über die Parteien der politischen Mitte führt, die nicht nur im Gemeinderat, sondern womöglich auch im Stadtrat eine Mehrheit hätten.