Samstag, 9. März 2024

Die SVP sucht den Superstar

„Arno Kompatscher oder Dieter Steger? Der neue Obmann soll nicht nur die Gräben schließen, er soll der Partei wieder zu altem Glanz verhelfen und die SVP wieder zu dem machen, wofür sie tausende Südtiroler jahrzehntelang gewählt haben.“ Ein Kommentar von STOL-Ressortleiter Arnold Sorg.

Arnold Sorg: „Es wird eine Mammutaufgabe für den neuen Obmann, die SVP wieder dahin zu führen, wo sie einst war. Zu einer Partei, die wusste, was sie will.“ - Foto: © ÖA / jaidermartina

Sie ist die große alte Partei in Südtirol. Wobei „groß“ mittlerweile wohl nicht mehr das richtige Wort ist, so stark wie sie in den vergangenen Jahren geschrumpft ist – nicht nur, was die Mitgliederzahl anbelangt, sondern auch die Mandate im Landtag.

Nun will die Volkspartei einen Neustart wagen. Mit einem neuen Parteiobmann zur alten Stärke zurückfinden. Philipp Achammer will nicht mehr. Er hat genug nach 10 Jahren an der Spitze der Partei. Man kann es ihm nicht verdenken. Die SVP ist in den vergangenen Jahren zu einem zerstrittenen Haufen verkommen, der mehr mit internen Streitigkeiten und Intrigen von sich reden machte als von großen Ideen und Visionen.

Philipp Achammer alleine dafür verantwortlich zu machen, wäre unfair und auch nicht richtig.
Arnold Sorg, STOL-Ressortleiter


Allein Philipp Achammer dafür verantwortlich zu machen, wäre unfair und auch nicht richtig. Er habe sich stets als Moderator gesehen, betont er immer wieder. Sicherlich: Er hätte manches Mal stärker auf den Tisch hauen sollen. Er hätte öfters ein Machtwort sprechen sollen. Aber ob dies genutzt hätte, bei all den Grabenkämpfen, Egotrips und Intrigen in seiner Partei, das muss bezweifelt werden.

Nun soll es ein Neuer richten. Ein neuer Obmann soll nicht nur die Gräben schließen, er soll der Partei wieder zu altem Glanz verhelfen und die SVP wieder zu dem machen, wofür sie tausende Südtiroler jahrzehntelang gewählt haben. Kurzum: Die SVP sucht den Superstar.

Was Kompatscher dazu veranlasst, zu all seinen Funktionen und Aufgaben auch noch das Amt des Obmanns übernehmen zu wollen, kann nur gemutmaßt werden.
Arnold Sorg, STOL-Ressortleiter


2 ranghohe Parteifunktionäre werfen sich dafür in den Ring: Landeshauptmann Arno Kompatscher und der Kammerabgeordnete Dieter Steger. Was Kompatscher dazu veranlasst, zu all seinen Funktionen und Aufgaben auch noch das Amt des Obmanns übernehmen zu wollen, kann nur gemutmaßt werden.

Sicherlich: In vielen Parteien ist es Usus, dass der Regierungschef gleichzeitig auch den Vorsitz seiner Partei übernimmt. Dass Kompatscher aber plötzlich die Liebe zu seiner Partei entdeckt hat, darf aber mehr als angezweifelt. Kompatscher hat sich in den vergangenen Jahren nämlich nicht wirklich als Parteisoldat erwiesen. Eher im Gegenteil. Wahrscheinlicher ist daher wohl eher, dass er die Flucht nach vorne antritt, weil er sieht, dass seine Macht bröckelt.

Ob es Dieter Steger im zweiten Anlauf schafft, muss sich zeigen. Als Bozner muss er es aber zuallererst schaffen, die peripheren SVP-Bezirke von sich zu überzeugen.
Arnold Sorg, STOL-Ressortleiter


Doch würde das der Partei guttun? Manche Politik-Beobachter und Politiker – und nicht nur aus der Opposition, sondern auch innerhalb der SVP – sprechen davon, dass mit einem SVP-Obmann Arno Kompatscher die Volkspartei noch mehr verlieren würde. Er sei zu wenig volksnah, er sei nicht ausgleichend genug und habe überdies nicht die Zeit, sich um die Parteibasis zu kümmern.

Auf der anderen Seite ist da Dieter Steger: ein langjähriger Parteifunktionär. Er habe seine ganze Karriere der Volkspartei zu verdanken und wolle ihr deshalb zu neuer Stärke verhelfen, sagt der Kammerabgeordnete.

Es wird eine Mammutaufgabe für den neuen Obmann, die SVP wieder dahin zu führen, wo sie einst war.
Arnold Sorg, STOL-Ressortleiter


Er hat schon einmal versucht SVP-Obmann zu werden. Vor 20 Jahren. Damals ist er an Elmar Pichler Rolle gescheitert. Ob er es im zweiten Anlauf schafft, muss sich zeigen. Als Bozner muss er es aber zuallererst schaffen, die peripheren SVP-Bezirke – das Wipptal, den Vinschgau, das Unterland und das mächtige Pustertal - von sich zu überzeugen. Denn gerade dort war man mit der Performance der SVP in den vergangenen Jahren alles andere als glücklich. Man fühlt sich im Stich gelassen. Nicht ernstgenommen von der Mutterpartei in Bozen.

Wer schlussendlich das Rennen macht – man weiß es noch nicht. Sicher ist: Es wird eine Mammutaufgabe für den neuen Obmann, die SVP wieder dahin zu führen, wo sie einst war. Zu einer Partei, die wusste, was sie will. Die wusste, was das Land und die Leute brauchen, die zwar intern mitunter heftig gestritten hat, nach außen aber einig auftrat. Wie gesagt: Die SVP sucht den Superstar.

[email protected]

Alle Kommentare und Analysen finden Sie hier.

stol

Mehr zu diesem Thema

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden