Die geplante europäische Börsenaufsicht ESMA solle dafür umfangreiche Ermittlungsbefugnisse erhalten, zitierte das „Handelsblatt“ (Dienstag-Ausgabe) aus einem Verordnungsentwurf des zuständigen EU-Kommissars Michel Barnier. Im Verdachtsfall solle die ESMA die Büros der Bonitätsprüfer durchsuchen, Geschäftsunterlagen aller Art anfordern und Verdächtige verhören. Falls sich ein Verdacht bestätigt, wolle die EU-Kommission auf Vorschlag der ESMA Geldstrafen gegen die betroffene Rating-Agentur verhängen.Barnier will dem Bericht zufolge das neue Regelwerk am Mittwoch in Brüssel vorstellen. Er reagiere damit auf die wachsende Kritik aus der Politik an den Bonitätsprüfern. Die EU sei verärgert über die Herabstufung von Staatsanleihen hoch verschuldeter Mitgliedsstaaten, wobei es weniger um die Noten selbst als vielmehr um den Zeitpunkt ihrer Verkündung geht. So hatte Fitch am vergangenen Freitag die Note für spanische Bonds gesenkt, obwohl die Regierung in Madrid unmittelbar vorher ein umfangreiches Sparprogramm beschlossen hatte. Ähnlich waren die Rating-Agenturen zuvor auch mit griechischen Bonds verfahren.Kritik an der Herabstufung Spaniens kam auch vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung. Dessen Chef Gustav Horn sagte dem „Tagesspiegel“, man sollte den Agenturen künftig nicht mehr einen so hohen Stellenwert einräumen, sondern sie als Meinungsäußerung einstufen. „Die Urteile der Ratingagenturen dürfen keine unmittelbaren Konsequenzen in der Finanzbranche mehr haben“, forderte Horn.apa/reuters