Wir haben ihn zum Interview getroffen. <b>Von Martin Tinkhauser</b><BR /><BR /><b>Was überwiegt nach so vielen Jahren an der Spitze der Gemeinde, das weinende oder das lachende Auge?</b><BR />Giacomo Frenademetz: Bürgermeister der Gemeinde Abtei zu sein, habe ich stets als große Ehre empfunden, auch weil ich bei jeder der drei Wahlen trotz beachtlicher Konkurrenz immer mehr Stimmen als zuvor bekommen habe. Die Energie, die ich vor fünf Jahren in den Wahlkampf gesteckt habe, hätte ich heuer nicht mehr. So gesehen ist es gut wie es ist, auch wenn es sicher eine Umstellung sein wird und auch ein bisschen schmerzt, nach 16 Jahren als Vollzeitbürgermeister. Die Nachfolge ist geregelt, lassen wir die Jungen machen, sie machen es sicher besser.<BR /><BR /><b>Sie waren Vollzeitbürgermeister, aber auch Unternehmer. War es schwierig, beide Rollen zu verbinden?</b><BR />Frenademetz: Ich hätte mir nicht vorstellen können, nicht Vollzeitbürgermeister zu sein. Durch die Digitalisierung wurde zuletzt einiges vereinfacht, anderes, wie das persönliche Zusammentreffen, auch vernachlässigt. Grundsätzlich finde ich es aber von Vorteil, unternehmerisches Denken in die Gemeindeverwaltung einzubringen. Einer alleine bewegt sowieso nicht viel in einer Gemeinde. Ich hatte das Glück, stets einen guten Ausschuss und einen guten Sekretär zu haben; Gemeindearbeit ist Teamarbeit.<BR />„D“: Wenn Sie auf ihre Amtszeit zurückblicken, was bleibt Ihnen als besondere Herausforderung im Gedächtnis?<BR />Frenademetz: Es gab schöne und weniger schöne Zeiten. Mit Sicherheit in Erinnerung bleiben wird die große Mure von 2012 … <BR /><BR /><b>… wo es auch den Privatbesitz des Bürgermeisters schwer getroffen hat …</b><BR />Frenademetz: Genau. Das zu meistern war nicht leicht. Ich war 24 Stunden in der Gemeinde, um alle notwendigen Schritte einzuleiten und zugleich hat meine Familie alles verloren. Dann die sehr umstrittenen Entscheidungen zur Aufnahme von Flüchtlingen oder ob wir eine Weltmeisterschaft wollen oder nicht, die Pandemie oder nicht und zuletzt das neue Raumordnungsgesetz und das Gemeindeentwicklungsprogramm. Diese Dinge sehe ich nach wie vor als kleine Enttäuschung. Es war aber allgemein viel mehr Schönes, vor allem wenn man Menschen helfen konnte und die Begegnungen mit den Leuten allgemein.<BR /><BR /><b>Sie blicken also mit Genugtuung zurück?</b><BR />Frenademetz: Ja, wir haben wirklich viel geschafft. Nicht alles sieht man gleich, aber wenn ich durch die Dörfer gehe, macht es schon ein bisschen stolz zu sehen, was man in all den Jahren mitgestalten konnte. Und ich habe, was ich mir so nicht erwartet hätte, viel Rückhalt in der Bevölkerung gespürt.<BR /><BR /><b>Was bleibt für die neue Verwaltung zu tun?</b><BR />Frenademetz: Es gibt Projekte, die fertigzustellen sind, wie etwa der Kindergarten, die Grundschule und die Musikschule in Stern, das Vereinshaus in Abtei/St. Leonhard, Kanal- und Wasserleitungen. Es bräuchte einen Radweg und dann müssen neue Finanzierungsmöglichkeiten für das Schwimmbad in Stern gefunden werden. <BR /><BR /><b>Sie freuen sich also auf ruhige Zeiten nach dem 4. Mai?</b><BR />Frenademetz: Ich war jeden Tag in der Gemeinde und werde in Zukunft mehr Zeit mit meiner Frau, mit meiner Familie, in unseren Betrieben oder auch bei der Jagd verbringen. Angst, dass ich mich langweilen könnte, habe ich sicher nicht.