„Fix ist noch nichts: Das Ministerium hat am Montagabend nur Elemente aus dem Entwurf veröffentlicht“, erklärt Schulinspektor Werner Sporer. Er hat sich das Dokument aus Rom angesehen und erklärt, was auf Südtirols Abschlussklassen zukommen wird.<BR /><BR />„Der Entwurf muss noch vom Obersten Schulrat begutachtet werden und anschließend in die 2 Parlamentskommissionen. Erst dann kann die Ministerialverordnung erlassen werden“, erläutert Sporer. „Wir gehen aber davon aus, dass die wesentlichen Elemente so bleiben werden.“<BR /><BR />Und diese haben es in sich: Vermutlich wird es 3 schriftliche Prüfungen geben. Die erste in der Muttersprache – gestaltet als Zentralprüfung. Alle Maturanten werden also dieselben Aufgabengestellungen erhalten.<BR /><BR /><embed id="dtext86-52623288_quote" /><BR /><BR />„Eine größere Änderung ist bei der zweiten schriftlichen Prüfung geplant. Sie soll – und das war Gegenstand längerer Diskussionen – stattfinden, aber nicht mit zentralen Themenstellungen wie früher, zuletzt im Schuljahr 2018/19. Die jeweiligen Prüfungskommissionen erstellen die Aufgaben“, weiß Sporer.<BR /><BR />Dahinter stehe die Überlegung, dass die Schüler wegen der Pandemie unterschiedlich vorbereitet seien: „Manche hatten mehr Quarantäne und Fernunterricht als andere; der Lehrer weiß das am besten und kann eine Arbeit erstellen, die dem gerecht wird, was der Schüler leisten kann.“ Für die Kommissionen sei das freilich eine zusätzliche Herausforderung.<BR /><BR />Für die Schüler gibt es aber noch eine weitere Erleichterung: „Normalerweise waren in der zweiten schriftlichen Prüfung 2 Fächer vorgesehen: im Wissenschaftlichen Lyzeum etwa Mathematik und Physik, im Klassischen Latein und Griechisch. Heuer darf sie nur ein Fach umfassen“, sagt Sporer. Welches das sein wird, werde wohl Ende Februar bekanntgegeben. <BR /><BR />Für die dritte schriftliche Prüfung – jene in der Zweitsprache – hat Rom bisher keine Vorgaben gemacht: „Da ist in Abstimmung mit dem Ministerium auf Landesebene zu entscheiden, in welcher Form das stattfindet.“ Es werde vermutlich eine schriftliche Prüfung sein, sicher sei das aber nicht. „Die Details sind auch zwischen deutscher, italienischer und ladinischer Bildungsdirektion abzustimmen.“<BR /><BR /><b>Interne Prüfer, externer Kommissionspräsident</b><BR /><BR />Eine Neuerung betrifft die Zusammensetzung der Prüfungskommission: Außer dem Präsidenten werden alle Mitglieder intern besetzt. „Normalerweise war das Verhältnis 50:50“, erklärt Sporer.<BR /><BR />Auch für das Prüfungsgespräch gibt es Neuerungen: „Keine Diskussion einer schriftlichen Arbeit: Die Kommission legt den Schülern Impulsmaterialien vor, anhand derer diese fächerübergreifend in das Gespräch einsteigen sollen.“ Diese Form der Prüfung sei bereits 2018/19 eingeführt worden.<BR /><BR />Eine Besonderheit in Pandemiezeiten: „Es ist vorgesehen, dass die mündliche Prüfung als Videokonferenz durchgeführt werden kann, wenn Schüler in Quarantäne oder Isolation sein sollten.“ Das war auch in den vergangenen 2 Jahren so und ist 2022 wieder möglich.<BR /><BR />Auch die Daten für die Prüfungen stehen schon: Am 22. Juni findet die schriftliche Deutschprüfung statt, am 23. Juni das schultypspezifische Thema und voraussichtlich am 24. Juni die schriftliche Prüfung der Zweitsprache. Die mündlichen Prüfungen starten ein paar Tage später.<BR /><BR /><BR /><b>Mittelschule: 2 schriftliche sicher, Zweitsprache noch zu klären</b><BR /><BR />Auch für die Mittelschulabsolventen sind 2 schriftliche Prüfungen vorgesehen: Deutsch und Mathematik. Wie für die Matura ist auch für die Mittelschulprüfung noch zu definieren, ob die Zweitsprache schriftlich oder mündlich überprüft wird. Werner Sporer: „Englisch wird nur mündlich geprüft.“<BR /><BR />Für die mündliche Prüfung in der Mittelschule gebe es noch keine genauen Details: „Vermutlich wird sie nach dem gewohnten Muster ablaufen.“ Start ist jedenfalls unmittelbar nach Unterrichtsende am 16. Juni.<BR /><BR />„Man geht im Wesentlichen wieder in die Richtung der Normalform der Prüfungen mit einigen Sonderbestimmungen, um der Pandemiesituation Rechnung zu tragen“, sagt Sporer.<BR /><BR /><b>Reaktionen von Schülerverbänden: Kritisch</b><BR /><BR />Schülerverbände reagierten prompt mit Kritik auf den Entwurf. Sporer kann die Aufregung verstehen: „Es ist schon ein bisschen überraschend, dass man wieder zu den vollständigen schriftlichen Prüfungen geht. Die Signale deuteten bisher in die Richtung, dass nur die Prüfung in der Muttersprache schriftlich sein sollte.“ Schülerverbände hätten schon im Herbst Petitionen lanciert, dass die Matura nur mündlich abgehalten werden sollte. „Ich kann mir schon vorstellen, dass die Schülerverbände vor den Kopf gestoßen sind. Schließlich hatten sie genau das Gegenteil gefordert.“ Aber man dürfe auch die Erleichterungen nicht außer acht lassen: „Dass die zweite schriftliche Prüfung von eigenen Lehrern erstellt wird, ist ein großes Entgegenkommen. Genauso wie die internen Prüfer.“<BR /><BR />Freilich gilt: All das ist Teil eines Entwurfes, der sich in Details ändern kann. Mitte oder Ende Februar dürfte die definitive Verordnungen vorliegen.