Der frühere UNO-Vertreter im Nordkosovo, Gerard Gallucci, hält vor diesem Hintergrund eine Abspaltung des serbischen Nordteils vom Kosovo als „realistischste Lösung“. Der kosovarische Außenminister Enver Hoxhaj sprach diesbezüglich von einer „sehr realen Gefahr“.Anders als im restlichen Kosovo stellen die Serben im Norden die Mehrheit. Sie lehnen die vor drei Jahren verkündete Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien ab. An den Grenzen zu Serbien wurden bisher kosovarische Serben eingesetzt, die ihre Tätigkeit aber nicht zur Zufriedenheit Pristinas erfüllten. Beobachter klagen, dass an der kosovarisch-serbischen Grenze das Schmugglerunwesen blüht.Ende Juli eskalierte der Konflikt, als Pristina zur Durchsetzung eines Importverbots für Waren aus Serbien eigene Zollbeamte an der Grenze postieren wollten. Die Lokalbevölkerung protestierte mit Straßenblockaden und dem Einsatz von Schusswaffen, ein kosovarischer Polizist starb. „Ich glaube, dass eine Teilung die realistischste ist“ Die Lage beruhigte sich erst durch das Eingreifen der Kosovo-Schutztruppe KFOR, die die Kontrolle über die beiden Grenzübergänge Jarinje und Brnjak übernahm.„Ich glaube, dass eine Teilung die realistischste und natürlichste Lösung ist, wenn sich die beiden Seiten nicht auf andere Weise einigen können“, sagte der langjährige US-Diplomat Galucci der Belgrader Tageszeitung „Blic“ (Freitagsausgabe). Der US-Amerikaner kritisierte, dass Pristina die Krise „mit Gewalt lösen“ wolle. Sollte sich die Krise vertiefen und die KFOR versuchen, die Kontrolle über den Nordkosovo zu erlangen, würde dies zum Scheitern des fragilen Dialogs zwischen Belgrad und Pristina führen, in dem es jüngst nach mehrmonatigen Verhandlungen erste greifbare Ergebnisse gegeben hatte.„Diese Gefahr ist sehr real“ Der kosovarische Außenminister Hoxhaj warf Belgrad unterdessen vor, die Spannungen im Nordkosovo politisch nützen zu wollen, „um den langjährigen Traum einer Teilung der Region zu erfüllen“. „Diese Gefahr ist sehr real und es könnte dazu kommen“, sagte der kosovarische Chefdiplomat der Nachrichtenagentur Reuters. Es hänge davon ab, wie die großen internationalen Mächte auf die Lage im Nordkosovo reagieren werden, insbesondere „wie sehr die internationale Diplomatie Druck auf Belgrad ausüben wird“. „Wenn es keinen Druck gibt, wird es zur Teilung des Kosovo kommen“. apa/dpa