Dass der Kunsthistoriker Eike Schmidt – geboren in Freiburg, Studium in Heidelberg, Promotion über die Elfenbein-Skulpturen der Medici, einer der großen Herrscherfamilien von Florenz, dann ein paar Jahre in den USA – überhaupt kandidieren darf, verdankt er seiner Frau. <BR /><BR />Schmidt ist mit der Kunsthistorikerin Roberta Bartoli verheiratet. Seit November besitzt er auch einen italienischen Pass. Ein Parteibuch hat Schmidt in keinem seiner beiden Länder. Bei der Gemeinderatswahl in der 362.000-Einwohner-Stadt am 8. und 9. Juni tritt er als „Mann der Mitte“ an, mit einer Bürgerliste. Getragen wird seine Kandidatur von der Regierungs-Koalition rund um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (47). Insgesamt treten 10 Bewerber zur Wahl an. Schmidts erstes Ziel ist nun, in die Stichwahl zu kommen. Das sollte gelingen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ginge es dann gegen die offizielle PD-Kandidatin Sara Funaro (48).<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1031769_image" /></div> <h3> Viel Lob für 8 Jahre in den Uffizien</h3><BR />In Deutschland gibt es nach einer Zählung des Städte- und Gemeindebunds mehr als 80 Bürgermeister namens Schmidt. Aber in Italien wäre er tatsächlich der Erste. Wobei: Auf den Wahlplakaten ist das „Eike“ deutlich größer – auch, weil viele Italiener mit der Aussprache seines Nachnamens Probleme haben. Von „Chmied“ bis „Smitt“ hört man alles. Ansonsten, meint er, bringe der Erstpass weder Vor- noch Nachteile. „Das ist eine Nullrechnung: Manche wählen mich nicht, weil ich Deutscher bin. Andere geben mir die Stimme, weil ich von außen komme.“<BR /><BR />Umso mehr stellt er seine Bilanz als Uffizien-Direktor heraus. Die kann sich sehen lassen. Schmidt hat der früher arg verstaubten Heimstätte der Michelangelos und Botticellis eine völlig neue Ordnung verpasst. Als er anfing, hatte das Museum nicht einmal eine Internet-Seite. Mit den Besucherzahlen stiegen auch die Einnahmen: auf 60 Millionen Euro bei 30 Millionen Fixkosten. Da blieb einiges übrig. Trotzdem war, wie üblich, nach 2 Amtszeiten Schluss. Seit Jänner leitet Schmidt nun das zweitgrößte Nationalmuseum des Landes, das Capodimonte in Neapel. Für die Zeit des Wahlkampfs ist er beurlaubt.<BR /><BR />Das Versprechen ist nun, ebenso wie im Museum in der ganzen Stadt aufzuräumen: bessere Straßen, weg mit dem Drogenhandel, bezahlbare Sozialwohnungen, neue Ideen gegen den Massentourismus. Florenz gehört in Italien zu den Städten, die besonders schwer unter den Besuchermassen leiden. „Hier wurde jahrzehntelang der Billigtourismus gefördert“, sagt er. „Das muss sich ändern.“ Falls es mit dem Chefposten im Palazzo Vecchio doch nichts werden sollte, kann er wieder als Museumsdirektor nach Neapel.