Nach der Mahnwache am Sterzinger Krankenhaus sollten die Wogen am Freitagabend im SVP-Bezirksausschuss geglättet werden. Der Ausschuss war mehr oder weniger geschlossen da. Es müssten rund 70 Leute gewesen sein, schätzt der Bürgermeister. Ebenso anwesend: Gesundheitslandesrätin Martha Stocker und SVP-Parteiobmann Philipp Achammer.Die Aussprache verlief turbulent. Am Ende trat der Sterzinger Stadtrat Hermann Gögl nach 18 Jahren Mitgliedschaft beim Edelweiß aus. Stol hat bei SVP-Bürgermeister Fritz Karl Messner nachgefragt.Südtirol Online: Herr Messner, wie genau lief die Sitzung des Bezirksausschusses ab?Fritz Karl Messner: Zuerst begrüßte der Bezirksobmann Karl Polig die Leute. Dann hat auch der Parteiobmann die Menschen begrüßt und meinte, das Thema Krankenhaus werde heute sehr wichtig werden. Und er wolle gleich zu Beginn betonen, dass da noch nichts entschieden ist. Am Ende der Sitzung unterstrich Achammer dies erneut.Stol: Was meinte Martha Stocker?Messner: Was die Landesrätin zu sagen hat, könnte ich fast schon auswendig aufsagen. Die Landesrätin will nicht erkennen, dass die Bevölkerung zwei Punkte einfach nicht versteht: Erstens, müssen wir zwar mit den Richtlinien des Staates leben. Doch sollten wir dabei versuchen, alles an Autonomie rauszuholen, was möglich ist. Wir können uns nicht ein gutes Gesundheitssystem nehmen lassen. Zweitens, sparen ja, aber wenn, dann alle sieben Krankenhäuser. Da hat man sie auch eingespart, diese 50 Millionen, die der Landeshauptmann der Stocker vorgibt. Wir haben ein perfekt ausgebautes Haus – da sind fast noch die Preispickerlen drauf – und das sollte man plötzlich nicht nutzen?Stol: Botschaften, die nicht ankamen?Messner: Tatsache ist, dass Stocker keinen Millimeter von ihrer Haltung abgerückt ist. Sie hat nicht gesagt, dass sie bereit ist, darüber nachzudenken. Sehr wohl, meinte der Parteiobmann am Ende, dass nichts entschieden ist und auch nichts ohne die Basis entschieden wird. Achammer hat sonst nicht viel gesagt, er hat sich mehr ein Bild davon gemacht, wie viel Gegenwind, der Landesrätin entgegengeströmt ist.Stol: Warum?Messner: Frau Stocker ist so aufgetreten, wie sie immer auftritt: Sie hat mit einer Vehemenz, Sturheit und Verbissenheit diese ausgearbeitete, beabsichtigte Reform vertreten. Nicht bereit, Gesprächsraum anzubieten. Ich hab’s ihr ja schon bei der Mahnwache vor dem Krankenhaus angeboten! Ich meinte: ‚Nimm kurz das Mikrophon und sag: Ich hab‘ die Stimme des Volkes verstanden. Wir werden darüber nachdenken, ob’s noch andere Lösungen gibt.‘ Damit hätte sie Applaus bekommen und nicht diesen Protest.Stol: Wenn Frau Stocker dies so nicht sieht, wäre das doch bloß Augenauswischerei.Messner: Ich kann mich nur wiederholen: Frau Stocker kann an den zwei eben aufgezeigten zwei Punkten nicht rütteln. Tut sie’s, wird das kein Mensch verstehen. Es gibt Möglichkeiten, anders einzusparen: Man muss nur die betroffenen Leute fragen.Stol: Haben Landesrätin Stocker und Parteiobmann Achammer die Mahnwache am Krankenhaus als „niveaulos“ bezeichnet?Messner: Ich glaube schon eher, dass Frau Stocker das so gesagt hat. Ich möchte mich aber nicht festlegen. Jeder hört etwas anderes heraus, in einem Abend von vier Stunden. Wenn man ganz ehrlich ist, hat man herausgehört, dass da wahrscheinlich vielmehr einige Äußerungen der Mitbürger gemeint waren, als die gesamte Veranstaltung. Es ist tatsächlich das ein oder andere Wort zu viel gefallen, ich bin ja neben der Landesrätin einhergegangen.Stol: Ein Grund, das Niveau zu kritisieren?Messner: Als die Landesrätin ins Krankenhaus gegangen ist, habe ich die Leute dazu aufgerufen, nach Hause zu gehen. Das war sicher notwendig, weil solche Massen, wenn sie empört sind, vielleicht etwas tun, was man später bereut. Aber man kann nicht sagen, dass die Veranstaltung niveaulos war! Sie war Ausdruck der Bevölkerung. Die Leute haben sich sehr wohl etwas sagen lassen, man hat nur mit ihnen reden müssen. Leute aller Schichten, beider Sprachgruppen, sind unisono der Meinung, dass die Reform so im Wipptal nicht akzeptiert werden wird. Und die Leute haben Recht. Als Bürgermeister stehe ich hinter den Leuten. Wenn ich diesen Aufschrei nicht höre, dann stehe ich neben den Bürgern und das darf man als Volksvertreter nicht.Stol: Wo steht Frau Stocker?Messner: Wir haben wiederholt bei der Landesrätin vorgesprochen, haben gesagt, das mit der Reform, das gehe so nicht. Hätte sie auf uns gehört, hätte sie sich diesen Aufmarsch erspart. Nun ist es höchste Zeit, wenn schon nicht fünf nach 12, dass man auf die Bürger hört.Stol: Letzte Frage: Wie sehen Sie den Parteiaustritt Ihres Stadtrats Gögl?Messner: Ich muss ihn akzeptieren. Aber ich glaube, Geschlossenheit wäre vielleicht angebrachter.Interview: Petra Gasslitter