Die Abgeordneten stimmten am Donnerstag in Brüssel mehrheitlich für den 63-jährigen Römer. Das Parlament hat bei der Spitzenpersonalie zwar kein Vetorecht, doch wäre eine Ablehnung in der Volksvertretung politisch heikel. Die EU-Staats- und Regierungschefs sollten Draghi am Abend beim Gipfel in Brüssel zum Nachfolger Jean-Claude Trichets an der Spitze der Zentralbank ernennen. Der Franzose scheidet Ende Oktober aus dem Amt.Hinter den Kulissen gibt es aber noch Ärger über die Besetzung des sechs Personen großen Direktoriums der EZB. Mit dem Einzug Draghis wäre Frankreich nicht mehr darin vertreten, wenn das italienische Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi nicht freiwillig seinen Posten räumt. Dieser hat das bisher abgelehnt. Frankreich hatte Draghi unter der Bedingung zugestimmt, dass Bini Smaghi Platz macht, will aber Draghis Ernennung trotzdem nicht blockieren.In der politisch unabhängigen Notenbank sollten Nationalitäten eigentlich keine Rolle spielen. Die vier großen Mitgliedstaaten der Währungsunion – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien – dringen aber trotzdem darauf, im Kernführungsteam kontinuierlich vertreten zu sein. Die kleinen Länder müssen sich mit einer Rotation bei den beiden übrigen Stellen begnügen. Über die Zinsen und alle anderen wesentlichen Entscheidungen bestimmen im monatlich tagenden EZB-Rat aber die Notenbankpräsidenten aller Euro-Länder mit. apa/reuters