„Wir sehen keinen Spielraum in der Eurozone, der uns erlauben könnte, neue Konjunkturpakete aufzulegen“, sagte der Vorsitzende der Euro-Finanzminister, Luxemburgs Jean-Claude Juncker, am Freitag im polnischen Breslau (Wroclaw).In dieser Frage gibt es einen offenen Disput mit den USA: Deren Finanzminister Timothy Geithner nahm erstmals an dem Treffen seiner EU-Kollegen teil und pochte Diplomaten zufolge auf verstärkte Anstrengungen der Europäer, die schwächelnde Konjunktur zu beleben.Die US-Regierung von Präsident Barack Obama hatte zuletzt ein Programm im Umfang von 450 Milliarden Dollar (rund 320 Mrd. Euro) angekündigt, um die Sozialabgaben von Firmen und Arbeitnehmern zu drücken.Um den anhaltenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten Herr zu werden, üben die Eurozone und die USA gleichwohl den Schulterschluss: Geithner und seine Kollegen aus den 17 Euro-Staaten verständigten sich Diplomaten zufolge auf eine engere Zusammenarbeit bei der Stabilisierung der Märkte.Aktien-, Devisen- und Anleihenmärkte sind – wie nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman vor genau drei Jahren – angesichts der Staatsschuldenkrise beiderseits des Atlantiks wieder extrem angespannt.Juncker droht GriechenlandIm Fall Griechenland drohte Juncker erstmals offen damit, dass die nächste Acht-Milliarden-Euro-Tranche aus dem alten 110-Milliarden-Hilfsprogramm nicht wie geplant im Oktober ausgezahlt werde, sollten die Experten von EU, EZB und IWF Athen kein positives Zeugnis ausstellen.Angesichts des Koalitionskrachs in der deutschen Regierung über neue Hilfen für Griechenland versucht Athen, seine europäischen Partner zu beruhigen. Die vereinbarten strikten Auflagen zur Sanierung der angeschlagenen Staatsfinanzen würden eingehalten, versicherte Athens Finanzminister Evangelos Venizelos. „Wir sind in der Spur, wir setzen das (Spar-)Programm um“, sagte er.Die Beschlüsse des Euro-Gipfels sind erst von fünf Eurostaaten (Spanien, Frankreich, Belgien, Luxemburg sowie Italien) abgesegnet worden. Nach Worten des EFSF-Chefs Klaus Regling kann der Krisenfonds Mitte Oktober mit seinen erweiterten Befugnissen arbeiten und beispielsweise dann auch Staatsanleihen von Wackelkandidaten kaufen.In Deutschland ist die Abstimmung im Bundestag für Ende September geplant. Der Koalitionskrach in Berlin darüber irritiert zunehmend die europäischen Partner. Ohne Deutschland namentlich zu erwähnen, mahnte Juncker: „Wir müssen zu verbaler Disziplin zurückkehren.“Griechenland wurde 2010 als erstes Euroland mit Hilfszusagen von 110 Milliarden Euro an den internationalen Finanztropf gehängt und soll nun ein zweites Hilfspaket im Volumen von 109 Milliarden Euro erhalten. Außerdem erhalten bislang Irland (85 Milliarden Euro) und Portugal (78 Milliarden Euro) Finanzhilfen.dpa