Südtirol ist ein Grenzland. Im benachbarten Österreich oder der Schweiz zu arbeiten, hat in grenznahen Gemeinden Tradition. Und zwar so sehr, dass die ins AIRE eingetragenen Auslands-Südtiroler bei der Gemeindewahl in Stilfs stolze 35,46 Prozent der Wahlberechtigten ausmachten. In Glurns waren es 22,3 Prozent, in Mals 20,46 Prozent, in Franzensfeste 18,43 Prozent und am Brenner 16,96 Prozent.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1164855_image" /></div> <BR />Die Tradition der Grenzpendler darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Register der Auslands-Südtiroler länger und länger wird. Waren bei der Landtagswahl 2023 noch 41.300 Südtiroler im AIRE, so sind es jetzt 46.258 und damit 5.000 mehr in eineinhalb Jahren. Man findet sie beileibe nicht nur in Grenznähe: In Bozen stehen 8.057 Personen und damit 9,86 Prozent der Wahlberechtigten im AIRE. In Meran sind es mit 3.878 12,2 Prozent, in Welschnofen machen sie 14,6 Prozent aus.<h3> 11 Prozent der Wahlberechtigten im AIRE-Register</h3>Bei der Gemeindewahl in 111 Gemeinden vor 10 Tagen machten die 41.752 Auslandssüdtiroler fast 11 Prozent der Wahlberechtigten aus. Genutzt wurde dieses Potential allerdings oft nicht. „Viele kommen nicht für die Wahl nach Südtirol“, sagt Gemeinden-Chef Andreas Schatzer.<BR /><BR /> Das habe auch damit zu tun, dass die Reisekostenrückerstattung mager ausfällt. Erstattet wird nur das Zugticket ab der Staatsgrenze. Wer also in anderen Regionen Italiens lebt, ist im Vorteil. Wer aber aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz einreisen sollte, blickt mit 13,50 Euro für ein Zugticket vom Brenner nach Bozen aber durch die Finger.<h3> Bürgermeister machen Druck</h3>Umso verwunderter sind Südtirols Bürgermeister, dass der für die Gemeinden zuständige Regionalassessor Franz Locher letzte Woche in den „Dolomiten“ anderen Formen der Stimmabgabe wie Briefwahl oder Online-Abstimmung eine Absage erteilte. Diese seien rechtlich schwierig. Zudem habe die Landtagswahl gezeigt, dass sie „kein großer Wurf“ seien, der wesentlich mehr Bürger zu Urnen bringe.<BR /><BR />Das allerdings stimmt nur zum Teil. Immerhin 13.175 Südtiroler haben bei der Landtagswahl 2023 ihre Stimme per Brief abgegeben. Negative Begleiterscheinungen inklusive, denn weitere 1.350 Briefe trafen nicht rechtzeitig beim Land ein. Zudem haben 8.485 Wahlunterlagen die Betreffenden nie erreicht und gingen als nicht zustellbar wieder ans Land zurück. Aber: Immerhin rund 30 Prozent der Berechtigten haben ihre Stimme auf diese Weise abgegeben.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69839640_quote" /><BR /><BR />Südtirols Bürgermeister jedenfalls fordern vehement ein Umdenken. „In Skandinavien wird längst online abgestimmt. Es ist ein Skandal, dass Wahlberechtigte in Südtirol noch immer Kosten und Mühen auf sich nehmen müssen, um an Wahlen teilzunehmen“, sagt der Bürgermeister von Brenner, Martin Alber. Seine Gemeinde sei, was die Auslandssüdtiroler anlangt, vielleicht noch bevorteilt. „Wer in Innsbruck arbeitet, kommt schon zum Wählen.“ Trotzdem unterstütze er jede Form der alternativen Stimmabgabe.<BR /><BR />Das macht auch Gemeinden- Präsident Andreas Schatzer. Das Wort „Skandal“ nimmt er zwar nicht in den Mund, neue Formen der Stimmabgabe müssten aber ermöglicht werden. Online sei die Zukunft und zwar nicht nur aufgrund der Südtiroler im Ausland, sondern auch, um junge Menschen zu den Urnen zu bringen. Zumal der Wahlmodus eng mit dem Staat zusammenhänge, sei Online-Voting wahrscheinlich bis zur nächsten Wahl kaum zu schaffen. Sehr wohl aber könnte die Briefwahl vom Regionalrat eingeführt werden. „Wenn es der Landtag für die Landtagswahl kann, dann kann es wohl auch der Regionalrat für Gemeindewahlen“, meint Schatzer.