<b>STOL: „Ehrenamt in Not“, rufen Südtirols große Freiwilligenverbände. Was hören Sie von den Musikkapellen des Landes zur großen Reform des dritten Sektors?</b><BR />Pepi Ploner: Dieses ist ein Übergangsjahr, die Reform ist noch nicht in Kraft. Die Vereine kommen vorwiegend mit Sorgen zu uns. Die Politik ist gefordert. Südtirolweit muss etwas getan werden, damit die 6000 Vereine in Südtirol die Möglichkeit haben weiterzumachen.<BR /><BR /><b>STOL: Welche Antwort geben Sie Ihren Vereinen derzeit auf deren Fragen zum Thema?</b><BR />Ploner: Es finden politische Treffen mit den zuständigen Ministerien statt. Noch gibt es aber keine Neuigkeiten. Die Vereine sind aufgerufen, die Ruhe zu bewahren. Es gilt abzuwarten, zu welchem Ergebnis die Verhandlungen kommen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-58862507_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Welches Ergebnis würden Sie sich wünschen?</b><BR />Ploner: Es geht darum, bürokratische Hürden so abzubauen, sodass alle Vereine weiterarbeiten können – so unbürokratisch wie möglich. Mit dem derzeitigen Gesetz sind mehr Vorschriften zu beachten, wenn man einen Verein leitet, als hätte man ein Unternehmen. Die ehrenamtlichen Vereine arbeiten für die Allgemeinheit. Sie müssen eh schon sehen, dass sie überhaupt weiterbestehen können: Die Vereinstätigkeiten sind zu finanzieren. Das ist nicht mehr selbstverständlich. Alles ist teuer geworden, vom Benzin bis zu den Lebensmitteln. Die Familien müssen sehen, wie sie ans Ende des Monats kommen. Dementsprechend weniger Geld bleibt für Spenden übrig. Und auch die Beiträge sind nicht mehr so, wie sie es früher waren. Wenn man die Vereine in dieser Situation auch noch mit unverhältnismäßiger Bürokratie belastet… Wir wollen erreichen, dass in diesem Punkt etwas geschieht – damit Vereinspräsidenten, Obleute, Kassiere und Vorstände weiterhin ehrenamtlich arbeiten können. <BR /><BR /><b>STOL: Die Reform kam ja nicht aus heiterem Himmel. Seit Jahren war bekannt, dass Rom hier eingreifen will. Viele Vereine haben ihre Statuten längst angepasst. Warum jetzt der Aufschrei?</b><BR />Ploner: Die Statutenänderung war logisch und auch kein Problem. Man musste die Satzung überarbeiten; der finanzielle Teil muss an die Reform angepasst werden. Das haben viele schon gemacht. Aber das Problem ist: Der bürokratische Mehraufwand ist nicht erträglich. Das kann man den Leuten nicht zumuten. <BR /><BR /><embed id="dtext86-58862508_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Auch andere Bereiche der Reform sind nicht geklärt: etwa das staatliche Vereinsregister.</b><BR />Ploner: Es ist nicht klar, was mit den Vereinen passiert, die dem Staatsregister nicht beitreten, weil der Prozess so kompliziert ist… Wir sprechen da derzeit von 2500 Vereinen, die das betrifft. Bei den 2000 Vereinen, die diesen Schritt bereits genommen haben, ist zu sehen, ob sie alles richtig gemacht haben. Viele Vereine haben von den zuständigen Ämtern noch immer keine Antwort bekommen…Die Unsicherheit ist groß. Die Politik ist gefordert, die Wende zu bringen. <BR /><BR /><b>STOL: Welche Befürchtungen haben Sie?</b><BR />Ploner: Wenn ein Verein nicht ins staatliche Register eingetragen ist, kann er keine Steuerquittung ausstellen, kann die Zuwendungen aus den Steuererklärungen über die 5 Promille nicht beanspruchen. Wenn er ein Fest organisiert, muss er alle Leute versichern, eine Registrierkasse haben, Iva zahlen. Die Vereine sterben daran. Die hausen alle auf. <BR /><BR /><embed id="dtext86-58862509_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Was wäre Ihr Wunsch?</b><BR />Ploner: Wir brauchen die Erleichterungen, wie es sie früher beim Landesverzeichnis des Volontariats gegeben hat. Kein Verein stiehlt etwas. Wir Vereine werden für die Unregelmäßigkeiten andernorts bestraft: Wie so oft in Italien haben Firmen und Unternehmen unrechtmäßig die Begünstigungen für das Ehrenamt schamlos und widerrechtlich ausgenützt. Vor einigen Jahren, als das angelaufen ist, hat niemand etwas dagegen unternommen. Und jetzt drängt die Zeit.<BR />Aber auch in Italien wehren sich die Vereine gegen das Gesetz. Wir stehen im Austausch mit italienischen Musikkapellen. Sie alle leisten einen Dienst am Nächsten. Es wird unterschätzt, welche Bedeutung für die Gesellschaft Vereinsleben und Kultur haben: Die Leute sind nach Corona fertig. Es braucht Motivation, wieder ins Leben zurückzukommen. Geselligkeit und Kultur leisten hier viel.<BR /><BR /><b>STOL: Was erwarten Sie von der Petition „Ehrenamt in Not“?</b><BR />Ploner: Es ist wichtig, dass rechtliche und steuerrechtliche Möglichkeiten geboten werden, dass die Vereine wieder arbeiten können. Bei der Initiative „Ehrenamt in Not“ sind die größten Verbände dabei. Wir haben unsere Vorschläge unterbreitet. Nun ist zu sehen, wie es weitergeht.<BR /><BR /><b> <a href="https://www.stol.it/tag/Ehrenamt" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Mehr zum Ehrenamt in Südtirol lesen Sie hier.</a></b><BR />