Aus der – von einigen zunächst belächelten – Idee wurde ein politisches Thema, das wieder zunehmend an Brisanz gewinnt, Süd- und Nordtirol, Landeshauptleute, Minister und bald auch den österreichischen Nationalrat beschäftigt. Ein Gutachten, das beim Innsbrucker Europarechtler Walter Obwexer in Auftrag gegeben wurde, soll noch im Oktober präsentiert werden. Unterschriftenaktion in ganz Österreich In der vergangenen Woche informierte Knoll mittels Aussendung, dass derzeit in ganz Österreich eine Unterschriftensammlung für eine parlamentarische Bürgerinitiative im österreichischen Nationalrat zur Erlangung der doppelten Staatsbürgerschaft durchgeführt werde. 2000 Unterschriften – allein in Nordtirol – seien bereits eingegangen, 500 Unterschriften brauche es. Die Aktion dauert bis November.Der Nationalratsausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen muss sich laut der „Tiroler Tageszeitung“ (TT) deshalb mit dem Vorschlag beschäftigen. Dann wird sich das Parlament selbst der Frage annehmen müssen.Das österreichische Innenministerium lässt laut TT derzeit ein Gutachten zur Frage der doppelten Staatsbürgerschaft erstellen. Das österreichische Außenministerium hingegen setzt sich mit dem Europaabkommen auseinander, dem Österreich beigetreten ist und das vorsieht, Doppelstaatsbürgerschaften einzudämmen. Gahr: „Rasche politische Entscheidung gefragt“ Der ÖVP-Südtirol-Sprecher Hermann Gahr kann dem Vorhaben der doppelten Staatsbürgerschaft wenig abgewinnen. Ihm schwebt eine Europastaatsbürgerschaft vor. Allerdings – so Gahr gegenüber der „TT“ – verstehe er das Motiv hinter dem Vorschlag der doppelten Staatsbürgerschaft. „Die Südtiroler wollen Sprache, Kultur und Identität damit sicherstellen. Deshalb müssen wir uns dieser Frage stellen“, so Gahr. Sobald die Ergebnisse der beiden Gutachten bekannt seien, müsse gehandelt werden, fordert er. Das Thema dürfte nicht auf die lange Bank geschoben werden. „Es braucht eine rasche politische Entscheidung. Mit der Forderung müssen wir uns ernsthaft auseinandersetzen.“ Letztlich sei es jedoch der Nationalrat, der die Entscheidung treffe. Kritik von Landeshauptmannstellvertreter Gschwentner Harsche Kritik kommt hingegen von Hannes Gschwentner, Tiroler Chef der SPÖ und Landeshauptmannstellvertreter. Er fordert ein rasches Ende der Debatte, da sie nichts bringe und allein der Provokation gegenüber Italien diene. joi